"Die Covid-Patienten sind jetzt kränker als früher"

Herr Zugehör, Sie sind seit 1. April neuer Vorstand der Elblandkliniken Meißen. Wie war Ihr Werdegang?
Ich habe einen großen Teil meines Lebens in den Elblandkliniken verbracht. Ursprünglich komme ich aus Hildesheim bei Hannover, habe dort Wirtschaftswissenschaften studiert. Dann arbeitete ich in einem privaten Krankenhauskonzern in Heidelberg als Controller. Im Jahr 2010 kam ich ebenfalls als Controller nach Meißen, wurde schließlich Leiter des Controllings und Finanzleiter der Elblandkliniken. Im Jahr 2013 gab es den Vorstandswechsel, Frank Ohi wurde Chef. Danach wurde ich Prokurist, die Vertretung des Vorstandes. In diesem Jahr kam man auf mich zu, die Nachfolge des Herrn Ohi, der als kaufmännischer Vorstand an die Uniklinik Dresden wechselte, zu übernehmen.
Ist Ihr neuer Job als Chef befristet?
Nein, grundsätzlich nicht. Aber es ist vom Gesellschafter kommuniziert worden, dass die Entscheidung über die künftige Struktur der Elblandkliniken noch nicht getroffen wurde. Das soll aber zeitnah geschehen. Ich gehe davon aus, dass ich meine derzeitige Position auch weiter ausüben kann. Es ist keine Interimsstelle.
Was möchten Sie als neuer Chef der Elblandkliniken anders machen als Ihr Vorgänger Frank Ohi?
Ich war viele Jahre Teil des Teams und werde jetzt nicht sagen, ich mache alles anders. Unser bisheriger Vorstand Frank Ohi hat sehr vieles richtig gemacht. Die Elblandkliniken stehen gut da. Mein Schwerpunkt wird darauf liegen, die Vernetzung der Standorte in Meißen, Riesa und Radebeul deutlich voranzutreiben, sowohl zwischen den Klinikstandorten selbst als auch zwischen der Mutter und ihren Tochterfirmen. Da sind wir noch nicht am Ziel. Jeder Standort für sich ist zu klein, um im Wettbewerb allein bestehen zu können, wir müssen als ein großes Team arbeiten.
Haben Sie noch Kontakt zu Frank Ohi?
Ja, wir sind befreundet. Wir halten recht engen Kontakt über WhatsApp und das Telefon.
Wer wird Ihr Nachfolger als Prokurist?
Ab 1. Mai ist Claudia Baumann Prokuristin. Sie nimmt diese Funktion neben ihrer Tätigkeit als Geschäftsführerin der Elbland Service und Logistik GmbH wahr. Wir werden auch einige andere Umstrukturierungen vornehmen.
Wie ist die aktuelle Situation auf den Covid-Stationen?
Wir halten in Meißen aktuell nur zwei Stationen für Covid-Patienten vor und nicht sieben, wie im Vorjahr. Seit einiger Zeit ist die Anzahl der Patienten sogar zurückgegangen, jetzt in den letzten Tagen wieder gestiegen, aktuell auf 41. Aber die Normalstationen sind gar nicht das Problem, sondern die Intensivstation.
Wie ist dort die Lage?
Schon kritisch. Wir haben dort eine ähnliche Auslastung wie zu Hoch-Zeiten der Pandemie. Wir haben viel in Technik investiert, vor allem in Beatmungsgeräte, aber auch in bauliche Veränderungen wie Schleusen. Aber das eigentliche Problem ist das fehlende Fachpersonal für die ITS. Dieser Mangel ist nicht so einfach zu beheben. Das Thema Fachkräftemangel besteht auch in anderen Bereichen. Das betrifft sowohl die Elblandkliniken als auch andere Krankenhäuser.
Die Covid-Patienten auf der ITS sind nur in Meißen?
Hauptsächlich, ja. Wir haben zudem noch begrenzte Behandlungs-Möglichkeiten in Radebeul falls Meißen nicht ausreicht.
Sind die Eingriffe in den normalen Krankenhausbetrieb, in die planbaren Operationen wegen Covid jetzt weniger?
Die Einschränkungen im Frühjahr vorigen Jahres waren bereits erheblich, obwohl die Fallzahlen geringer waren. Wir mussten uns auf die prognostizierten hohen Fallzahlen vorbereiten. Im Sommer hatte sich die Lage stabilisiert und wir haben den Normalbetrieb schrittweise hochgefahren. Zum Jahreswechsel war die Lage dann wieder extrem schwierig und die Fallzahlen sehr hoch. Auch die Standorte Riesa und Radebeul hatten zu diesem Zeitpunkt vermehrt Covid-Patienten behandelt. Dennoch wurde versucht, die Covid-Fälle in Meißen zu konzentrieren, damit die anderen Standorte relativ normal weiter arbeiten konnten. Aktuell haben wir das Problem, dass vermehrt jüngere Patienten kommen und sie teilweise kränker sind als früher. Die Anzahl lässt sich allerdings sehr schwer prognostizieren.
Welche Verstärkung haben Sie von der Bundeswehr erhalten?
Die Bundeswehr hat uns großartig unterstützt. Mit Sanitätssoldaten, die wir voll auf Station einsetzen konnten. Aber auch Panzersoldaten haben uns beispielsweise geholfen. Aktuell sind noch zwei da, die uns in der Corona-Ambulanz unterstützen.
Wie steht es mit dem Impfen?
Gut, aber wir sind noch nicht durchgeimpft. 100 Prozent werden wir nicht schaffen, auch weil einige wenige Mitarbeiter sich nicht impfen lassen wollen. Mitarbeiter, die von einer Corona-Erkrankung genesen sind, hatten zudem nicht die höchste Impf-Priorität, werden jetzt aber auch geimpft. Derzeit ist die Impfstoffversorgung auch bei uns leider nicht ausreichend.
Wie ist die wirtschaftliche Situation der Elblandkliniken?
Das letzte Jahr lief gut für die Elblandkliniken. Das liegt vor allem daran, dass wir relativ großzügige Pandemiehilfen des Staates erhalten hatten. Hinzu kam, dass wir in Riesa und Radebeul versucht haben, den normalen Betrieb aufrecht zu erhalten. Ob wir das in diesem Jahr noch einmal schaffen, kann ich nicht sagen. Offiziell laufen die staatlichen Hilfen Ende Mai aus. Ob wir so schnell auf einen Normalbetrieb umschalten können, ist fraglich. Es wird eine Zeit des Übergangs geben. Aber es muss sich niemand Sorgen um die Elblandkliniken machen. Sie sind wirtschaftlich gut aufgestellt. Andere Krankenhäuser werden im Vorjahr vielleicht gerade so keinen Verlust gemacht haben wegen der Staatshilfen, wir haben Gewinn gemacht. Das ist der Unterschied.
Welche Investitionen stehen jetzt an den einzelnen Standorten noch an?
Es laufen die geplanten Baumaßnahmen in Riesa und Radebeul, die auf gutem Weg sind. Da wird in den nächsten Jahren noch viel gebaut werden. Wir investieren zudem jedes Jahr Millionen in neue Medizintechnik. Hinzukommen in verstärktem Maße Investitionen in IT-Technik. Damit meine ich weniger Laptops, sondern Server und Sicherheitstechnik. Neue Projekte sind die Psychiatrie in Radebeul als Beispiel, wo wir dringend investieren müssen.
Das Gespräch führte Ulf Mallek.
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