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Sächsischer Chefarzt beklagt Fake News zu Corona

Angesichts kursierender Falschnachrichten rund um die Pandemie hat sich der Chefarzt am Helios Klinikum in Aue an Politiker im Erzgebirge gewandt.

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Fake News gefährden nach Ansicht eines sächsischen Chefarzts unentschlossene Menschen.
Fake News gefährden nach Ansicht eines sächsischen Chefarzts unentschlossene Menschen. © dpa/Franziska Gabbert

Aue. Der Mediziner Thomas Ketteler hat Falschinformationen zu Corona scharf kritisiert und vor deren Auswirkungen gewarnt. Derzeit könne "jeder Unqualifizierte seine wissenschaftlich nicht belegbare Meinung in den sozialen Medien verbreiten", schrieb der Chefarzt am Helios Klinikum Aue in einem am Donnerstag verbreiteten offenen Brief an Kommunalpolitiker im Erzgebirge.

"Aufgrund von zum Teil vorsätzlich veröffentlichten Fake News werden gefährdete, aber noch unentschlossene Menschen weiter verunsichert und "infiziert"." Leider befänden sich auch Hausärzte unter den Impfgegnern. Sie gefährdeten mit ihrem Verhalten die Gesundheit ihrer Patienten.

Ketteler verwies auf die Situation im Erzgebirge, wo die Wocheninzidenz am Donnerstag bei 791,2 lag. Die Sieben-Tage-Inzidenz Ungeimpfter betrage etwa 1.400, die der Geimpften knapp 70. "Die Impfquote im Erzgebirgskreis liegt bei erbärmlichen 45 Prozent. Die AHA-Regeln werden im Alltag kaum eingehalten und so gut wie gar nicht kontrolliert. Dabei gibt es im Erzgebirge anscheinend keinen Mund-Nasen-Schutz, denn wenn überhaupt getragen, dann guckt der Riechkolben meistens raus." Angesichts dieser Zahlen müsse sich auch die Politik fragen lassen, ob sie entschieden genug handele.

"Intensivmediziner und auch wir am Helios Klinikum Aue haben immer wieder auf die steigenden Patientenzahlen, schwere Verläufe auf der Intensivstation und Todesfälle aufmerksam gemacht. Wir verzeichnen in Sachsen die höchste Sterblichkeit an Covid-19 in ganz Deutschland", schrieb Ketteler weiter.

Das Klinikpersonal sei körperlich und psychisch an seinen Grenzen angelangt. Man habe bereits wieder Stationen geschlossen, um das verbleibende Personal auf die Isolierstationen zu verteilen. "Das bedeutet erneut, dass manche Patienten auf ihre Behandlung warten müssen, weil Operationssäle geschlossen und ihre Eingriffe verschoben werden müssen."

Abschließend regte Ketteler an, die gerade im Erzgebirge so beliebten Weihnachtsmärkte gar nicht erst zu öffnen. "Ich weiß natürlich, wie wichtig Weihnachtsmärkte sowohl für die kulturelle Identität als auch für die Wirtschaft der Region sind. Ich bezweifle jedoch, dass Hygienekonzepte mit Flaniermeilen und Verweilzonen realistisch umsetzbar sind. Würden Sie Ihrer Bevölkerung nicht besser mit einer Absage dienen?" (dpa)