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Fast 50 schwerkranke Patienten in andere Bundesländer verlegt

In Bayern, Thüringen und Sachsen schaffen es die Krankenhäuser nicht mehr: Kliniken in anderen Bundesländern springen ein, um Intensivstationen zu entlasten.

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Hamburg: Ein Patient wird auf einer Trage aus einem ADAC Flugzeug geladen.
Hamburg: Ein Patient wird auf einer Trage aus einem ADAC Flugzeug geladen. © Steven Hutchings/TNN/dpa

Stuttgart/München. Bei der bisher größten Aktion zur Verlegung von Intensivpatienten sind am Wochenende knapp 50 Schwerkranke aus den Ländern Bayern, Thüringen und Sachsen in andere Bundesländer gebracht worden. Die Verlegung im Rahmen des sogenannten Kleeblatt-Systems dient der Entlastung von Intensivstationen in den drei von der vierten Corona-Welle besonders hart getroffenen Bundesländern. Die Situation auf den Intensivstationen in den Corona-Hotspots wird von Medizinern als dramatisch beschrieben. Allein in Bayern lagen am Sonntag nach Angaben des Intensivregisters mehr als 1.000 Covid-Patienten auf den Intensivstationen, über die Hälfte davon unter Beatmung.

In Zukunft könnten auch Verlegungen ins Ausland anstehen, sollten die Kapazitäten in Deutschland nicht mehr ausreichen, sagte der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen der "Welt am Sonntag". "Anhand der Neuinfektionszahlen müssen wir davon ausgehen, dass Hunderte Intensivpatienten verlegt werden müssen", sagte Dahmen der Zeitung. "Weil der Bedarf so eklatant ansteigen könnte, werden möglicherweise auch Verlegungen in EU-Nachbarstaaten notwendig", fügte der Bundestagsabgeordnete hinzu.

Sachsen: Einer von zwei Patienten wird in der Nacht zum Sonntag auf dem Flufhafen Dresden International von Rettungskräften in ein ADAC Ambulanz Flugzeug vom Typ Dornier 328Jet verladen um nach Bremen ausgeflogen zu werden.
Sachsen: Einer von zwei Patienten wird in der Nacht zum Sonntag auf dem Flufhafen Dresden International von Rettungskräften in ein ADAC Ambulanz Flugzeug vom Typ Dornier 328Jet verladen um nach Bremen ausgeflogen zu werden. © Robert Michael/dpa
Hamburg: Rettungskräfte verteilen Corona-Patienten aus Bayern in einem Hangar am Helmut-Schmidt-Airport auf Rettungsfahrzeuge.
Hamburg: Rettungskräfte verteilen Corona-Patienten aus Bayern in einem Hangar am Helmut-Schmidt-Airport auf Rettungsfahrzeuge. © Jonas Walzberg/dpa
München: Ein Corona-Hilfsflug der Luftwaffe steht im Cargo-Bereich des Flughafen München
München: Ein Corona-Hilfsflug der Luftwaffe steht im Cargo-Bereich des Flughafen München © Peter Kneffel/dpa
Thüringen, Saalfeld: Ein Corona-Patient wird mit einem Notarzt-Intensivmobil von den Thüringen Kliniken in ein Krankenhaus nach Hannover verlegt.
Thüringen, Saalfeld: Ein Corona-Patient wird mit einem Notarzt-Intensivmobil von den Thüringen Kliniken in ein Krankenhaus nach Hannover verlegt. © Bodo Schackow/dpa
Bayern, Memmingen: Ein Patient wird in ein Flugzeug der Bundeswehr auf dem Flughafen Memmingen gebracht.
Bayern, Memmingen: Ein Patient wird in ein Flugzeug der Bundeswehr auf dem Flughafen Memmingen gebracht. © Peter Kneffel/dpa

Aus Bayern seien bis zum Sonntag 29 Patienten verlegt worden, teilte Hermann Schröder, seit Mai 2021 Vorsitzender des Arbeitskreises Rettungswesen, Katastrophenschutz und zivile Verteidigung der Innenministerkonferenz, am Sonntag in Stuttgart mit. Im Einsatz dafür waren nach seiner Auskunft neben Intensivtransportwagen (ITW), ein Großraum-Intensivtransportwagen, Ambulanzflugzeuge und ein A 310 MedEvac Flugzeug der Bundeswehr.

Dieser Spezial-Airbus, der auch als "fliegende Intensivstation" beschrieben wird, hatte bereits am Freitag sechs Patienten von Memmingen aus nach Nordrhein-Westfalen gebracht. Am Sonntag flog er fünf schwerkranke Corona-Patienten von München nach Hamburg. Sie sollten dann in Krankenhäuser in Schleswig-Holstein weiterverlegt werden. Zudem wurden laut Schröder sechs Patienten aus Thüringen sowie 14 aus Sachsen in andere Länder gebracht.

Zur Aufnahme der Intensivpatienten hatten sich durch Vermittlung der Länder Krankenhäuser in Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland bereit erklärt. Eine Verlegung von Patienten mit anderen Erkrankungen ist nach einem Kriterienkatalog der Intensivmedizinervereinigung Divi nach dem Kleeblatt-System nur in Ausnahmefällen vorgesehen. Das Konzept war im Frühjahr 2020 unter dem Eindruck der ersten Corona-Welle ins Leben gerufen worden. (dpa)