Gottleuba: Knapper Sieg für Herausforderer

Sieben CDU-Mitglieder haben am Freitagabend eine folgenschwere Entscheidung getroffen. Sie geht über die Bürgermeisterwahl am 18. April hinaus. Zu der wird Stadtrat Thomas Peters für die CDU ins Rennen gehen. Er erhielt vier der sieben Stimmen. Der zweite Kandidat Sebastian Salomo war ebenfalls anwesend und erhielt null Stimmen. Drei Stimmen gingen an Madlen Rätze, die zwar nicht anwesend war, aber am Abend noch vorgeschlagen wurde. Das ist möglich. Und auch muss man dafür nicht Mitglied der CDU sein.
Das war Madlen Rätze bis Januar. Dann war sie ausgetreten und hatte damit offenbar bei einigen ihrer einstigen Parteifreunde Vertrauen zerstört. Bei Ortschef Markus Funken zum Beispiel. Der bedauerte am Freitag, dass Rätze über ihren Austritt nicht weiter mit ihm gesprochen habe. Offiziell nannte sie persönliche Gründe. Funken schlussfolgerte aus diesem Austritt, man sei nicht sicher, ob sie durchhält und nicht vielleicht im Wahlkampf noch zurücktritt. Dann stünde die CDU ohne Kandidaten da. Und das wolle man vermeiden. Dirk Rätze verteidigte seine Frau: "Sie ist nicht wankelmütig."
Gut vorbereitete Überraschung
Die Kandidatur der Nichtanwesenden am Freitag war gut vorbereitet. Jens Klotzsche - bis zur letzten Kommunalwahl Fraktionschef im Stadtrat - schlug Rätze vor. Bis vor ein paar Wochen habe sie alles richtig gemacht, sagte er. Was hat sich mit dem Austritt an der Person geändert? Das war ihm natürlich nicht erst in der Versammlung eingefallen, denn der Mann von Madlen Rätze hatte sofort das entsprechende Schreiben seiner Frau parat. In dem erklärte sie sich zur Kandidatur bei der Nominierung bereit. Ohne dieses Einverständnis wäre sie nicht auf die Liste bei der CDU-Wahl gekommen. Sie sei im Vorfeld angesprochen und vorgeschlagen worden, sagte sie am Sonnabend. Warum sie nicht selbst anwesend war am Freitag? "Ich wusste nicht mit Sicherheit, ob ich vorgeschlagen werde", sagt sie.
Risse werden offensichtlich
"Meine Abwesenheit sollte die gegebenenfalls eintretende Diskussion in einem sachlichen Rahmen halten", sagt sie. Sie sei ohnehin enttäuscht und aufgewühlt von den Vorgängen. Die Diskussion gab es nach der offiziellen Versammlung. Offen bleibt, warum sie zu diesem Schachzug gegriffen hatte. Die notwendigen Unterstützungsunterschriften soll Madlen Rätze beisammen haben. Daran kann es also nicht gelegen haben. Sollte also einfach ein Kontrahent ausgeschaltet werden?
Die Entscheidung am Freitag war mehr als eine für Peters und gegen Rätze. Sie hat den Riss in Stadtrat und Ortsverband offenbart. Einen, mit dem nun alle leben müssen. Robert Kühn, Fraktionschef im Stadtrat und seit Freitag auch Nachfolger von Rätze als Stellvertreter im Ortsverband, verschwand nach der Nominierung schnell. Von der Liste der Freien Bürger (LFB) waren drei der vier Stadträte als Gäste da. Sie hatten im Vorfeld gesagt: Egal, wen die CDU nominiert, sie unterstützen weiter Madlen Rätze. Damit bekommt nun auch die bisher spürbare Übereinstimmung von CDU und LFB im Stadtrat einen Riss.
Wer ist Thomas Peters und was will er?
- Er wird am 11. Februar 40.
- Er ist verankert im Sport und in der Kirche.
- Er lebt mit seiner Familie in Berggießhübel.
- Er ist Diplom-Staatswissenschaftler und hat Staatsfinanzverwaltung studiert.
- Er arbeitet im sächsischen Finanzministerium in der Prüfbehörde.
- Er will das Miteinander von Stadtrat, Verwaltung und Bürgermeister verbessern, Vertrauen schaffen und ist bereit, neue Dinge zu lernen.
Es wird also ein spannender Wahlkampf, so, wie es Peters wenig überraschend vorhersieht und worauf er sich freut. Madlen Rätze gratuliert und wünscht ihm viel Erfolg. Salomo ist aus dem Rennen. Er musste unterschreiben, nicht anderweitig zu kandidieren. Damit ist auch die Frage eines möglichen Parteiausschlussverfahrens vom Tisch.
Nächste Entscheidung schon am Donnerstag
Der nächste Schritt zur Bürgermeisterwahl in Bad Gottleuba-Berggießhübel ist am 11. Februar die Bekanntgabe der Kandidaten. Während Thomas Peters und Michael Ullmann (AfD) von ihren Parteien nominiert wurden, musste neben Madlen Rätze auch Andre Webersen Unterschriften sammeln. Es kann also minimal zwei Kandidaten, wahrscheinlicher aber drei, maximal sogar vier geben. Dass in den bis zum Donnerstag verbleibenden Tagen noch eine weitere Überraschung geschieht, ist eher nicht zu erwarten. Weder ist eine Nominierungsveranstaltung angekündigt, noch würde es jemand schaffen, 60 Unterschriften aus dem Stand zu bekommen.
Am Ende entscheiden die Wähler. Was Peters verhindern will, ist der erste AfD-Bürgermeister in Sachsen. Darin sind sich CDU- und LFB-übergreifend alle einig.
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