Rund 30 Händler in der Dippser Innenstadt machen auf ihre schwierige Lage im aktuellen Lockdown aufmerksam. Alle, die keine lebenswichtigen Dinge verkaufen, müssen geschlossen halten – und diese Schließzeit verlängert sich immer mehr, jetzt bis Mitte Februar.
Sie sind traurig und das zeigen die Geschäftsleute seit Freitag deutlich. Im Modegeschäft stehen die Schaufensterpuppen in schwarz gekleidet, vor dem Volkskunstladen wehen schwarze Fähnchen. Viele andere Auslagen sind zugehangen. Teilweise stehen Friedhofslichter vor den Türen. Plakate und Aushänge erklären die Lage. Bis Sonntag soll das zu sehen sein.
Die Stimmung ist am Boden
Die Ladeninhaber haben ihre Schaufenster zugehangen und anstatt der Ware zeigen sie Plakate. Die erste Idee dazu hatte Andrea Seiler, die Inhaberin von Brautmoden Lotze in der Dippser Schuhgasse. „Ich habe den Gedanken einfach mal in den Raum gestellt, und er wurde von meinen Kollegen sofort aufgegriffen. Das hat ins Schwarze getroffen“, sagt sie. Die Stimmung unter den Geschäftsleuten in der Innenstadt ist am Boden, und das wollen sie auch zeigen.

Jens Tennert, Spielwarenhändler und Vorsitzender des Handels- und Gewerbevereins Dippoldiswalde, sagt: „Die Idee dazu kam von den Händlern. Der Handels- und Gewerbeverein unterstützt sie natürlich, hat sie aber nicht ins Leben gerufen.“ Er weist darauf hin, dass schon im Frühjahr das Ostergeschäft wegen Corona verdorben wurde.
Jetzt sind es auch schon wieder fünf Wochen, in denen die Händler ihrem Beruf nicht nachgehen können. Das bringt viele in Existenznöte. Die Geschäfte in der Innenstadt von Dippoldiswalde zeigen noch bis Sonntag mit verhängten Schaufenstern, wie es aussehen würde in der Stadt, wenn ihre Läden wegen des Corona-Lockdowns pleite gehen und dauerhaft schließen müssten.
Es kommen keine Einnahmen, aber Kosten laufen weiter
Der Brautmodenladen von Andrea Seiler besteht seit 1999. Ihre Mutter hat ihn seinerzeit gegründet und 2015 an die Tochter übergeben. „Unser Geschäft braucht einen monatelangen Vorlauf. Jetzt beraten wir die Bräute, die im kommenden Sommer heiraten werden“, sagt die Händlerin. Dafür muss sie Ware einkaufen und bezahlen, damit die Kundinnen auch etwas sehen und anprobieren können.
Doch das liegt momentan alles brach und die Geschäfte haben keine Einnahmen. „Unsere Fixkosten laufen aber weiter. Miete, Strom, Versicherungen, Krankenkasse, das zahlen wir alles weiter“, sagt Seiler. Deswegen will sie auf die schwierige Situation aufmerksam machen.
Wenn Läden schließen, ist es ein Verlust für das Stadtleben
Jens Tennert sagt: „Ich weiß von einem Kollegen, der jetzt an seine Altersvorsorge gehen muss, um die Miete für seine Geschäfte zu bezahlen. Das geht nicht lange gut.“ Tennerts eigenes Geschäft steht auf zwei Beinen. Das ist einmal der Laden, den er wie alle anderen auch geschlossen halten muss, was ihn schmerzt.
Zusätzlich hat er vor drei Jahren begonnen, ein Onlinegeschäft aufzubauen. Das entwickelt sich jetzt besser, bringt ihm Einnahmen und hilft ihm damit weiter. Aber es gibt zum einen Produkte, die sich online schwierig verkaufen lassen. Zum zweiten wäre es für das Leben in der Stadt ein herber Verlust, wenn viele Läden schließen müssten. Davor wollen die Dippser Händler warnen. „Ich weiß, es ist eine heftige Aktion. Aber wir sind zurzeit auch in einer heftigen Situation“, sagt Tennert.
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