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Wenn der Impfausweis unauffindbar ist

Dann könnte das Kreisarchiv Mittelsachsen helfen. Dort lagern 18.000 laufende Meter Akten. Pro Jahr kommen 500 Meter hinzu.

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Im Archiv des Landratsamtes Mittelsachsen lagern tausende Akten. In die können Bürger auch vor Ort Einblick nehmen.
Im Archiv des Landratsamtes Mittelsachsen lagern tausende Akten. In die können Bürger auch vor Ort Einblick nehmen. © Symbolfoto: Stephanie Pilick/dpa

Mittelsachsen. Mit der Impfung gegen Covid-19 begann bei vielen Menschen die Suche nach dem Impfausweis. Bleibt der unauffindbar und kann auch der Arzt nicht helfen.Es lohne sich aber eine Anfrage beim Gesundheitsamt, so Kreissprecher André Kaiser.

Die Mitarbeiter könnten im Kreisarchiv nach alten Impfkarteien suchen. Solche Anfragen gebe es, laut Hartmut Petzak, dem Leiter des Kreisarchivs, regelmäßig.

Drei Archive in Mittelsachsen, ein Magazin in Döbeln

Rund 18.000 laufende Meter Akten verwahrt das Kreisarchiv Mittelsachsen aktuell an seinen drei Standorten in Freiberg, Mittweida und Wechselburg sowie in einem Archivmagazin in Döbeln. Das entspricht der Entfernung zwischen Freiberg und Siebenlehn. Rund 500 Meter Akten kommen pro Jahr hinzu, etwa 100 Meter werden jährlich entsorgt.

Maximal 30 Jahre bleiben die Unterlagen im Verwaltungsarchiv. Danach werde entschieden, ob sie ins Historische Endarchiv übernommen werden. „Die Mitarbeiter wissen, was einen bleibenden Wert für die Nachwelt hat“, so Kaiser. Während das Verwaltungsarchiv nur aus dem Schriftverkehr der Behörde besteht, sammelt das Historische Endarchiv alte Geburtsbücher, Zeitungen, Chroniken und Protokolle.

Ein Erbbuch aus dem Jahr 1559 gehört zu den ältesten Akten im Kreisarchiv. Es ist etwas vergilbt und die Schrift schwer zu entziffern, aber noch gut erhalten. „Alte Akten bestehen in der Regel aus gutem Papier“, erklärt Hartmut Petzak.

Schwieriger sei da der Umgang mit dem Archivmaterial aus DDR-Zeiten. Da ist auch die Digitalisierung keine Lösung. „Das wäre unverhältnismäßig teuer, weil es sich um enorme Datenmengen handelt“, sagt Hartmut Petzak. Außerdem schreibt das Archivgesetz vor, dass Akten in ihrer Entstehungsform, sprich als Originale zu erhalten sind.

2.000 Anfrage an Kreisarchiv jedes Jahr

Eine Besonderheit ist, dass das Kreisarchiv für Bauakten die Direktbenutzung abwickelt. Das heißt, sowohl im Verwaltungsarchiv die Unterlagen ab 1990 für die Bauverwaltung, als auch im Historischen Endarchiv die Unterlagen von vor 1990 für die Bürger.

Dies trifft insgesamt auf rund 200.000 Bauakten aus der Zeit des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts bis heute zu. Darüber hinaus ist das Kreisarchiv für das Archivgut jener Städte und Gemeinden im Kreis zuständig, die kein eigenes Archiv unterhalten. Das sind in Mittelsachsen 36 Kommunen.

Grundsätzlich darf jeder im Kreisarchiv recherchieren. Etwa 2.000 Anfragen gibt es laut Hartmut Petzak jedes Jahr. Familiengeschichtliche Unterlagen und Bauakten werden am häufigsten nachgefragt. Die Beschäftigten des Kreisarchivs suchen die gewünschten Akten heraus und stellen sie auf Wunsch auch digital zur Verfügung.

Für umfangreichere Recherchen vor Ort gibt es Benutzerräume. Dorthin kommen zum Beispiel Historiker von Universitäten. Bürger recherchieren im Schnitt jährlich an 330 Tagen in den Beständen der drei Standorte des Kreisarchivs. Selbst in den Regalen stöbern ist allerdings nicht erlaubt. Und auch die Ausleihe ist nicht möglich. „Die Originale hüten wir wie unsere Augäpfel“, so Hartmut Petzak.