Richten Kitas im Rödertal Notbetreuung ein?

Radeberg. Die Infektionszahlen liegen nicht nur im Landkreis Bautzen seit Wochen auf hohem Niveau. Um die Ansteckungsrate zu drücken, greift der Freistaat zu weitreichenden Mitteln. Ab Montag werden Schulen und Kindertagesstätten geschlossen. Eltern treibt jetzt die Frage um, wo ihre Kinder dann betreut werden. Die SZ hat in Kindereinrichtungen nachgefragt.
In der Kita Am Sandberg in Radeberg sind Chefin Madlen Winkler und ihre Kolleginnen dabei, Pläne für die nächste Woche auszuarbeiten. „Natürlich wird es bei uns eine Notbetreuung geben. Das Problem ist nur, dass wir nicht wissen, wie viele Kinder es betrifft“, sagt die Kita-Leiterin.
Denn noch ist nicht bekannt, wer diesmal zu den sogenannten systemrelevanten Berufen gezählt wird und wer damit seine Kinder in die Notbetreuung bringen kann. „Das wird voraussichtlich erst am Freitag mit der Allgemeinverfügung bekanntgegeben. Wir hätten uns etwas mehr Vorlauf gewünscht.“ Jetzt wird in der Kita nur geschätzt, wie viele es sein könnten.
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„Wir haben viele Krankenschwestern, Ärzte und Altenpfleger als Eltern. Sie können ganz sicher die Notbetreuung in Anspruch nehmen. Wir haben ja Erfahrung aus der ersten Welle im Frühjahr. Damals wurde trotz Schließung fast die Hälfte der Kinder von uns weiter betreut.“
Madlen Winkler erfährt hautnah, wie schwer es mitunter in den Familien ist, die Betreuung zu organisieren. „Ich weiß von einer Mutter, die wieder nachts arbeiten wird, um sich tagsüber um ihr Kind kümmern zu können. Wir werden auch alles versuchen, um die Härten für die Eltern zu mindern.“
Weihnachtsmann kommt schon Freitag in die Kita
An einer Notbetreuung ab Montag arbeiten auch Kita-Leiterin Ines Platz und ihre Kolleginnen vom Radeberger Kinderland. „Wir haben ja schon etwas Erfahrung aus dem Frühjahr. Die Kinder sollen auch in der Notbetreuung in ihren Gruppen bleiben, um die größtmögliche Sicherheit vor einer Ansteckung zu gewährleisten.“ Allerdings müsse abgewartet werden, was in der Allgemeinverfügung steht, ob es eventuell besondere Auflagen gibt, die noch nicht absehbar sind, so die Kita-Leiterin.
Durch die Schließung wird der Terminkalender auch in dieser Woche schon durcheinandergewirbelt. „Ursprünglich sollte der Weihnachtsmann in der nächsten Woche zu den Kindern kommen. Das müssen wir natürlich vorziehen. Wir haben das jetzt für Freitag geplant. Dann wird er seine Geschenke an der Tür ablegen. Die Erzieherinnen holen die Säcke dann herein und verteilen die Geschenke dann in ihren Gruppen.“
Eine Notbetreuung soll es auch für Kinder im Grundschulalter geben. Bärbel Müller, Leiterin der Grundschule Süd in Radeberg, bereitet sich derzeit darauf vor. „Glücklicherweise sind momentan keine Kollegen erkrankt oder in Quarantäne. Unsere Hygieneregeln haben bisher gut funktioniert.“ Kinder, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten, werden halbtags betreut.
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An der Pestalozzi-Oberschule in Radeberg hat die Schulleiterin andere Sorgen. „Wir wollen gewährleisten, dass alle Schüler auch in der nächsten Woche ihre Lernaufgaben bekommen. Sie stellen wir online bereit. Schüler und Lehrer können sich über dieses System auch austauschen. Für die wenigen, die zu Hause nicht an einem Computer arbeiten können, geben wir Aufgabenzettel aus“, sagt sie.
Gerade jetzt zeige sich, dass das Computernetz in ihrer Schule an die Grenzen gerät. „Manchmal ist das System überlastet. Hier müssen wir besser werden.“ Eine Betreuung von Kindern wird es nicht geben. „Das ist an weiterführenden Schulen nicht vorgesehen, wir konzentrieren uns auf das Homeschooling, also das Lernen zu Hause“, sagt sie.
„Wir richten uns auf einen längeren Zeitraum ein“
Diese Regelung bestätigt die Landesregierung. „Alle Schüler der allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen gehen ab Montag in die häusliche Lernzeit. An Grund- und Förderschulen der Klassenstufe eins bis vier wird eine Notbetreuung eingerichtet“, teilt das Kultusministerium mit.
Für die Kita- und Hortkinder wird in der Zeit vom 14. bis 22. Dezember sowie vom 4. bis 8. Januar ebenfalls eine Notbetreuung angeboten. Um die Kontakte so begrenzt wie möglich zu halten, soll sie nur für einen eng begrenzten Personenkreis systemrelevanter Berufe angeboten werden. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass die Schulen ab Montag, dem 11. Januar 2021, möglichst in vollem Umfang im Präsenzunterricht arbeiten können“, sagt Kultusminister Christian Piwarz (CDU).
Für den Kita-Bereich glaubt Madlen Winkler noch nicht an eine schnelle Rückkehr zur Normalität. „Wir richten uns auf einen längeren Zeitraum ein“, sagt sie.
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