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Omikron-Fall in Hessen bestätigt

In Südafrika verbreitet sich eine neue Coronavirus-Variante. Die WHO stuft sie als "besorgniserregend" ein. Nun wurde der dritte Fall in Deutschland nachgewiesen.

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In München wurde die als besorgniserregend eingestufte Coronavirus-Variante Omikron bei zwei Reisenden nachgewiesen, die am 24. November mit einem Flug aus Südafrika eingetroffen waren.
In München wurde die als besorgniserregend eingestufte Coronavirus-Variante Omikron bei zwei Reisenden nachgewiesen, die am 24. November mit einem Flug aus Südafrika eingetroffen waren. © Pavlo Gonchar/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa

Johannesburg/Genf/München. In Hessen ist ein Fall der neuen Coronavirus-Variante Omikron nachgewiesen worden. Die Sequenzierung habe die Variante bei dem am Samstag bekanntgegebenen Verdachtsfall bestätigt, teilte Hessens Sozialminister Kai Klose am Sonntagmittag auf Twitter mit:

Bei der betroffenen Person handelt es sich den Angaben zufolge um einen Reiserückkehrer aus Südafrika. Sie stamme aus dem Rhein-Main-Gebiet. Am Samstag hatte die Behörde mitgeteilt, die Virologin Sandra Ciesek habe in dem Fall mehrere typische Merkmale der Virusvariante Omikron ermittelt, die von der WHO als besorgniserregend eingestuft wird.

Die Person war nach Angaben des Ministeriums schon am 21. November aus Südafrika in Frankfurt angekommen. Zu diesem Zeitpunkt sei Südafrika weder als Hochrisiko- noch als Virusvariantengebiet eingestuft gewesen. Sie war den Angaben zufolge vollständig geimpft, entwickelte dann im Laufe der Woche Symptome und ließ sich testen.

Zwei Fälle in Bayern

Bereits am Samstag hatte das Max-von-Pettenkofer-Institut in München erklärt, dass es die Virusvariante bei zwei Reisenden nachgewiesen habe, die am 24. November mit einem Flug aus Südafrika eingetroffen waren. Nach Angaben des Virologen Oliver Keppler stand eine Gesamtgenomsequenzierung in diesen Fällen zunächst noch aus. Aber es sei "zweifelsfrei bewiesen, dass es sich um diese Variante handelt".

Die Virusvariante breitet sich offenbar schnell aus, aus vielen Ländern werden inzwischen Fälle gemeldet, darunter Großbritannien, Belgien, Tschechien und Italien. Israel schließt daher seine Grenzen für Ausländer. Derzeit ist hier ein Omikron-Fall bestätigt, sieben werden untersucht. In Großbritannien, wo zwei Fälle bekannt sind, müssen nun alle Ankommenden am zweiten Tag nach ihrer Einreise einen PCR-Test machen und bis zum Erhalt eines negativen Resultats in Quarantäne gehen, wie der britische Premier Boris Johnson mitteilte.

Die Bundesregierung schränkt aus Sorge vor einer weiteren Ausbreitung die Einreise aus acht Ländern im südlichen Afrika drastisch ein. Südafrika, Namibia, Simbabwe, Botsuana, Mosambik, Eswatini, Malawi und Lesotho sind seit Mitternacht als Virusvariantengebiete eingestuft. Fluggesellschaften dürfen nun im Wesentlichen nur noch deutsche Staatsbürger oder in Deutschland lebende Personen von dort nach Deutschland befördern. Für Einreisende gilt eine zweiwöchige Quarantänepflicht - auch für Geimpfte und Genesene. Sie kann auch nicht durch negative Tests verkürzt werden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte die Variante B.1.1.529 am Freitag als "besorgniserregend" eingestuft. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC spricht von ernsthaften Sorgen, dass die Variante die Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe erheblich verringern und das Risiko von Reinfektionen erhöhen könnte. Welche genauen Auswirkungen die Variante hat, ist aber noch offen.

Appell an Fluggäste aus Südafrika

Bei den beiden Fällen in München steht nach Angaben des Virologen Oliver Keppler eine Genomsequenzierung noch aus. Aber es sei "zweifelsfrei bewiesen, dass es sich um diese Variante handelt", sagte der Leiter des Max-von-Pettenkofer-Instituts auf Anfrage. Die Kombination aus einem mutationsspezifischen PCR-Test und der Reiseanamnese lasse keinen Zweifel zu.

Die beiden Reisenden seien am 24. November mit einem Flug aus Südafrika eingetroffen, sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). Die Betroffenen hätten selbst vorausschauend eine Untersuchung auf die Virusvariante veranlasst, nachdem sie aus den Medien von der Gefahr erfahren hätten.

Das bayerische Gesundheitsministerium appellierte an alle Fluggäste, die mit demselben Flug aus Südafrika gekommen sind, sich umgehend bei ihrem zuständigen Gesundheitsamt zu melden. Alle Personen, die in den vergangenen 14 Tagen aus Südafrika eingereist seien, sollten sofort ihre Kontakte reduzieren, einen PCR-Test unter Angabe ihrer Reisegeschichte machen und umgehend das Gesundheitsamt kontaktieren.

Einen Sonderfall stellen die Passagiere dar, die am Freitagabend in einer weiteren Maschine aus Südafrika in München landeten. Es war der letzte planmäßige Flug, der vor Inkrafttreten der neuen Regelungen in München eintraf. Bayerns Gesundheitsministerium ordnete strenge Test- und Quarantäne-Bestimmungen an. Bei zwei Passagieren waren die PCR-Tests positiv. Ob auch sie die neue Omikron-Virusvariante tragen, war zunächst unklar. An Bord waren rund 300 Passagiere.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief die Bürger in Deutschland eindringlich dazu auf, einen Lockdown durch freiwillige Kontaktbeschränkungen zu verhindern. "Wichtig ist, dass wir jetzt alle gemeinsam handeln", schrieb Steinmeier in einem Gastbeitrag für die "Bild am Sonntag". "Halten wir uns an die Regeln, reduzieren wir noch einmal unsere Kontakte. Tun wir es, damit Schulen und Kitas nicht wieder schließen, damit wir das öffentliche Leben nicht wieder vollständig herunterfahren müssen."

Die amtierende Bundesforschungsministerin Anja Karliczek forderte die Politik auf, die Empfehlungen der wissenschaftlichen Akademie Leopoldina wie Kontaktbeschränkungen auch für Corona-Geimpfte sofort umzusetzen. "Die Politik sollte dem Rat der Wissenschaft ohne Zögern folgen. Wir dürfen keine weitere Zeit mehr verlieren", sagte die CDU-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur.

Am Samstag hatte die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina vorgeschlagen, rasch mehrwöchige Kontaktsperren auch für Geimpfte zu verhängen, um die starke vierte Corona-Welle zu brechen. Außerdem müssten bis Jahresende 30 Millionen Menschen in Deutschland eine Booster-Impfung erhalten. Eine Impfpflicht, zumindest für Bedienstete im Gesundheitswesen, sei notwendig. (dpa)