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Wann sind 1.300 Betten belegt?

Statt auf die Inzidenz blickt Sachsen verstärkt auf Krankenhausbelastung. Im CoronaCast erklärt der Vorstand des Dresdner Uniklinikums, was das bedeutet.

Von Fabian Deicke
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Professor Dr. Michael Albrecht leitet die Dresdner Uniklinik. Im CoronaCast erklärt er, wie verlässliche Prognosen für die Klinikbelastung in Sachsen erstellt werden.
Professor Dr. Michael Albrecht leitet die Dresdner Uniklinik. Im CoronaCast erklärt er, wie verlässliche Prognosen für die Klinikbelastung in Sachsen erstellt werden. © [M] Sebastian Kahnert/dpa/SZ

Dresden. Sachsen schlägt mit der neuen Corona-Verordnung, die ab 1. April gilt, einen neuen Weg ein. Erstmals sind nicht Inzidenzwerte allein ausschlaggebend für die Entscheidung über Verschärfungen oder Lockerungen. Künftig richtet sich das nach der Auslastung der Normalstationen in sächsischen Kliniken.

Sobald dort die Marke von 1.300 Corona-Infizierten erreicht ist, werden Öffnungen zurück genommen. Doch warum liegt diese Bettengrenze bei 1.300? Und was genau sagt diese Zahl aus? Darüber spricht Professor Dr. Michael Albrecht im CoronaCast, dem Podcast von Sächsische.de zur Pandemie.

Albrecht ist Medizinischer Vorstand des Dresdner Uniklinikums. In seiner Funktion ist der Facharzt für Intensivmedizin nicht nur unmittelbar in die Therapie von Covid-Patienten eingebunden, sondern auch beratend für die Politik tätig. "Ich bin wirklich dankbar, dass es uns mit der 1.300er-Marke gelungen ist, einen Wert zu finden, der das Infektionsgeschehen und die direkten Auswirkungen auf die Krankenhausbelastung abbildet."

Zustande komme die Zahl, so erklärt es Albrecht in dem ausführlichen Gespräch, aus den Erfahrungen aus einem Jahr Coronakrise. Die Marke 1.300 entspricht etwa einem Drittel der Patienten, die Ende Dezember in den sächsischen Krankenhäusern lagen. "Der Wert stellt also nicht unser mögliches Maximum dar, aber er funktioniert wie ein Frühwarnsystem."

Andere Bundesländer wollen sächsisches Frühwarnmodell

Beobachtet wird die Krankenhausbelastung mit einem an der Uniklinik entwickelten System. "Unser Dispense Tool ist ein bundesweit einzigartiges Modell", betont der Mediziner. Sogar andere Bundesländer hätten inzwischen Interesse daran angemeldet.

Das System berechnet über einen Algorithmus sehr genau, wie sich die Patientenzahlen in den kommenden zwei Wochen entwickeln. So viel kann man dem Hören des Podcast-Gesprächs vorwegnehmen: diese Zahlen sehen nicht gut aus. Die 1.300er-Marke könnte schon Mitte oder Ende kommender Woche gerissen werden.

Allerdings sieht Albrecht in den Prognosen regional unterschiedliche Anstiege. Das liegt daran, dass in dem Tool alle Kliniken im Freistaat auf drei Cluster verteilt sind: Westsachsen/Chemnitz, Dresden/Ostsachsen und die Region Leipzig. "Vor allem im Westen Sachsens ist mit einem stark exponentiellen Zuwachs zu rechnen."

Das sächsische Frühwarnsystem, wie man die Betten-Berechnung auch nennen kann, könnte neben treffender Prognosen noch einen weiteren Nutzen bringen. "Wenn wir sehen, dass es regional zu starken Belastungen kommt, können wir ebenso regional reagieren." Albrecht spricht sich dafür aus, dass in schwer betroffenen Regionen auch harte Lockdowns ergriffen werden.

Außerdem geht es in dem Gespräch um die Impfung, die Auswirkung der britischen Mutation auf die Patientenzahlen sowie das zunehmend jüngere Alter von schwer erkrankten Personen.

Das Podcast-Gespräch wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.

Hier sind ergänzende Links zu Themen, auf die in der Folge Bezug genommen wird:

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