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Keine Kontrollen an Grenze zu Frankreich

An der Grenze zu Tschechien und Tirol werden Autofahrer wegen Corona kontrolliert. An der Grenze zu Moselle will man das vorerst nicht so machen. Warum?

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Beamte der Bundespolizei kontrollieren ein französisches Fahrzeug, das von Petite-Rosselle in der Region Moselle in Frankreich nach Grossrosseln im Saarland fahren will.
Beamte der Bundespolizei kontrollieren ein französisches Fahrzeug, das von Petite-Rosselle in der Region Moselle in Frankreich nach Grossrosseln im Saarland fahren will. © Symbolfoto: Oliver Dietze/dpa

Berlin. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) verzichtet auch wegen der Haltung der Ministerpräsidenten im Saarland und in Rheinland-Pfalz auf stationäre Kontrollen an der Grenze zum französischen Virusvarianten-Gebiet Moselle. Innerhalb der Bundesregierung hatte sich unter anderem Außenminister Heiko Maas (SPD) gegen solche Kontrollen ausgesprochen.

Auf die Frage, weshalb man hier nicht so verfahren sei wie an den Grenzen zu Tschechien und dem österreichischen Bundesland Tirol, antwortete ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Montag in Berlin: "Die Situation ist nicht vergleichbar. Moselle ist im französischen Staatsaufbau eine kleinere Verwaltungseinheit innerhalb der Region Grand d'Est. Bei der Wiedereinführung von Grenzkontrollen ist dies schon aus Gründen der Praktikabilität zu berücksichtigen." Außerdem würden solche Maßnahmen immer auch mit den betroffenen Bundesländern eng abgestimmt. Im Gegensatz zu Sachsen und Bayern hielten die betroffenen Bundesländer an der französischen Grenze die Wiedereinführung von Kontrollen derzeit für nicht geboten.

Als Virusvariantengebiet eingestuft

Maas sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Kaum eine Region ist so vom grenzüberschreitenden Leben und Arbeiten geprägt wie die zwischen Saar und Mosel. Ich habe den Maßnahmen deshalb nur unter der Bedingung zugestimmt, dass es keine erneuten Grenzkontrollen gibt." Formal entscheidet Seehofer über Grenzkontrollen. Die Frage war jedoch zuletzt mehrfach im Kabinett besprochen worden. Um Ärger in den Grenzregionen zu vermeiden, hatte Seehofer außerdem das Gespräch mit den Regierungschefs der Grenz-Bundesländer gesucht.

Die Bundesregierung hatte am Sonntag das an das Saarland und an Rheinland-Pfalz grenzende Département Moselle mit seinen etwa eine Million Einwohnern ab Dienstag als Virusvariantengebiet eingestuft. Damit verbunden ist vor allem eine verschärfte Testpflicht für Einreisende und ein Beförderungsverbot für öffentliche Verkehrsmittel, für das es allerdings Ausnahmen gibt. Stationäre Kontrollen wie an den Grenzen zu Tschechien oder zum österreichischen Bundesland Tirol soll es aber nicht geben. Stattdessen soll wie bisher stichprobenartig hinter der Grenze kontrolliert werden.

Südafrikanische Variante auf dem Vormarsch

Am Montag sollte der Ausschuss für grenzüberschreitende Zusammenarbeit die Einzelheiten klären. Maas und Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian hatten sich bereits am Freitag abgestimmt. "Wir stehen seit Tagen auf allen Ebenen mit den französischen Kollegen in ständigem Kontakt, um pragmatische Lösungen zu finden und die Belastungen im Alltag in Grenzen zu halten", sagte Maas, der selbst Saarländer ist. "Trotzdem ist die Eindämmung der Mutation für die Menschen in der Region eine neue schwere Prüfung."

In Moselle hat sich in den vergangenen Wochen vor allem die südafrikanische Variante des Coronavirus ausgebreitet. Nach Angaben von Premierminister Jean Castex macht sie bereits 60 Prozent der positiven Fälle in dem Département aus. In Deutschland beträgt der Anteil nach offiziellen Angaben nur ein Prozent. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in sieben Tagen lag in Moselle zuletzt bei knapp 300. Im Saarland sind es dagegen nur 73, in Rheinland-Pfalz sogar nur 49. Mit Moselle werden ab Dienstag 16 Länder und Regionen im Ausland als Virusvariantengebiet gelten. (dpa)