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Jetzt gibt's Airbnb für ein Stück Grün

Alle wollen einen Garten oder wenigstens mal raus: Eine junge Frau hat dafür jetzt ein Online-Portal erstellt.

Von Heike Sabel
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Sie hatte die Idee und nun das Portal, über das man zu einem Stück Grün kommen kann: Angelika Kramer-Schütz.
Sie hatte die Idee und nun das Portal, über das man zu einem Stück Grün kommen kann: Angelika Kramer-Schütz. © privat

Irgendwie gibt es alles im Internet - und nun auch Gärten, ein Stück Grün, ein Vereinshaus zum Feiern oder eine Wiese. Angelika Kramer-Schütz nennt ihr Projekt "Take a garden". Das klingt wie "take away", das Essen zum Mitnehmen, und so ist es auch, nur dass es eben kein Essen, sondern ein Garten zum Nehmen ist.

Darauf gekommen ist die Niedersächsin durch eigene Erfahrung, durch die Pandemie und während ihres Masterstudiums zu Unternehmertum und Innovationsmanagement. Als sie in der Braunschweiger Innenstadt lebte, suchte die zweifache Mutter für ihre Familie einen Garten. So wie derzeit viele, auch in der Sächsischen Schweiz. Die Sehnsucht nach einem Stück Grün wächst, schon vor Pandemiezeiten, seit einem Jahr aber verstärkt. Ein Trend, der wie Fachleute vermuten, auch weiter anhalten wird.

Alle können alles anbieten

Die Plattform von Angelika Kramer-Schütz ist nun eine moderne Form für die Suche-Biete-Zettel, die in manchen Supermärkten hängen. Sie will helfen, damit sich mehr Leute ihren Traum vom Grün erfüllen können und damit verhindern, dass Flächen brachliegen. "Mein Ziel ist es, allen Menschen den Zugang zur Natur zu ermöglichen und die Vermittlung von Grünflächen zu revolutionieren", sagt sie.

"Grundsätzlich ist alles willkommen, was in irgendeiner Form, sei es zum Imkern, Gärtnern, zur Tierhaltung, Erholung oder Durchführung von Feiern und Hobbys genutzt werden kann", sagt sie. Private Grundstücksbesitzer, Landwirte und auch Kleingartenvereine können Anzeigen schalten und vermieten, was sie haben. Zu welchem Preis und zu welchen Konditionen, das müssen sie selbst miteinander aushandeln. Die Inserate können kostenlos eingestellt werden, wer aber etwas mieten will, zahlt an die Plattform-Betreiberin eine Servicegebühr.

Vorsicht bei Kleingarten-Sparten

Bei den Kleingartenvereinen funktioniert das jedoch nur eingeschränkt. Hier gilt nämlich das Kleingartengesetz. Prinzipiell könnte man zwar einen Nachpächter über die Plattform suchen, aber im Moment sind Gärten so gefragt, dass sie oft schneller wieder weg sind, als man das Angebot auf dem Portal eingestellt hat. Zumindest in Stadtnähe.

Zudem wollen der Territorialverband als Interessenvertreter und die Kleingartenvereine das Bewerben und Vergeben der Gärten auch weiter selbst erledigen. "Diese Aufgabe könnten wir keinem Dritten übertragen, aus sachlichen und finanziellen Gründen", sagt Geschäftsführerin Susanne Russig. Für Angelika Kramer-Schütz bleibt dennoch ausreichend Potenzial für ihr Angebot. Erstens läuft es bundesweit und theoretisch sogar weltweit, zweitens sind der Fantasie der Angebote kaum Grenzen gesetzt.

Was das Gesetz zulässt und verbietet

Wenn sie von Vereinshäusern als Partylocations spricht, merkt man, dass sie eher Großstädterin ist als an die ländlichen Gebiete in der Sächsischen Schweiz und dem Osterzgebirge denkt. So sind denn auch die ersten Angebote auf der Seite aus Städten wie Berlin, Köln, München und Hamburg. Von "Jans Dachbeet" in Berlin über einen Grillplatz in Stuttgart bis hin zum Garten für eine Hochzeit in München wird schon allerlei angeboten. Sogar ein Weideplatz für Schafe in Berlin ist zu mieten. Und es werden auch ein Schnuppergarten und eine "Urlaubsvertretung" für den Garten gesucht.

Das ist laut Bundeskleingartengesetz erlaubt. In ihm ist genau festgelegt, wer wann die Kleingartenparzelle nutzen darf - oder eben nicht. Ein kleiner Fehler kann da große Folgen haben. Aber: Ein Überlassen des Gartens während des Urlaubs oder einer kurzen Erkrankung des Kleingärtners stellt keinen Vertragsverstoß dar. Wobei man sich auch hier am besten vorher mit dem Vereinsvorstand abspricht, um Ärger zu vermeiden. Denn auch hier gilt: Der Teufel steckt im Detail.

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