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Große Erleichterung im Vogtland

Erst war es bundesweiter Hotspot, nun verzeichnet das Vogtland einen starken Rückgang der Corona-Fälle. Was sind die Gründe dafür?

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Blick auf die Plauener Innenstadt: Angesichts sinkender Corona-Infektionszahlen können Kinder hier nun wieder Kitas und Schulen besuchen, wenn auch im Wechselmodell.
Blick auf die Plauener Innenstadt: Angesichts sinkender Corona-Infektionszahlen können Kinder hier nun wieder Kitas und Schulen besuchen, wenn auch im Wechselmodell. © dpa/Sebastian Willnow

Plauen. Seit Mittwoch gehört das Vogtland zu den Kreisen in Sachsen, in denen die Schulen wieder geöffnet sind. Betroffen sind 95 Einrichtungen in öffentlicher oder freier Trägerschaft, sagt Arndt Schubert vom Landesamt für Schule und Bildung in Zwickau. "Die Schulen des Vogtlandkreises waren ungewöhnlich lange von der Schließung betroffen."

Denn bereits ab Februar entwickelte sich die Region zu einem Corona-Hotspot - und machte selbst den Wechselunterricht für die über 18.000 Schüler unmöglich. Im März hatte das Vogtland bundesweit die höchste Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche. Lange lag der Wert über 400.

Inzwischen gehen nirgends in Sachsen die Infektionszahlen derart zurück wie im Vogtland, bestätigt Thomas Grünewald vom Klinikum Chemnitz. Am Dienstag lag die Inzidenz nach Angaben des Robert Koch-Institutes bei rund 130, am Mittwochmorgen wurden 105,8 gemeldet.

"Der Grund ist eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen. Aber ausschlaggebend ist die umfangreiche Impfkampagne", sagt der Leiter der dortigen Klinik für Infektions- und Tropenmedizin. Ab Ende März wurde die Impfpriorisierung im Vogtlandkreis aufgehoben - jeder Einwohner konnte sich für eine Impfung anmelden. "Das galt auch für jüngere Menschen, die mobil sind und viele Kontakte haben. Die Hürde zum Impfstoff war sehr niedrig."

Grünewald zufolge waren neben zwei Impfzentren mehr als 100 Hausärzte an der Immunisierung beteiligt. Auch die Hürden, an einen Schnelltest zu kommen, seien niedrig gewesen. 16 Schnelltest-Stationen gab es ab Ende Februar. "All das hat die Sensibilität der Menschen für das Thema allgemein erhöht. Eine ähnliche Impfaktion soll nun im Erzgebirge starten, wo die Infektionszahlen noch hoch sind."

Auch das Deutsche Rote Kreuz Sachsen bestätigt die hohe Impfquote im Vogtland. Zwischen dem 12. März und dem 5. Mai seien 86.196 Impfungen über das Impfzentrum Eich, das temporäre Impfzentrum Plauen und die mobilen Teams im Vogtlandkreis ausgegeben worden, sagt Antje Wedler vom Deutschen Roten Kreuz Sachsen in Dresden. Dahinter liegen die Impfzentren in Dresden und Leipzig mit jeweils knapp über 83 000. Allein in den letzten Tagen sei die Zahl der Impfungen im Vogtland noch einmal stark angestiegen - auf rund 125.000.

Ein Schild mit der Aufschrift "Maskenpflicht" steht in der Innenstadt von Plauen.
Ein Schild mit der Aufschrift "Maskenpflicht" steht in der Innenstadt von Plauen. © dpa/Sebastian Willnow

"Im Vogtland sind im Vergleich zu den anderen Landkreisen die meisten Impfdosen ausgegeben", berichtet Wedler. Nach Angaben des vogtländischen Gesundheitsamtes sind unter allen gezählten Impfungen rund 50.000 Zweitimpfungen. Rund 20 Prozent der Bevölkerung im Vogtland sei somit zwei Mal geimpft, deutschlandweit jedoch erst 9,4 Prozent. Auch die hohe Anzahl von rund 212.000 Schnelltestungen habe in den letzten Wochen zur Besserung beigetragen.

Da der wichtige Grenzwert der Sieben-Tage-Inzidenz von 165 unterschritten wird, können ab Mittwoch die vogtländischen Schulen und Kitas öffnen. Dem Landesamt für Schule und Bildung zufolge wird es einen Wechselunterricht geben, um die Schüleranzahl in den Klassen zu verkleinern. "In anderen Regionen des Freistaates Sachsen sind Schulen bereits jetzt im Wechselmodell und mit eingeschränktem Regelbetrieb geöffnet. Auch öffnen im Landkreis Nordsachsen am Mittwoch die Schulen wieder", erläutert Arndt Schubert.

Eine Öffnung von Ladengeschäften ist über "Click & Meet" ab Donnerstag im Vogtland möglich, informiert das Landratsamt. Das bedeutet, die Kunden können einen Laden nach vorheriger Terminbuchung besuchen. Das Sozialministerium Sachsen wertet die Aufhebung der Impfpriorisierung im März im Vogtland als Erfolg. "Testen und Impfen haben aus unserer Sicht sehr geholfen, die Situation zu verbessern", heißt es. (dpa)