Das hat damals selbst den Reporter überrascht. Für ein Foto kletterte Siegfried Köhler, damals 88 Jahre alt, ohne Probleme die Leiter hoch zum Fahrerhaus eines Tanklöschfahrzeugs. Oben angekommen, staunte der Senior, der 1951 in die Feuerwehr eintrat, nicht schlecht über die Technik. "Die Feuerwehrtechnik hat sich enorm weiterentwickelt", sagte er damals im SZ-Interview. In seiner aktiven Zeit stand der Reinhardtsgrimmaer Feuerwehr nur ein Robur und ein Schlauchwagen zur Verfügung.

Eigentlich hatte er nicht vor, Feuerwehrmann zu werden. Sein angehender Schwiegervater, damals Wehrleiter, habe ihn halb im Ernst, halb im Spaß dazu drängte. "Wenn Du meine Tochter heiraten willst, musst Du in die Feuerwehr!"
Die Liebe war so stark, dass der junge Mann zu beidem Ja sagte. Beide Entscheidungen hat er nie bereut, gestand er. Später stieg er zum Wehrleiter auf. Von 1966 bis 1981 leitete er die Geschicke der Reinhardtsgrimmaer Ortswehr. Als Wehrleiter gründete Siegfried Köhler, der früher als ökonomischer Leiter in der PGH-Feinmechanik und später im VEB-Nachfolgebetrieb gearbeitet hat, auch eine Jugendfeuerwehr im Ort. Maßgeblich organisierte er das Fest zum 100-jährigen Bestehen der Feuerwehr mit, das im Juni 1970 gefeiert wurde. Für seine Verdienste wurde ihm 2011 das Ehrenkreuz des Kreisfeuerwehrverbandes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge verliehen.
Nicht der einzige Verlust
"Er hat erheblich zum Erfolg unserer Feuerwehr beigetragen", sagt der stellvertretende Ortswehrleiter André Lehmann. Siegfried Köhler, der 1992 zur Altersabteilung wechselte, habe sich stets zum Schutz und Wohle der Allgemeinheit eingesetzt. Ende 2020 hörte sein Herz kurz vor seinem 94. Geburtstag auf zu schlagen. "Uns fällt es schwer, nun Abschied von ihm nehmen zu müssen." Die Kameraden werden ihn stets dankbar sein, sagt Lehmann.
Es ist nicht der einzige Verlust, den die Feuerwehr in jüngster Zeit hinnehmen musste. Auch Brandmeister Herbert Fischer schloss Ende 2020 im Alter von 87 Jahren seine Augen für immer. Mit ihm verlor die Reinhardtsgrimmaer Wehr einen Mann, der sich von 1965 bis 1998 aktiv in der Feuerwehr engagierte und danach Mitglied der Altersabteilung war. Damit stand er über 55 Jahre im Dienst am Nächsten. Für seine geleistete Arbeit wurde er 2016 mit dem Ehrenzeichen in Gold ausgezeichnet.
Die Kameraden hätten die beiden Senioren in gewohnter Form ehrenvoll zu Grabe getragen. Leider sei das unter den gegebenen Umständen nicht möglich, so Lehmann.
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