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Corona-Politik: Kretschmer räumt Fehler ein

Sachsen weist bundesweit die höchsten Inzidenzwerte auf. Der Ministerpräsident räumt rückblickend ein, die Situation im Herbst nicht richtig eingeschätzt zu haben.

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In der Rückschau wäre es besser gewesen, das Land deutlich früher herunterzufahren, sagt Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident von Sachsen.
In der Rückschau wäre es besser gewesen, das Land deutlich früher herunterzufahren, sagt Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident von Sachsen. © Peter Endig/dpa

Chemnitz/Dresden. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat rückblickend Fehler in der Corona-Politik vom Herbst eingeräumt. Die Landespolitik sei damals aufgrund der allgemeinen Stimmung zu zögerlich mit harten Maßnahmen gegen die Pandemie gewesen, sagte Kretschmer der in Chemnitz erscheinenden "Freien Presse".

Sachsen und Thüringen haben derzeit die bundesweit höchsten Inzidenzwerte. In Sachsen lag die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz laut Robert Koch-Institut am Samstag bei 339, in Thüringen bei 289. Auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hatte in dieser Woche eingeräumt: "Die Kanzlerin hatte recht und ich hatte unrecht."

In der Rückschau wäre es besser gewesen, das Land deutlich früher herunterzufahren, "auch wenn das bestimmt viel Unverständnis in der Bevölkerung ergeben hätte", sagte nun auch der sächsische Regierungschef. Am 14. Oktober hatten sich die Ministerpräsidenten der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) getroffen und sich einem von der Kanzlerin angestrebten härteren Kurs zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie verweigert.

Besuch in Kliniken

Kretschmer sagte der "Freien Presse", erst durch den Besuch mehrerer Kliniken in Sachsen am 11. Dezember sei ihm die Dramatik bewusst geworden: "Mir war nicht klar, dass das Personal in Aue schon seit sechs Wochen vor meinem Besuch am Limit arbeitete.", Kretschmer fügte hinzu: "Ich hätte mir gewünscht, dass ich früher gewarnt worden wäre." Auf Vermerke allein dürfe man sich nicht verlassen, "dann geht es schief", betonte er.

Am Freitagabend hatte das sächsische Kabinett wegen der anhaltend hohen Infektionszahlen den Corona-Lockdown bis zum 7. Februar verlängert. Neben zahlreichen Geschäften, der Gastronomie sowie den Kultur- und Sporteinrichtungen bleiben die Schulen, Internate und Kitas weiterhin geschlossen.

"Wir wollen, dass die Mobilität eingeschränkt wird", sagte Sachsens stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD). Zugleich kritisierte er, dass in sächsischen Unternehmen zu häufig die Corona-Schutzregeln nicht eingehalten würden.

"Wir müssen den Inzidenz-Wert unter 50 drücken", sagte Dulig. Ein Datum für Öffnungen und Lockerungen könne derzeit nicht benannt werden. "Niemand kann garantieren, wann wir das Ziel erreicht haben", sagte Dulig.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Länderchefs hatten in der zurückliegenden Woche eine Verlängerung des Lockdowns bis zum 31. Januar vereinbart. Demnach dürfen sich Personen zudem in Regionen, in denen die Zahl der Ansteckungen bei mehr als 200 pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche liegt, nur in einem Radius von 15 Kilometern um den Wohnort bewegen. Beschlossen wurden auch striktere Kontaktbeschränkungen.

Damit darf sich ein Haushalt nur mit einer Person aus einem weiteren Haushalt treffen - einschließlich der Kinder. Sachsen weicht von der Regelung ab und erlaubt eine wechselseitige Kinderbetreuung von zwei Haushalten mit allen dazugehörigen Kindern unter 14 Jahren. Laut Verordnung dürfen zudem Abschlussklassen an Oberschulen, Förderschulen und Gymnasien vom 18. Januar an wieder analog - aber in Gruppen - unterrichtet werden. (epd)