Corona: „Endlich wird meine Mutter geimpft“

Ottendorf-Okrilla. Schwierigkeiten bei der Terminvergabe, lange Wartezeiten, fehlender Impfstoff: Impfzentren geraten immer wieder in die Kritik. Wie erleben Betroffene die Suche nach einem Termin und die Impfung selbst?
Martina Götze aus Grünberg hat ihre 88-jährige Mutter angemeldet und sich mit ihr auf den Weg nach Kamenz gemacht. „Sie hat mir gesagt, sie will nicht an Corona sterben, sie will ihre Urenkel aufwachsen sehen. Für mich war das ein großer Ansporn, sie möglichst schnell impfen zu lassen.“
Der Anfang war eine Katastrophe, sagt sie. „Etwa einen Monat lang versuchte ich, einen Termin zu bekommen. Die Registrierung am 12. Januar funktionierte noch. Obwohl das schon für mich recht schwierig war, mich durch die Menüs zu finden. Für Senioren, die am Computer wenig geübt sind, ist das fast nicht zu schaffen.“
Hinzu kamen die technischen Probleme. „Mittendrin ging es nicht weiter, und das System stürzte immer wieder ab“, erzählt die Ottendorferin. Das Frustrierendste sei aber gewesen, dass sie keine Rückmeldung bekam, ob es nun mit der Terminanmeldung geklappt hat oder nicht, diese lange Ungewissheit. „Seit der Registrierung habe ich jeden Tag am Computer oder an der Hotline gesessen, um hier weiterzukommen. Sogar nachts habe ich den Computer laufen lassen, um nicht aus der Schleife rausgeworfen zu werden. Doch nichts funktionierte“, sagt sie.
Langer Weg vom Parkplatz zum Impfen
Dann endlich, an einem Freitag Mitte Februar, gelang es. „Bei der Hotline hatte man mir gesagt, das System müsste neu gestartet werden, das kann dauern. Ich habe es am Mittag trotzdem probiert und mich eingewählt und mir wurde ein Termin angezeigt. Ich war heilfroh, nach einem Monat hatte ich ein Datum und eine Uhrzeit.“ Am Sonntag, dem 21. Februar, sollte ihre Mutter mittags ins Impfzentrum kommen. „Wir haben uns ins Auto gesetzt und die Turnhalle in Kamenz auch schnell gefunden.
Der Nachteil war dort die relativ weite Entfernung vom Parkplatz bis zum Eingang, berichtet sie. Ihre Mutter ist erst im Oktober aus dem Krankenhaus entlassen worden und stark gehbehindert. „Ich wollte deshalb kurz vor dem Eingang halten und sie herauslassen.“ Doch da kamen schnell Mitarbeiter vom Sicherheitsdienst, die das verhindern wollten. „Schließlich durften wir kurz halten. Glücklicherweise war mein Mann dabei, der das Auto wegfahren konnte. Sonst hätte ich meine Mutter dort stehenlassen, das Auto parken und dann wieder zurückkommen müssen, für ältere Menschen eine große Strapaze.“ Ihr Vorschlag ist, dass vielleicht Mitarbeiter mit Rollstuhl oder Rollatoren am Parkplatz bereitstehen und helfen, wenn jemand schlecht laufen kann.
Über das Coronavirus informieren wir Sie laufend aktuell in unserem Newsblog.
Im Impfzentrum dann die positive Überraschung: Alles funktionierte reibungslos. „Nachdem wir unsere Anmeldung vorgezeigt hatten, konnten wir in die Halle, freundliche Schwestern kümmerten sich um uns, es gab keine längeren Wartezeiten“, sagt Martina Götze.
Auch der Arzt kam zum Impfen auf ihre Mutter zu, als er sah, dass sie schlecht zu Fuß ist. Dass dann ihrer Mutter anstelle des angekündigten Moderna-Impfstoffes eine Dosis von Biontech-Pfizer geimpft wurde, sieht sie nicht als Problem. „Beiden wird eine hohe Wirksamkeit bescheinigt. Vorteil war sogar, dass der zweite Impftermin vorgezogen werden konnte. Bei der Moderna-Dosis hätten rund vier Wochen vergehen müssen, bei Biontech sind es nur drei. Das freut uns natürlich.“
Das Wichtigste zum Coronavirus in der Region:
- Klare Chance fürs Bierstadtfest (SZ+)
- DRK bietet Schnelltests in Langebrück an (SZ+)
- Click & Collect hilft - ein wenig (SZ+)
- Impftermin in Sachsen: Alle wichtigen Infos
- Weniger Umzüge während der Pandemie (SZ+)
- Friseur-Termine Anfang März schon weg (SZ+)
Ohne große Wartezeiten konnten die Ottendorferin und ihre Mutter nach rund 45 Minuten die Halle wieder verlassen. „Es zeigte sich, dass sie die Impfung gut verträgt, keine Rötung an der Einstichstelle, keine Übelkeit oder Ähnliches. Jetzt haben wir vor dem nächsten Termin Mitte März keine Bedenken mehr.“
Wenn danach das Immunsystem ihrer Mutter einen vollständigen Schutz gegen das Coronavirus aufgebaut hat, könnten sie auch ihre Enkel und Urenkel wieder besuchen. „Ihr fehlt der Kontakt sehr. Nach dem Krankenhausaufenthalt im Herbst vergangenen Jahres ging es ihr schlecht. Nachdem sie das überstanden hatte, waren wir sehr vorsichtig. So sollte sie nicht an einer Corona-Infektion sterben. Dafür haben wir alles getan.“
Nach Angaben von Kai Kranich, Sprecher des DRK-Landesverbandes Sachsen, steigt indes die Zahl der Impfungen im Zentrum in Kamenz und bei mobilen Teams immer mehr an. Derzeit werden täglich 400 bis 500 Dosen geimpft. Insgesamt wurden 15.000 Impfungen vorgenommen.
Allerdings hält der Landkreis Bautzen in Sachsen in neusten Impfstatistiken offenbar die rote Laterne. Danach lag der Kreis Anfang der Woche mit 3,17 Prozent geimpfter Bevölkerung am Ende der Kreise und kreisfreien Städte bei der Erstimpfung. (mit SZ/ha)
Nachrichten und Hintergründe zum Coronavirus bekommen Sie von uns auch per E-Mail. Hier können Sie sich für unseren Newsletter zum Coronavirus anmelden.
Mehr Nachrichten aus Radeberg und dem Rödertal lesen Sie hier.