Dresden. Erst kürzlich war noch richtig viel los, jetzt ist alles dicht. Alle Türen sind zu, die Fensterläden verschlossen. Kein Mensch ist an diesem Donnerstag zu sehen rund um das Lokal der Naußlitzer Gartensparte „Frohe Stunde“, in der in der Nacht zum Sonntag eine Party mit rund 60 Besuchern stattfand.
Auch Pächter Daniel Geier nicht. Er gehörte nicht zu den Feiernden. Gegen ihn hat die Polizei auch kein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Er habe von der Feier nichts gewusst, sagte er am Sonntag. An jenem Abend habe er bis 23.30 Uhr für den Winterdienst der Bahn gearbeitet. Seit der Stellungnahme vom Sonntag hat Geier nicht mehr auf SZ-Anfragen reagiert.
Damals berichtete er, er sei nach seinem Dienst zur Gaststätte gegangen. "Da kamen mir schon Polizisten entgegen und ich merkte, dass hier was nichts stimmt." Als er mit den Polizisten zum Lokal gekommen sei, sei ihm klar gewesen, wer die Party organisiert hatte. "Es waren Freunde und Bekannte von mir, die mir beim Renovieren helfen. Weil ich erst am 30. Juni wieder öffnen kann, wollte ich die Räumlichkeiten neu gestalten", sagte Geier.
Schlüssel für Bekannte versteckt gelagert
Ohne die Hilfe von Freunden sei das nicht möglich, denn er hat derzeit nur wenige Einnahmen, da auch seine Eventfirma GG aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht läuft. Der Schlüssel für das Haus wurde draußen versteckt gelagert, was die "Freunde und Bekannten" gewusst hätten. So konnten sie ins Haus gelangen.
Geier muss nun damit rechnen, dass er Ärger vom Vorstand der Gartensparte bekommt. Am Eingang zu der Sparte an der Saalhausener Straße weist ein Blechbriefkasten auf ihn hin. „Zum Geier“ steht darauf. Das ist der neue Name des Vereinslokals, seit es der 19-Jährige Anfang November 2020 wiedereröffnet hat.
Damals wurde dies auch vom Stadtverband Dresdner Gartenfreunde gefeiert, der Dachorganisation der Kleingärtner. „Nach langer Suche hat das Gartenlokal endlich einen neuen Betreiber“, berichtete der Verband Mitte Oktober auf seiner Internetseite. Jetzt hat der Verein wenig Grund zur Freude.
Nach der illegalen Party beschäftigt sich das Ordnungsamt mit der Sparte und den Gästen des Abends. Sie müssen mit Strafen rechnen. Unterdessen überlegen der Vereinsvorstand und der Stadtverband, welche Folgen die illegale Feier für den jungen Pächter haben sollte.
Fehler vom Spartenvorstand?
Wolfgang Koch ist nicht irgendwer in der Sparte „Frohe Stunde“. Zusammen mit seiner Frau hat er das Vereinslokal selbst zwölf Jahre lang bewirtschaftet, bis 2007. Er hat schon entschieden.
„Der müsste gleich zweimal bestraft werden“, meint der 71-Jährige, der mit seiner Frau Dagmar seit 40 Jahren einen Garten hier hat. „Einmal dafür, dass er einen Schlüssel zum Vereinsheim in einem Versteck abgelegt hat, und das zweite Mal dafür, dass davon Insider wussten.“
Er selbst hätte damals während seiner Abwesenheit nicht einmal seinem Sohn den Schlüssel gegeben. Nur Urlaubsvertretungen hätten Zugang zu dem Lokal mit seinem Saal für 70 Besucher bekommen.
Koch glaubt, dass auch der Vereinsvorstand einen Fehler gemacht hat, als er dem jungen Dresdner die Verantwortung für das Lokal übertrug.

Koch traut dem 19-Jährigen das Geschäft nicht zu. „Sport- und Gartenlokale haben ihre eigenen Gesetze“, sagt der 71-Jährige. Daniel Geier hat er bisher nicht getroffen.
Auf seinem Internet-Auftritt bezeichnet sich der 19-Jährige als Eventmanager. Seine Unternehmen: Eine Eventagentur und die Vereinsgaststätte – in der muss er jetzt vor allem Probleme managen. (mit SZ/kh)
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