Am Mittwoch Bund und Länder, am Freitag der Freistaat, nun der Landkreis: Innerhalb einer Woche sind die verschärften Corona-Einschränkungen von oben nach unten erlassen worden. So ist das in einem föderalen Staat.
Entstanden ist ein Vorschriftendschungel für die nächsten vier Wochen. Wohl dem, der jede Kleinigkeit noch auf dem Schirm hat. Für alle sind nicht nur die Einschränkungen eine Belastung, sondern auch deren Beachtung.
Am Montag erzählte mir ein Mittagsversorger, dass er gerade einen Kunden abweisen musste, der sich noch wie Ende Oktober bei ihm hinsetzen und essen wollte. Vier Wochen Corona-Auflagen im November waren schlicht an dem Mann vorbeigegangen. So geht es vielleicht nicht nur ihm.
Dieses Herunterfahren des öffentlichen Lebens mit den scheibchenweisen Verschärfungen sollen das Gesundheitswesen vor einem Kollaps bewahren – ohne dass die Wirtschaft komplett stillgelegt, Kitas und Schulen geschlossen werden. Aber bei den Inzidenzwerten im Kreis Görlitz, die ja für nichts anderes als die Verbreitung des Coronavirus stehen, ist es mittlerweile die Frage, ob ein dreiwöchiger Komplett-Lockdown wie im Frühjahr nicht besser wäre. Die Regeln wären klar, die Auflagen zeitlich beschränkt, die Wirkung träte vermutlich schneller ein. Und danach wären erst mal Weihnachtsferien. Doch klar ist auch, gerade für Geschäfte, für die Firmen, für die sozial Schwachen wäre das ein Schlag, von dem sie sich womöglich nicht erholen würden.
So gehen die Behörden einen Mittelweg. Der nur funktioniert, wenn sich die Menschen daran halten. Die meisten taten es bislang schon, jetzt kommt es auch auf die letzten 15 Prozent an. Ansonsten droht im Januar der Lockdown.