Mehr als 50 Tote im November, mehr als 30 seit Anfang Dezember. Dabei ist der Monat erst eine Woche alt. Allein diese beiden Zahlen zeigen: Die zweite Corona-Welle ist mit der Situation im Frühjahr nicht zu vergleichen. Seit Wochen zählt der Landkreis Bautzen zu den Top-Risikogebieten in Deutschland.
Ausgerechnet in dieser Situation fordert die Kreistagsfraktion der AfD ein Aussetzen der Schutzmaßnahmen. Für die Rechtsaußen-Partei existiert die Pandemie einfach nicht. Wörtlich schreibt Fraktionschef Nitzsche: "Alle Corona-Verordnungen berufen sich auf Fake-Testergebnisse." Zur Begründung beruft er sich auf eine wilde Mischung aus Fake-News und Scheinargumenten. Ein Beispiel: Wer positiv getestet wird, aber selbst nicht erkrankt ist, soll nicht mehr in der Corona-Statistik auftauchen. Als ginge es hier um Zahlen und nicht um Menschen.
Wer infiziert ist, aber keine Symptome zeigt, trägt das Virus trotzdem in sich und kann andere damit anstecken: auf der Arbeit, in der Familie, als Pfleger im Seniorenheim. Die Folgen sind längst nicht mehr zu übersehen. Aus den Krankenhäusern im Landkreis berichten Ärzte seit Wochen von der schwierigen Lage auf den Infektionsstationen: von der Überlastung des Personals, von Patienten, für die es keine Hilfe mehr gibt. Fast täglich melden die Pflegeeinrichtungen im Kreis neue schwere Corona-Ausbrüche. Mehrfach forderte das Landratsamt Hilfe von der Bundeswehr an.
Und das ist alles nur Show? Niemand – auch nicht die AfD – kann ernsthaft glauben, man könne in dieser Lage die Schutzmaßnahmen aufheben. Dass sie es dennoch fordert, ist purer Zynismus. Fast 30 Prozent der Wählerstimmen erhielt die AfD bei der letzten Kreistagswahl – und verweigert jetzt, wo es auf Vernunft und Gemeinsinn ankommt, die Verantwortung für die Menschen und die Region.
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