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Kamenzer Kapitän Schidun: „Vor Ostern spielen wir nicht“

Alexander Schidun, Kapitän von Einheit Kamenz, hofft, dass wenigstens die Hinrunde zu Ende gebracht werden kann. Ein Interview - nicht nur über Corona.

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Der Kamenzer Alexander Schidun (vorn) hat hier im Sachsenliga-Spiel gegen Marcos Lopez Arias vom FC International Leipzig den Ball fest im Blick.
Der Kamenzer Alexander Schidun (vorn) hat hier im Sachsenliga-Spiel gegen Marcos Lopez Arias vom FC International Leipzig den Ball fest im Blick. © Archiv: Christian Kluge

Kamenz. Die Saison in der Fußball-Landesliga ist bis zum 31. Dezember unterbrochen. Der SC Freital führt die Tabelle mit 27 Punkten an, der SV Einheit Kamenz rangiert mit 20 Zählern auf Platz fünf. Nach einigen Turbulenzen im Sommer haben die Trainer André Kohlschütter und Dirk Rettig die Lessingstädter zurück in die Erfolgsspur geführt. Seit sieben Jahren spielt Alexander Schidun - abgesehen von einer kurzen Unterbrechung - für die Kamenzer und ist deren Kapitän. Der 31 Jahre alte Familienvater und gebürtige Bautzener, der in Luttowitz wohnt, blickt im SZ-Gespräch auf das erste Drittel der Saison zurück.

Alex, überwiegt die Freude, dass Sie an den Wochenenden mehr Zeit für die Familie haben oder die Enttäuschung über die Unterbrechung?

Ich freue mich auf die kommenden Wochenenden mit meinem kleinen Sohn und meiner Frau. Sonst bin ich samstags immer unterwegs. Auf der anderen Seite fehlt mir der Sport schon, ich bin ziemlich fußballverrückt. Also, ich habe ein lachendes und ein weinendes Auge.

Wann geht es weiter?

Ich glaube, vor Ostern spielen wir nicht. Ich wäre froh, könnten wir im Januar zurück auf den Trainingsplatz und ab Mitte Februar um Punkte spielen könnten. Aber ich halte dieses Szenario nicht für realistisch.

Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?

Ich bin zufrieden, denn in der Sommerpause wurde mir zeitweise Angst und Bange, ob wir überhaupt noch eine Landesliga-Mannschaft zusammenbekommen. Wir haben erst spät kontinuierlich trainieren und spielen können, mussten uns mit den vielen neuen Spielern erst einmal finden. Der Prozess ist noch nicht abgeschlossen, aber wir sind auf einem guten Weg.

Sollte es zu einem Abbruch kommen, wäre eine Wertung der Saison schon nach dem 15. Spieltag möglich. Was halten Sie von dieser Lösung?

Erst einmal gehe ich davon aus, dass wir die Hinrunde mit insgesamt 19 Partien pro Mannschaft 2022 schon noch zu Ende spielen werden. Danach abzurechnen, halte ich für eine faire Lösung. Wir können nicht immer weiter aufstocken und dann mit 22 Teams spielen. Wir befinden uns im Amateurbereich, gehen alle arbeiten, in die Schule oder in die Uni. Fallen Spiele aus, beispielsweise im Winter, müssten wir über die Woche spielen. Für mich ein Unding in dieser Liga.

Sie sind mit Kamenz vor vier Jahren in die Oberliga aufgestiegen. Welche Erinnerungen haben Sie an 2017/18?

Der Aufstieg war eine schöne Sache und ich fand es schon interessant, mit Kamenz in der fünften Liga zu spielen. Ich kannte das schon von Bautzen. Leider liefen während der Saison nicht alle Dinge optimal. Aus sportlicher Sicht hätten wir die Oberliga halten können oder sogar müssen.

Sie sind danach noch einmal zurück nach Bautzen, standen in den ersten Regionalliga-Partien im Kader. Ende August wechselten Sie aber zurück nach Kamenz. Warum?

Das war eine schwierige Zeit, zumal wir gerade begonnen hatten, ein Haus zu bauen. Beruf, Familie, Hausbau und Viertliga-Fußball waren eine große Herausforderung. Und dann lief es bei Budissa auch nicht rund. Ich wollte nicht auf der Bank versauern, daher der Wechsel zurück.

Im Sommer verließ Frank Rietschel nach acht Jahren des SV Einheit. Was denken Sie über den Weggang?

Ich war kurzzeitig geschockt, als er mich anrief. Ich rechne es ihm aber bis heute hoch an, dass er mich als Kapitän persönlich informiert hat. Das macht nicht jeder Trainer. Wir hatten ein gutes Verhältnis.

Drei Spieler folgten dem Trainer nach Bischofswerda, andere wechselten zu anderen Vereinen. Wie war das bei Ihnen. Angebote gab es sicher auch, oder?

Ich wusste, dass Frank Rietschel mich und Franz Häfner auch gern zu Schiebock mitgenommen hätte. Andererseits wollte er uns als tragende Säulen beim SV Einheit nicht „wegloben“. Ich habe, wie auch Co-Trainer Dirk Rettig, sehr früh einen neuen Vertrag in Kamenz unterschrieben.

Nach der Verpflichtung von Fred Wonneberger als Trainer gab es Unruhe. Wie haben Sie das wahrgenommen?

Es war schon frustrierend. Wir haben Testspiele bestritten, bekamen aber kaum elf Spieler zusammen. Neuzugänge blieben aus. Ich denke, der nochmalige Trainerwechsel war zwingend notwendig. Mit André Kohlschütter ging es dann schnell wieder bergauf. Zusammen mit Dirk Rettig ist das ein richtig gutes Gespann.

Kannten Sie André Kohlschütter?

Ja, er hatte mich im Nachwuchsbereich bei Budissa Bautzen drei Jahre trainiert. Und er hat jedes Jahr angerufen, weil er mich zu seinem damaligen Verein nach Neusalza-Spremberg lotsen wollte. Heute bilden wir eine Fahrgemeinschaft. André Kohlschütter passt mit seiner Philosophie sehr gut zu Einheit. Er will Fußball spielen lassen und das kann er hier.

Wer steigt in die Oberliga auf?

Der SC Freital. Ich denke, die Jungs hatten es auch schon in der Vorsaison verdient, weil sie beim Abbruch der Saison Spitzenreiter waren. Diesmal packen sie es, sie spielen wirklich guten Fußball.

Und wie ist die Zielstellung für Einheit?

Wir sollten einen Podestplatz ins Visier nehmen. Und dann hoffen wir alle, dass wir auch das Highlight im Landespokal-Achtelfinale gegen Drittligist FSV Zwickau vor Zuschauern spielen können.

Ist Ihr Bruder noch aktiv?

Ja, Manuel ist 34 und spielt seit 2015 beim Königswarthaer SV in der Landesklasse Ost. Zuvor war er - wie ich auch - bei Budissa Bautzen aktiv.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.