Dresden macht Schülern ein Impfangebot

Dresden. Das neue Schuljahr beginnt in reichlich zwei Wochen. Damit füllen sich auch die Dresdner Klassenzimmer wieder und viele Schüler werden im Unterricht aufeinander treffen. Bislang wurde versucht, die Ausbreitung des Coronavirus unter den Kindern und Jugendlichen mit Masken, Abstands- und Hygieneregeln, regelmäßigem Lüften und Quarantäne-Anordnungen zu verhindern. Letztlich mussten die Schüler sogar über viele Wochen hinweg daheim lernen.
Um zu verhindern, dass die Schulen im Herbst bei weiter steigenden Infektionszahlen erneut schließen müssen, hat die Stadt in den vergangenen Wochen ein sogenanntes Stressszenario entwickelt. Das beinhaltet neben den bisherigen Regelungen nun weitere Möglichkeiten, Infektionen unter den Schülern zu vermeiden.
Wie will die Stadt den Schülern Impfangebote machen?
Dresdens Bildungsbürgermeister Jan Donhauser (CDU) sieht vor allem in der Immunisierung der Schüler einen wichtigen Baustein, um Schulschließungen zu vermeiden. Zunächst hatte die Sächsische Impfkommission Anfang August die Corona-Impfung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren empfohlen, in der vergangenen Woche folgte dem die Ständige Impfkommission.
Obwohl das Impf-Interesse in der Altersgruppe langsam steigt - auch, weil die Impfung nun im Impfzentrum in der Dresdner Messe möglich ist - haben sich bislang vergleichsweise wenige junge Menschen eine Spritze geholt. Das will Donhauser ändern, indem in den ersten drei Schulwochen nach den Sommerferien feste Termine für die jeweiligen Schulen im Impfzentrum reserviert werden. Dazu sei das Gesundheitsamt derzeit noch in der Feinabstimmung mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK), das das Impfzentrum betreibt.
Demnach sollen die Eltern von der Schule über den reservierten Termin informiert werden, sodass sie dann mit ihrem Kind in die Messe fahren können. Zwar habe es auch die Überlegung gegeben, mobile Impfteams in die Schulen zu holen, das scheiterte allerdings am Platz.
Zum einen muss ein Elternteil bei der Impfung dabei sein, wenn das Kind zwischen zwölf und 16 Jahren alt ist. "Damit würde aber zu viel Begängnis in den Schulen herrschen", so Donhauser. Zum anderen sollen sich die frisch Geimpften nach der Spritze etwa 15 Minuten ausruhen - auch dafür fehlt es vor Ort in den Schulen an Räumlichkeiten.
Die Idee, die Klassen gemeinsam mit Bussen ins Impfzentrum zu fahren, gab es zwar ebenfalls, wurde aber verworfen. "Das ist so schnell nicht zu organisieren."
Donhauser hofft, dass möglichst viele Familien das Angebot der Schulen nutzen, eine Pflicht dazu gebe es aber nicht. Er geht davon aus, dass die Nachfrage in der Altersgruppe derzeit noch verhalten ist, weil Familien noch im Urlaub sind. Auch Unsicherheit oder zu großer Aufwand könnte eine Rolle spielen. Der Andrang an den Impfbussen und bei den Impfangeboten vor Ort in den Wohngebieten zeige, dass das Interesse durchaus da ist, so Donhauser.
Was sagen Lehrer dazu?
Gerd Apelt ist selbst Lehrer in Dresden und Vorstand der örtlichen Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Grundsätzlich könne er nichts Falsches in dem Impfangebot der Stadt erkennen. "Solange es am Ende Sache der Familien bleibt, sich für oder gegen eine Impfung zu entscheiden", sagt er. Einen Impfzwang für Schüler sollte es keinesfalls geben. Damit erreiche man nur das Gegenteil, so der Pädagoge.
Kommen in den Schulen mobile Lüfter zum Einsatz?
Nach anfänglicher Zurückhaltung, was den Einsatz von mobilen Lüftungsanlagen in Dresdner Schulen betrifft, ist das ebenfalls Teil des Stressszenarios. Wenn auch erst einmal nur an Grundschulen, weil dort Schüler lernen, für sich derzeit noch nicht impfen lassen können. Zunächst hat die Stadt drei dieser mobilen Lüfter gekauft, die nun an der 144. Grundschule in Mickten getestet werden sollen. Dabei soll geprüft werden, wie groß der Stromverbrauch ist und ob die Lüfter im Unterricht zu laut sind.
Parallel dazu sollen mindestens 50 weitere mobile Lüfter angeschafft werden. Sollte die Stadt Fördermittel bekommen, die der Bund in Aussicht gestellt hat, auch mehr, so Donhauser. Derzeit stehen dafür 200.000 Euro zur Verfügung. Gefördert wird die mobile Technik vor allem beim Einsatz in schwer zu belüfteten Räumen. Das betreffe auf jeden Fall die Speiseräume in den Schulhäusern Typ Dresden, die sich dort im Keller befinden. "Dort sind mobile Lüfter sicherlich sinnvoll."
Infizieren sich denn viele Kinder?
Seit Jahresanfang ist das Coronavirus bei insgesamt 14.561 Dresdnern nachgewiesen worden. Darunter befanden sich 788 Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren. In den vier Wochen vor den Sommerferien steckten sich elf von ihnen an, in den dreieinhalb Wochen seit Ferienbeginn sind es bisher 27 gewesen, wie aus den Zahlen des Robert-Koch-Instituts hervorgeht. Das RKI sieht eine Ausbreitung aktuell vor allem unter den jüngeren Menschen. Ein Viertel gehe auf das Konto von Urlaubsreisen, heißt es.