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Politik in Sachsen - die Morgenlage

Streit um 2G-Kontrollen +++ Sachsen erreicht Vorwarnstufe +++ Mehr Neuinfektionen als je zuvor +++ AfD will Wahl-Nachzählung erzwingen

Von Maximilian Helm
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Immer mehr Menschen liegen auf Intensivstationen - nun gelten in Sachsen strengere Regeln.
Immer mehr Menschen liegen auf Intensivstationen - nun gelten in Sachsen strengere Regeln. © Ukrinform/dpa

Guten Morgen,

hätten sich in den vergangenen Wochen und Monaten in Sachsen ein paar Menschen mehr an die wesentlich weniger strengen 3G-Regeln gehalten, wäre die Situation in den Krankenhäusern vermutlich nicht so dramatisch, wie sie inzwischen ist. Hätten sich alle auch im Party-, Stadtfest- und Nachtleben an die wenigen Hygiene-Auflagen gehalten, die bisher galten, hätten alle auch in den kommenden Wochen freier leben können.

Hätten sich ein paar tausend Menschen mehr impfen lassen, die dies zum Teil auch nur aus Nachlässigkeit, Trägheit oder Gedankenlosigkeit nicht getan haben, müsste man sich weniger Sorgen um einige seiner Mitmenschen machen. Wäre Sachsen schneller und besser, organisierter und strukturierter im ersten Corona-Winter für Ältere und Pflegebedürftige eingetreten, wären vermutlich viele von ihnen heute noch am Leben. Hätte sich Sachsen wenigstens auf diesen Corona-Winter besser vorbereitet als auf den vergangenen, würden die Booster-Impfungen klarer und besser anlaufen, müssten wir uns weniger sorgen, dass sich das Ganze noch einmal wiederholt.

Hätten nicht so viele Corona zum emotionalen Schlachtfeld in einer wissenschaftsfreien Zone erklärt, könnte man jetzt noch mehr Menschen mit Argumenten erreichen und sie vielleicht noch retten vor schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen, die sie ohne Impfung riskieren. Jeden Tag von Neuem.

Hätten wir nur...

Herzlichst,

Ihre Annette Binninger
Leiterin Politikredaktion Sächsische.de

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Die wichtigsten News am Morgen:

+++ Streit um Kontrollen der 2G-Regeln +++

Wegen der steigenden Corona-Infektionen soll die 2G-Regel – also der Zugang nur für Geimpfte und Genesene – in der Innengastronomie, bei Veranstaltungen, in Kultur- und Freizeiteinrichtungen im Innenbereich und bei Großveranstaltungen Pflicht werden. (Eine Übersicht über die neuen Regeln finden Sie hier.) Kontrollieren sollen das die Kommunen - doch die sehen sich wegen fehlenden Personals kaum dazu imstande. Laut eines internen Papiers haben erste Landkreise bereits die Landesregierung um Hilfe gebeten - doch es gebe "kaum Bereitschaft zur personellen Unterstützung." Die Kommunen drängen auch darauf, die Kontaktnachverfolgung einzuschränken, um freie Mitarbeiter für die Kontrollen zu haben. Schon jetzt komme es vielerorts zur Missachtung der Regeln.

Vor allem Kulturstätten sind von den 2G-Regeln betroffen - doch die reagieren gelassen. Sächsische.de hat mehrere Betreiber befragt: Staatliche Häuser, aber auch einige private, sehen in den neuen Regeln keine deutlich stärkeren Einschränkungen als ohnehin. Großveranstaltungen sind da schon eher betroffen - weil bei Eintritt der Überlastungsstufe nur 50 Prozent der Plätze verkauft werden dürfen. Einige Veranstaltungen trifft es jedoch hart: So sehen die Dresdner Jazztage die neuen Regeln als diskriminierend an und überlegen sogar, das Festival in ein anderes Bundesland zu verlegen.

Lesetipp: Was Leipziger von der 2G-Verschärfung halten (LVZ)

+++ Sachsen erreicht Vorwarnstufe +++

Mit dem 5. November erreicht der Freistaat die Vorwarnstufe der Sächsischen Corona-Schutz-Verordnung. Der Belastungswert Normalstationen von 650 mit COVID-19-Patienten belegten Betten wurde an fünf aufeinanderfolgenden Tagen überschritten, sodass zum 5. November weitere Einschränkungen greifen. Heute sind 920 Betten auf Normalstation belegt, bei den Intensivbetten sind es 224. Was nun genau gilt, können Sie hier nachlesen.

Der Dresdner Virologe Alexander Dalpke geht angesichts der momentanen Entwicklung von "einem heißen Herbst" aus. "In den kommenden vier Wochen droht bei gleichbleibender Dynamik auch das Erreichen der Überlastungsstufe", prognostiziert Dalpke im CoronaCast bei Sächsische.de. Die Überlastungsstufe wird bei 1.300 Patienten auf Normalstationen oder 420 auf Intensivstationen erreicht.

+++ Rekordzahl an Neuinfektionen +++

In Sachsen sind binnen eines Tages 4.469 neue Corona-Infektionen gemeldet worden - ein neuer Rekordwert. Der bisherige Höchststand wurde am 23. Dezember 2020 registriert. Damals wurden 3.872 Menschen innerhalb eines Tages positiv auf das Coronavirus getestet. Zudem wurden 21 weitere Todesfälle registriert, die im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung stehen. Seit Beginn der Pandemie im März 2020 haben sich in Sachsen nachweislich 336.279 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, 10.367 starben. Die vom Robert Koch-Institut ermittelte Sieben-Tage-Inzidenz für den Freistaat lag mit 289,7 höher als am Dienstag (284,4). Sachsen liegt weiterhin deutlich über dem Bundeschnitt von 153,7. Noch stärker betroffen ist lediglich Thüringen.

Alles zur Corona-Pandemie lesen Sie jederzeit in unserem kostenlosen Newsblog.

+++ AfD will Wahl-Nachzählung in Dresden erzwingen +++

AfD-Kandidat Andreas Harlaß verlor bei der Bundestagswahl im Kreis Dresden II/Bautzen II knapp gegen CDU-Kandidat Lars Rohwer. Auch der Einzug ins Parlament über Platz fünf der Landesliste blieb AfD-Sprecher Harlaß wegen den vielen AfD-Direktmandaten in Sachsen verwehrt. Das Ergebnis war äußerst knapp, selbst nach der Prüfung der Wahl durch den Kreiswahlausschuss konnte Harlaß zwar wenige Stimmen aufholen, aber am Ende lag Rohwer mit 35 Stimmen vorn. Die Partei will eine Stimm-Nachzählung nun vor Gericht erzwingen.

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