Mehrere Orte in Sachsen mit Inzidenzwert über 1.000

Das Coronavirus breitet sich in Sachsen weiter dramatisch aus. Das geht aus internen Unterlagen der Staatsregierung hervor, die der Sächsischen Zeitung vorliegen. Zum Stichtag 15. Dezember lag demnach der Inzidenzwert, der die Zahl der Neuinfizierten auf jeweils 100.000 Einwohner und innerhalb von sieben Tage beschreibt, bereits in 19 sächsischen Städten und Gemeinden über 1.000. Viele weitere Orte im Freistaat liegen zurzeit nur knapp darunter.
Der landesweit höchste Inzidenzwert wurde in der 2.738 Einwohner zählenden Gemeinde Käbschütztal im Landkreis Meißen registriert. Nachdem dort innerhalb einer Woche 80 Neuerkrankungen auftraten, stieg er auf 2.921,8. Den zweithöchsten Wert in Sachsen erzielte mit 2.408,9 die Gemeinde Neukirch im Kreis Bautzen.
Die meisten Inzidenzwerte größer als 1.000 treten dann gegenwärtig im Landkreis Görlitz auf, wo allein neun Orte über dieser Marke liegen – darunter die Gemeinde Weißkeißel (2.180,7), der Kurort Jonsdorf (2.131,8) und die Stadt Seifhennersdorf (1.666,7). Lediglich in zwei der zehn sächsischen Landkreise wurde die 1.000er-Grenze bisher noch nicht überschritten – im Landkreis Leipzig und im Vogtlandkreis. Auch in den kreisfreien Städten Dresden, Leipzig und Chemnitz liegen die Werte zum Teil deutlich darunter.
Kommunen in Sachsen mit hohen Inzidenzwerten:

Aus den Papieren geht zudem hervor, dass vor Ort kaum noch eine vollständige Nachverfolgung von Kontaktpersonen der Kategorie 1 möglich ist, die zuvor mit Neuinfizierten zusammengekommen waren. Die Marke zur Nachverfolgung von mindestens 80 Prozent dieser Personengruppe innerhalb von zwei Tagen konnte zu dem Zeitpunkt nur noch im Erzgebirgskreis sowie im Landkreis Sächsische-Schweiz-Osterzgebirge erreicht werden.
Landesweit waren zum Stichtag insgesamt 607 Einrichtungen und Unternehmen, die über mindestens 20 Mitarbeiter verfügen, direkt von Corona-Infektionen betroffen – darunter 243 Alten- und Pflegeheime, 42 ambulante Pflegedienste, 181 Kindertagesstätten und 44 Krankenhäuser.
Kretschmer: Keine Abriegelung von Hotspots
Scharfe Kritik gibt es mittlerweile an dem Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) zugeschriebenen Plan, besonders stark von Neuinfektionen betroffene Orte künftig durch die Polizei abriegeln zu lassen und deren Bewohner zu isolieren. Nach SZ-Informationen wurde ein solches Szenario im Corona-Krisenstab des Freistaats bisher weder besprochen noch wurden entsprechende Vorbereitungen getroffen, im Gegenteil. Innerhalb des Gremiums wird eine solche Maßnahme zurzeit als unverhältnismäßig und zudem unzureichend bei einer landesweiten Pandemie-Bekämpfung angesehen. Kretschmer selber ruderte bereits wieder zurück. In Sachsen stehe eine Abriegelung von Orten mit hohen Corona-Infektionszahlen derzeit nicht zur Debatte, sagte er. Man habe früher als andere entschieden, das Land wieder herunterzufahren, und werde jetzt erst einmal die Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen abwarten. „Zehn bis vierzehn Tage braucht es, bevor man etwas ganz Konkretes sieht. Vorher ist mit keinen weiteren Einschränkungen zu rechnen“, betonte der Regierungschef.
Auch Sachsens Städte- und Gemeindetag warnte am Donnerstag vor übereilten Aktionen. Geschäftsführer Mischa Woitscheck sagte: „Wir haben von diesen Überlegungen zuerst aus den Medien erfahren. Diese Krise bewältigen wir nur, wenn alle Beteiligten einen kühlen Kopf bewahren und sich miteinander abstimmen. In der heutigen Sitzung des Corona-Arbeitskrisenstabes wurde vereinbart, dass wir die Situation genau analysieren, bevor weitere Maßnahmen ergriffen werden. Es macht einen Unterschied, ob eine sehr hohe Inzidenz in einer Gemeinde durch einen begrenzten Ausbruch in einem Alten- oder Pflegeheim verursacht wird oder ob es sich um ein diffuses, flächenhaftes Infektionsgeschehen unter dem mobilen Teil der Bevölkerung handelt.“
Sachsen wird nach den Weihnachtsfeiertagen mit den Impfungen gegen das Coronavirus beginnen. Zuerst werden die Bewohner und das Personal in den Pflegeeinrichtungen geimpft.