Langebrücker Impfarzt: "Es kommen viel mehr Fragen"

Langebrück. Ein paar graue Haare werden in den vergangenen Tagen wohl bei Dr. Klaus Lorenzen hinzu gekommen sein. „Die Verunsicherung unter den Patienten ist groß“, sagt er im Hinblick auf das Hin und Her beim Impfstoff von AstraZeneca. „Die Aussagen sind widersprüchlich und ändern sich mitunter tageweise. Ich hätte mir gewünscht, dass der Impfstoff weiter ohne Einschränkungen verwendet werden darf“, sagt der Langebrücker Mediziner, der stellvertretender Vorsitzender des Sächsischen Hausärzteverbandes ist.
„Die Vorfälle mit der Bildung von Thrombosen sind außerordentlich selten und ein Zusammenhang mit dem Impfstoff ist noch nicht zu einhundert Prozent geklärt.“ Auf der anderen Seite ist die Gefahr, am Coronavirus zu erkranken und auch zu sterben, um ein Vielfaches höher. Vor allem wegen der Mutationen, so der Arzt. „Um die Pandemie zu stoppen, muss viel mehr geimpft werden.“
Große Verunsicherung bei den Patienten
Die Verunsicherung seiner Patienten bemerkt Klaus Lorenzen am erhöhten Beratungsbedarf. „Es kommen viel mehr Fragen. Was bedeuten die Vorfälle mit den Thrombosen? Was kann nach einer Impfung passieren? Auf welche Signale muss ich achten? Vor jeder Impfung nehme ich mir deutlich mehr Zeit, um über all das mit den Patienten zu sprechen.“ Nach Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) sollten Patienten aufmerksam werden, wenn nach vier bis 16 Tage nach einer Impfung, also nach dem Abklingen der üblichen Impfreaktionen, Symptome auftreten. Bei Kurzatmigkeit, Unterleibsschmerzen oder Schwellungen in Armen oder Beinen, bei starken oder anhaltenden Kopfschmerzen oder punktförmigen Hautblutungen sollten Betroffene sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
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30 Menschen hat er am vergangenen Mittwoch mit AstraZeneca geimpft. „Die waren alle über 60 Jahre alt. Wir hatten zuvor bei ihnen angefragt, ob sie sich impfen lassen wollen. Es sind dann auch alle gekommen bis auf eine Person. Für die konnten wir auch einen Ersatz benachrichtigen, sodass wir alle 30 Impfdosen auch wirklich verabreichen konnten. Das ist sehr erfreulich.“ Für kommende Woche sind 20 Impfungen bei ihm geplant. „Wir stellen dann wieder eine Liste zusammen mit infrage kommenden Personen, fragen bei ihnen an und vereinbaren einen Termin. Ich denke, dass die Bereitschaft sich mit AstraZeneca impfen zu lassen, ähnlich hoch bleibt wie in dieser Woche.“
Dr. Klaus Lorenzen konnte seine ersten Patienten bereits Mitte März impfen. Seine Praxis war in das Pilotprojekt des Freistaates aufgenommen worden. 39 Modellpraxen hatte die Landesregierung ausgewählt, um zu testen, wie es mit der Logistik klappt, mit der Terminvergabe an die Patienten, der Übermittlung der Impfzahlen und der Abrechnung. In Radeberg nehmen drei Praxen an dem Projekt teil. Ab 7. April sollen die Impfungen von Hausärzten ausgeweitet werden. Anfangs, solange der Impfstoff noch knapp ist, gibt es pro Arztpraxis nur 20 Dosen pro Woche. Geimpft wird gemäß der vorgegebenen Priorisierung.
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