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Sachsens erstes Risikogebiet: Der zweite Besuch

Vor einem halben Jahr wurde das Erzgebirge Sachsens erstes Risikogebiet. Damals haben wir Oberwiesenthal besucht. Wie es den Menschen heute geht.

Von Franziska Klemenz
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Annett Siegel verbringt gerade täglich vier einsame Stunden unter massenhaft hölzerner Gesellschaft, in ihrem Männelladen.
Annett Siegel verbringt gerade täglich vier einsame Stunden unter massenhaft hölzerner Gesellschaft, in ihrem Männelladen. © Arvid Müller

Schneemaschinen richten Turbinen ins Nichts, Sessellift-Sitze wirken wie Kaulquappen, die im Nebel festgefroren sind. Kein Fuß und keine Kufe hat die weiße Schicht durchkreuzt, die Sachsens größtes Skigebiet bedeckt. Die Verlassenheit in Oberwiesenthal, sie mutet an, als hätte jemand den Pausenknopf gedrückt. Nur Tom Häckels Radio bricht die Stille. "Am Anfang war es schön, Ruhe zu haben", sagt der 41-Jährige. "Aber ich kann es nicht leiden, dass gar nichts ist." Sobald er seinen Imbiss- und Skiverleihladen betritt, schaltet er das Radio ein.

Das ist der zweite Besuch unserer Reporterin in Oberwiesenthal. Die erste Reportage lesen Sie hier.

Es hat die Außenbänke beschallt, als der Erzgebirgskreis mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von 67 Infektionen auf 100.000 Einwohner zum ersten sächsischen Risikogebiet im Corona-Herbst wurde. Es singt, als ein halbes Jahr später der Wert mit fast 300 der zweithöchste in Sachsen ist.

Ohne Gäste ist Deutschlands höchstgelegene Stadt ein Geisterort. Ein Modellprojekt soll ihn bald wieder zum Leben erwecken.
Ohne Gäste ist Deutschlands höchstgelegene Stadt ein Geisterort. Ein Modellprojekt soll ihn bald wieder zum Leben erwecken. © Arvid Müller

"Wir sind guter Dinge, was bleibt uns übrig?", fragte Häckel damals, lächelte, drückte den letzten Touristen Eis in die Hand. Wie es ihm ergangen ist? "Gut", sagt er heute, lächelt, hebt einen Hocker von der Theke.

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