Tannen beugen ihre weißen Zweige über Läden, die seit Monaten geschlossen sind. „Die besten Preise an der Grenze“ versprechen rote Banner für Alkohol und Zigaretten. Fast könnte die Schwelle zu Tschechien idyllisch wirken, so verlassen und verschneit. Doch auf der deutschen Seite stört ein Winseln die Corona-Stille. Eine Polizistin trägt eine Box aus einem VW Tourag, ein Mann mit Kurzhaarschnitt und Jogginghose steht breitbeinig davor und diskutiert. Zwei Pudelwelpen hat die Bundespolizei in einer Gitterbox gefunden. Er soll sie geschmuggelt haben.
„Es ist nicht schön, das vorzufinden“, sagt die Polizistin mit Wollmütze und Perlenohrringen. „Ich habe selbst Hunde, leide sehr mit.“ Nie hat die Polizei so viele Schmuggelhunde entdeckt, nie war der Anreiz für Täter so groß wie zu Corona-Zeiten.
Der Lockdown bedeutet oft ein Leben ohne Highlights, dessen Lücken viele mit Tieren füllen. Besonders beliebt sind Minirassen wie Bichon, Mops, Malteser oder Spitz und Moderassen wie Labrador oder Retriever. Anfragen fluten das Netz, von der Familie aus Waldheim, die einen Spitz für 300 Euro sucht, vom Hofbesitzer aus Bad Düben, der einen Berner Sennen auch „ohne Papiere“ nimmt. Züchter rufen teils doppelte Preise auf oder verhängen Anfragestopps.
Schmuggler reiten die Welle mit, bieten auf Verkaufsportalen oder Facebook Welpen an, verlangen oft weniger als Züchter, stoßen auf willige Kundinnen und Kunden. Auf Ebay Kleinanzeigen erscheinen zwischen regulären Angeboten Werbebanner von mutmaßlichen Betrügern, die auf Webseiten ohne Impressum Labradorwelpen für 800 Euro versprechen, gesendet per Kurier nach vorheriger Bezahlung. Das Geld soll auf das Konto einer Smartphonebank fließen, die nicht nur Kontoführungsgebühren digital gut zu tarnen weiß. Ebay Kleinanzeigen beteuert, „keinen unmittelbaren Einfluss“ auf Werbeanzeigen auszuüben, sich regelmäßig auszutauschen, um unseriöse Anzeigen zu meiden.