Sachsens Maskenregel: Jetzt kommt der Bumerang zurück

Dresden. Sachsen nimmt eine Vorreiterrolle ein. Doch wer nach vorne prescht, ist nicht zwingend Vorbild. Kein anderes Bundesland tut es dem Freistaat bei der Maskenpflicht bisher gleich. Und das dürfte wohl auch so bleiben. Denn dass der sächsische Weg zur Befreiung vom "MuNaSchu", wie manche ernsthaft den Mundnasenschutz abkürzen, scheitern wird, ist spätestens seit dem Wochenende klar.
Nach Dresden hat am Sonntag mit Leipzig die zweite der drei sächsischen Großstädte den empfindlichen Inzidenz-Grenzwert von 10 am fünften Tag in Folge überschritten. Die Corona-Schutzverordnung schreibt in solchen Fällen vor, dass im betreffenden Kreis oder der kreisfreien Stadt dann ab dem übernächsten Tag wieder einige Verschärfungen gelten. Die Liste der Regeländerungen ist etwas länger, die unpopulärste ist das Zurück zur Maske beim Einkaufen.
Unpopulär deshalb, weil viele Sachsen nachvollziehbarer Weise nach anderthalb Jahren Pandemie keine Lust mehr auf die Gesichtsbedeckung haben - erst recht im schwülwarmen Sommer. Eine repräsentative Umfrage von Sächsische.de zeigt zudem jüngst, dass 53 Prozent die Aussetzung der Maskenpflicht als richtig empfinden. Man könnte der sächsischen Regierung schulterklopfend zum Erfüllen des Mehrheitswillen gratulieren, gleichsam aber auch fragen, wie man diese Menschen jetzt nach und nach, den steigenden Inzidenzen in den Landkreisen folgend, wieder hinter sich bringt.
Immerhin ist der Eindruck am ersten Wochenende nach zweiwöchiger Maskenabstinenz in Dresden positiv. Überwiegend scheinen die Menschen sich die Maske wieder freiwillig aufzuziehen.
Kommt jetzt ein Maskenpflicht-Flickenteppich?
Jene, die die Stadt aber vielleicht nur für einen Ausflug besucht haben, dürften sich an die Zeiten des Bewegungsradius’ erinnert gefühlt haben. Beim Prüfen, wie weit 15 Kilometer so ins Umland reichen und in welchen Landkreisen die Regel gilt, hatte Sachsen zeitweise einem Flickenteppich geglichen. Bei der Maskenpflicht droht Selbiges. Aber vielleicht nur vorübergehend, denn die Inzidenzen klettern derweil schneller als die Impfquoten. In absehbarer Zeit, warnen Epidemiologen mit Blick auf Reiserückkehrer, dürfte die Inzidenz von 10 flächendeckend überschritten sein.
Momentan ist Sachsen nach wie vor Schlusslicht beim Impfen. 47,2 Prozent sind durchgeimpft, bundesweit sind es 52,0. Die Frage, ob man nun mehr Menschen zur Impfung bewegen kann, indem man ihnen kurzzeitig wie jetzt im Freistaat etwas mehr Freiheit gibt und dann wieder nimmt, ist eine der Philosophie. Und da scheinen die 15 übrigen Bundesländer offenbar eine andere, vielleicht nachhaltigere, zu haben.
Passend zum Thema - CoronaCast zum Masken-Comeback
Zum Masken-Comeback in Dresden hat Elbepark-Chef Gordon Knabe im CoronaCast mit Sächsische.de gesprochen. Er sehe die Regeln kritisch, jedoch bereite die Impfquote mehr Sorgen. Außerdem erklärt in dem Podcast SZ-Redakteur Sandro Rahrisch die neuen Regeln im Detail. Anhören über den hier eingebetteten Player. Mehr zur Podcastfolge hier: Das bedeutet das Zurück zur Maske für Dresden