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Mindestens 19 Todesfälle nach Corona-Impfungen in Dresden - Todesursache unklar

Die Gesundheitsbehörden erfassen Todesfälle, die kurz nach einer Corona-Schutzimpfung auftreten. Davon gibt es auch in Dresden welche, wie die Stadtverwaltung mitteilt. Wie sind diese Zahlen zu bewerten?

Von Andreas Weller
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In Dresden gab es mehrere Todesfälle in zeitlichem Bezug zu einer Coronaschutzimpfung.
In Dresden gab es mehrere Todesfälle in zeitlichem Bezug zu einer Coronaschutzimpfung. © dpa-Zentralbild

Dresden. Vor allem von Impfgegnern wird häufig verbreitet, Corona-Schutzimpfungen seien gefährlich für den Körper. Ein Dresdner Stadtrat hat nun bei der Stadtspitze nachgefragt, wie viele Dresdner im zeitlichen Zusammenhang mit einer solchen Impfung gestorben sind. Laut der Antwort gab es tatsächlich Dresdner, die relativ kurz nach der Impfung gestorben sind. Wie viele waren es, und wie ordnet die Stadt die Zahlen ein?

Was bedeutet zeitlicher Bezug?

Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) verweist in seiner Antwort auf die Anfrage von AfD-Stadtrat Heiko Müller auf das Paul-Ehrlich-Institut und dessen Bericht über Verdachtsfälle von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen. Der zeitliche Bezug ist demnach gegeben, wenn maximal 30 Tage zwischen der Verabreichung der Impfdosis und dem Tod liegen.

Wie viele Todesfälle gab es in Dresden bisher?

Datengrundlage der Stadt ist nur die Zahl der Verstorbenen, die in einem zeitlichen Zusammenhang mit einer Corona-Infektion starben. Denn zu diesen Menschen liegen zumindest teilweise Informationen zu Impfungen vor.

Laut Stadtverwaltung lagen bis Mitte November 2022 zu 269 Toten von damals 1.809 Toten Impfangaben vor. Davon starben 19 Dresdnerinnen und Dresdner in einem zeitlichen Bezug zu ihrer Impfung, also innerhalb von 30 Tagen nach der Impfung. Die meisten von ihnen - 16 - sind im vierten Quartal 2021 gestorben und drei Personen im ersten Quartal 2022.

Wie alt waren die Verstorbenen und war die Impfung für den Tod verantwortlich?

Die Verstorbenen waren alle zwischen 72 und 100 Jahre alt. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Impfung und Tod sei aber in keinem Fall nachgewiesen worden, betont Hilbert. "Es ist dabei auch nicht im Einzelfall nachzuvollziehen, ob die genannten Personen an Impfnebenwirkungen oder einer anderen Ursache beziehungsweise als Folge der Vorerkrankungen gestorben sind." Informationen zum klinischen Bild liegen demnach nur in wenigen Fällen vor.

Bezogen auf die Altersgruppe der 70- bis 100-Jährigen gab es in Dresden 23.391 gemeldete Corona-Infektionen und für 4.608 Impfangaben.

Werden alle Todesfälle erfasst?

AfD-Stadtrat Müller wollte auch wissen, wie diese Fälle registriert werden, also ob die Daten auch korrekt ausgewertet werden. Eine mögliche Vertuschung schließt Hilbert in seiner Antwort aus. "Es werden bei der Falldokumentation und beim Vorliegen von Impfangaben die vorliegenden Daten - Datum der Impfung, Impfstoff, soweit bekannt - im Fachverfahren erfasst."

Bei Todesmeldungen werde dies einschlägig geprüft. Dann würden Todesdatum und, bei Vorerkrankungen, klinische Angaben dokumentiert. "Anhand dieser Information kann eine spezifische Datenauswertung erfolgen."

Werden die Fälle dem RKI gemeldet?

Laut Stadtverwaltung werden selbstverständlich alle Falldaten dem Robert-Koch-Institut (RKI) täglich übermittelt. Das betrifft den Erkrankungstag oder Tag des Labornachweises, den Sterbetag und die Daten der Impfungen - wenn diese dem Gesundheitsamt vorliegen. "Eine automatische Aufmerksamkeitsmeldung 'Achtung, Sterbefall kürzlich geimpft' existiert nicht", betont Hilbert.

Was sagen die Gesundheitsbehörden zu den Todesfällen?

Es kommt immer wieder zu einem zeitlichen Bezug zwischen Impfung und Tod. Das Paul-Ehrlich-Institut betont aber: "Wenn ältere Menschen oder Menschen mit schweren Vorerkrankungen und einem erhöhten Sterberisiko geimpft werden, dann wird es eine gewisse Anzahl von zufälligen Todesfällen geben, die kurz nach der Impfung auftreten, ohne aber kausal mit der Impfung assoziiert zu sein."

Diese Aussage betrifft laut RKI vor allem Todesfälle nach der Impfung von alten bis sehr alten Personen. Hier sei bislang kein kausaler Zusammenhang zwischen Impfung und Todesfällen zu erkennen.

Bestätigt sind dagegen Nebenwirkungen nach einer Impfung mit dem Impfstoff von Astrazeneca. So kam es 2021 in Deutschland zu Fällen von Thrombosen, unter anderem im Gehirn. Diese verliefen teilweise tödlich. Schon seit Dezember 2021 wird dieser Stoff jedoch nicht mehr in Deutschland verabreicht.

Die Bewältigung der Pandemie hänge wesentlich vom Vertrauen in die Impfungen ab, so das RKI. Eben deshalb berichte das Paul-Ehrlich-Institut über alle in Deutschland gemeldeten Verdachtsfälle von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen sowie Todesfälle im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung gegen Covid-19 in regelmäßigen Sicherheitsberichten.

Weshalb hat Stadtrat Müller die Anfrage gestellt?

Müller, selbst ungeimpft, zeigt sich nicht so richtig zufrieden mit der Antwort und behauptet entgegen aller wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass man trotzdem an der Impfung sterben könnte. Er spricht von einem beschädigten Vertrauen, das es durch die Nennung der Sterbezahlen wieder aufzubauen gelte.

Er habe die Anfrage vor allem gestellt, um die Personen aus dem Gesundheitswesen zu unterstützen, für die eine einrichtungsbezogene Impfpflicht galt. "Es darf keinen Zwang geben", so der Stadtrat. Diesen gab es in der Realität allerdings nie. So sind Ungeimpften in Sachsen bis zum Auslaufen der Impfpflicht Ende 2022 nie Betretungsverbote für Krankenhäuser oder Arztpraxen ausgesprochen worden.