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Oberwiesenthal: Hoffnung auf Skisaison unter 2G-Regeln

Gähnende Leere statt pulsierenden Skibetriebs: Oberwiesenthal als Sachsens wichtigster Wintersportort ist verwaist. Doch ändert sich das im Neujahr?

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Zwar sagen die Meteorologen frostige Temperaturen voraus - ideal, um die Schneekanonen anzuwerfen. Doch die dramatisch hohen Corona-Infektionszahlen im Freistaat lassen böse Erinnerungen ans Vorjahr und die komplett abgeblasene Saison wach werden.
Zwar sagen die Meteorologen frostige Temperaturen voraus - ideal, um die Schneekanonen anzuwerfen. Doch die dramatisch hohen Corona-Infektionszahlen im Freistaat lassen böse Erinnerungen ans Vorjahr und die komplett abgeblasene Saison wach werden. © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Von Simona Block und Andreas Hummel

Oberwiesenthal/Dresden. Die Corona-Pandemie hat Sachsens Wintersportregionen erneut den Saisonauftakt vermasselt, doch abgeschrieben ist der Skibetrieb noch nicht. "Wir hoffen, dass wir ab dem 9. Januar in die Saison gehen können, wenn auch mit einem stufigen Verfahren und 2G-Regel", sagte Tourismusministerin Barbara Klepsch (CDU) der Deutschen Presse-Agentur.

Wichtig sei allerdings eine höhere Impfquote. Außerdem müssten die Infektionszahlen und die Auslastung der Kliniken gedrückt werden. Dann gebe es noch eine Chance auf die Skisaison, "wenn auch später und mit Verlusten".

Angesichts leerer Hotels und Pensionen sowie des Stillstands der Lifte ist die Stimmung in Oberwiesenthal mau. Mit einem Video-Appell haben Unternehmer deswegen am Freitag die Landesregierung auf ihre prekäre Lage aufmerksam gemacht und Änderungen angemahnt.

Voriges Jahr war die Wintersportsaison ganz abgeblasen

Die aktuelle Situation sei ein massives Problem für die Stadt und die Unternehmen, sagte Bürgermeister Jens Benedict. "Wir blicken in eine ungewisse Zukunft." Für das Gastgewerbe und die Wintersport-Branche am Fichtelberg sei es unverständlich, dass in Sachsen kein Skibetrieb möglich sei, in Nachbarregionen wie Tschechien und Thüringen trotz ebenfalls hoher Inzidenz aber schon, hieß es.

Die Unternehmer appellierten an die Landesregierung, Wintersport und Beherbergungen unter 2G-Bedingungen zu ermöglichen - vergleichbar der Regeln im Einzelhandel. Hotelier Jens Ellinger kritisierte, dass die jetzigen Bestimmungen für sein Gewerbe einem Berufsverbot gleichkämen.

Wenn sich die Situation nicht ändere, gingen den Betrieben noch mehr Fachkräfte verloren. Auch die Gäste suchten sich Alternativen. Es sei fraglich, ob sie künftig wieder zurückgewonnen werden könnten - und wenn, dann wohl nur mit viel Aufwand, warnte er.

Den Angaben nach könnte ein Teil des Skigebiets am Fichtelberg sofort öffnen. Man sei in Vorleistung gegangen und habe Schnee für die Hänge produziert, sagte der Geschäftsführer der Fichtelberg Schwebebahn, René Lötzsch. Die Wettervorhersage sei günstig, um weitere Pisten präparieren zu können und das Skigebiet im Januar komplett zu öffnen.

Voriges Jahr hatte die Landesregierung nach wochenlangem Bangen die alpine Wintersportsaison Mitte Januar ganz abgeblasen. Grund war das hohe Corona-Infektionsgeschehen. Noch so ein "Null-Winter" wäre für Oberwiesenthal als Wintersportort katastrophal, warnte Benedict.

Wildes Skifahren, vor allem am Wochenende

"Es ist natürlich bitter, wenn die Oberwiesenthaler, die ihren Hang beschneit haben, die Leute in ihren Autos über die Grenze nach Tschechien fahren sehen, wo sich die Lifte drehen", räumte Klepsch ein. Die Lage in Sachsens Skigebieten sei bedrohlich. Dabei verwies sie auf Liftbetreiber, Ski-Vereine, Sportgeschäfte, Ski-Schulen, Hotels und Gasthäuser. "Wenn wir aktuell von Skisaison reden, reden wir von Tagestouristen, denn Übernachtungen sind derzeit nicht möglich", stellte sie klar.

Das wäre zumindest ein erster Schritt, erklärte Bürgermeister Benedict auf Nachfrage. Allerdings hätten dann Hotels und Pensionen weiterhin das Nachsehen. Geprüft werden müsse, ob es wirtschaftlich sei, unter diesen Bedingungen das ganze Skigebiet zu öffnen, räumte Schwebebahn-Chef Lötzsch ein.

Ein geregelter Skibetrieb unter 2G könne aber das wilde Skifahren auf den Pisten eindämmen, wie es immer wieder zu beobachten sei. "Derzeit ist an den Wochenenden und folglich auch an den Zwischentagen die Hölle los", berichtete Lötzsch. "Mit dem von uns erstellten Konzept kann man dem Herr werden." (dpa)