Corona-Tests müssen kostenlos bleiben

Es ist wieder soweit: Die Corona-Zahlen in Sachsen steigen. Bei den Infektionsfällen befinden wir uns bereits wieder auf dem Niveau der zweiten Welle im Herbst 2020. Was aber wirklich besorgniserregend ist: Die Zahl der Corona-Patienten im Krankenhaus steigt nach fast zwei Monaten erstmals wieder an. Nächste Woche sollen nun die kostenlosen Corona-Schnelltests auslaufen. Das wäre ein großer Fehler.
Ende März hatte die Bundesregierung ihre Corona-Testverordnung noch einmal verlängert, bis zum 30. Juni. Die vergangenen Wochen erschien eine erneute Verlängerung unnötig - wie schon im vergangenen Jahr waren mit steigenden Temperaturen die Infektionszahlen gefallen. 2021 gab es eine ähnliche Situation, im Oktober waren die kostenlosen Tests schon einmal ausgelaufen. Im November wurde die Regelung dann wieder eingeführt.
Denn obwohl es den Staat einiges an Geld kostet: Es gibt es mindestens drei gute Gründe, die Tests weiter kostenfrei anzubieten.
Tests geben Sicherheit - ob infiziert oder nicht
Erstens müssen auch nach über zwei Corona-Jahren Infektionsketten unterbrochen werden. Das geht nur mit dem Wissen, wo die Infektionen sind. Wer nach Symptomen ein positives Testergebnis bekommt, hat einen sehr viel triftigeren Grund in der Hand, Termine und Treffen abzusagen. Betreiber von Testzentren rechnen, dass sie ohne das Geld vom Staat rund 20 Euro für einen Corona-Test nehmen müssten - wer ist das bereit zu investieren, "nur um sicherzugehen"?
Doch auch umgekehrt funktioniert die Logik: Wer Symptome hat und sich negativ testen lässt, der kann sicher sein, sein Umfeld zumindest nicht mit Sars Cov-2 anzustecken - und damit möglicherweise Long Covid oder andere ernste Folgen auszulösen. Ein Selbsttest aus der Drogerie, der ja trotzdem möglich wäre, ist wegen seiner Fehleranfälligkeit kein angemessener Ersatz. Von deren Fälschungsanfälligkeit ganz zu schweigen.
Experten brauchen Zahlen
Zweitens brauchen Experten und Politiker konkrete Zahlen, um Richtlinien zu formulieren. Wenn Corona-Tests Geld kosten, wird der Andrang in den Testzentren noch weiter abnehmen. Doch sie sind neben Arztpraxen und Kliniken die einzigen Institutionen, die Corona-Infektionen an die Gesundheitsämter melden.
Die Pandemie könnte zum noch größeren Blindflug werden als jetzt. Und ohne Überblick über das Infektionsgeschehen können "kleinere" Maßnahmen wie Maskenpflicht oder Testpflicht nicht rechtzeitig ergriffen werden. Im Ernstfall bleibt am Ende nur der Holzhammer: Quarantäne, Notbremse, Lockdown. Dazu darf es nicht wieder kommen.
Die nächste Welle kommt - so sehr es auch nervt
Drittens ist das Test-Geschäft in zwei Jahren Pandemie zu einem eigenen Wirtschaftszweig avanciert - Leute testen ist das neue Kellnern. In jeder Corona-Welle sprießen die Testzentren wie Pilze aus dem Boden, die Mitarbeiter werden erst massenhaft eingestellt und dann entlassen, bis sie in der nächsten Welle wieder dort anfangen können. Das ist vor allem eines: teuer - und treibt die Kosten unnötig in die Höhe. Kosten, die durch einen höheren Preis pro Test wieder reingeholt werden.
Der Staat täte gut daran, die Testinfrastruktur mitzugestalten. Schon jetzt gibt es Stadtteile und Orte ohne Testzentren, andernorts ballt es sich. Stand jetzt dürften mangels Testbetrieb ab Juli fast alle Testzentren wieder schließen, damit sich dann spätestens ab Oktober wieder lange Schlangen bilden. Das ist vermeidbar.
Die nächste Welle wird kommen, so sehr es auch nervt. Kostenlose Tests haben sich als wirkungsvolles Mittel dagegen erwiesen. Sie jetzt abzuschaffen ist ein Fehler, der dringend korrigiert werden muss.