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"Im schlimmsten Fall 300.000 Omikron-Infektionen täglich"

Mathematik-Professor Kristan Schneider berechnet im CoronaCast die Omikron-Welle voraus. Meist liegt der Forscher aus Mittweida mit seinen Prognosen richtig.

Von Fabian Deicke
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Mathematik-Professor Kristan Schneider errechnet mit Wissenschaftlern der Hochschule Mittweida Prognose-Modelle in der Corona-Pandemie.
Mathematik-Professor Kristan Schneider errechnet mit Wissenschaftlern der Hochschule Mittweida Prognose-Modelle in der Corona-Pandemie. © [M] Helmut Hammer/Julian Schulte/dpa/SZ

Mittweida. Sachsen ist vom Spitzenplatz in der Tabelle der Inzidenzen momentan weit entfernt. Bremen, Berlin und Schleswig-Holstein haben die höchsten Inzidenzen. Sachsen liegt mit 279 sogar deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. "Doch auch hier wird Omikron bald für einen starken Anstieg sorgen", prognostiziert der Mathematiker und Modellierer Kristan Schneider im CoronaCast bei Sächsische.de.

Schneider ist Professor an der Fakultät für Angewandte Computer- und Biowissenschaften der Hochschule Mittweida. Weltweit sind die Expertisen und Berechnungen seines eigentlich auf die Malariaforschung spezialisieren Teams gefragt. In der Corona-Pandemie haben sich ihre Prognosen für Infektionswellen im Nachhinein oft als zutreffend erwiesen. "Bei Omikron rechnen wir bundesweit in den nächsten Wochen schlimmstenfalls mit 200.000 bis 300.000 Neuansteckungen täglich." Lockerte man Maßnahmen weiter, so Schneider, könnte die Zahl noch größer werden. Der Forscher geht zudem davon aus, dass es bei dieser Größenordnung an täglich neuen Fällen nur schwer möglich sein werde, mit dem Durchführen und Auswerten von Tests nachzukommen.

Dass sich die Welle bereits aufbaue, darauf hätten die Daten des Robert-Koch-Instituts bereits vor Weihnachten gedeutet. Dass man im Norden Deutschlands gegenwärtig eine stärkere Verbreitung von Omikron als in Sachsen sehe, habe verschiedene Gründe. "Einer ist, dass in Sachsen wegen einer vergleichsweise geringeren Impfquote zurzeit anteilig mehr Menschen unter kontaktbeschränkenden Maßnahmen leben müssen."

Der Prognose des Mathematikers zufolge wirke dieser Effekt zwar bremsend, aber nicht verhindernd. "Wenn Omikron einmal in Sachsen dominierend sein wird, steigen auch hier die Zahlen."

Was könnte die Entwicklung aufhalten? "Stoppen kann man die Omikron-Welle nicht. Man wird nur in der Lage sein, sie zu verzögern. Es geht jetzt darum, Zeit zu gewinnen." Und das, so Schneider, könnte man nur durch ein beibehalten einer Strategie erreichen, die auf Kontaktminimierung und Impfen setze ...

Die Themen des Podcast-Gesprächs:

  • Wie hart wird Omikron Sachsen und Deutschland treffen?
  • Wieso das Schließen von Schulen in der Omikron-Welle vielleicht nötig wird
  • Warum Durchseuchungsszenarien gefährlich sind
  • Wie Corona-Modellrechnungen erstellt werden
  • Wie aussagekräftig sind eigentlich offizielle Corona-Zahlen in Deutschland?

Das Podcast-Gespräch wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.

Zur Person: Kristan Schneider ist 1981 in Wien geboren, hat dort Mathematik studiert und wurde für seine Forschungsarbeit vom Österreichischen Wissenschaftsministerium ausgezeichnet. Zwischenzeitlich war er im Wiener Stadtbezirk Hietzing im Bezirksvorstand politisch tätig. Seit 2012 ist er Professor für Modellbildung und Simulation an der Hochschule Mittweida. Dort erstellt er insbesondere zur Ausbreitung der Malaria-Krankheit Prognosen. Seit Beginn der Pandemie auch zum Verlauf von Corona-Wellen.

© Helmut Hammer

Hier sind ergänzende Links zu Themen, auf die in der Folge Bezug genommen wird:

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