Roßweins Kamelien sind spät dran

Roßwein. Die Roßweiner Heimatfreunde sind trotz des Arbeitsaufwandes, der vor ihnen liegt, erleichtert. Endlich können sie ihren „Schatz“ – die Kamelien – wieder zeigen.
Am Samstag um 11 Uhr öffnen sie das Gewächshaus im Wolfstal wieder für Freunde und Fans dieser Pflanzen. „Bis zunächst 27. März haben wir uns vorgenommen, an jedem Wochenende von 11 bis 16 Uhr für Besucher da zu sein“, sagt Vorsitzende Martina Thiele. Sollte es dann noch genügend Blüten geben sowie die Kraft der Vereinsmitglieder reichen, dann stellt die Chefin der Heimatfreunde in Aussicht, dass es vielleicht noch ein oder zwei Öffnungstage mehr gibt.
Einschränkungen sind nötig
Immerhin mussten die Vereinsmitglieder in diesem Jahr mit dem Saisonstart ein wenig länger warten als gewöhnlich. Zum einen wegen der Corona-Einschränkungen, zum anderen aber auch, weil sich die Blüten der Kamelien nur zögerlich geöffnet haben.
Den Pflanzen fehlte wie vielen Menschen in diesem Winter auch die Sonne. „In diesem Fall haben die Knospen keine Kraft sich zu öffnen“, erklärt Gärtner Ingolf Kirschstein. Er gehört zum Verein und hat großen Anteil an der Pflege der mehr als 200 Jahre alten Roßweiner Kamelien. Auch um die jüngeren Exemplare kümmert er sich.
Insgesamt 17 verschiedene Kameliensorten können die Besucher bestaunen. Selbstverständlich ist das bei der aktuellen Wetterlage allerdings nicht. Laut Kirschstein könnten Kamelien bei Sonnen- und Lichtmangel ihre Blütenknospen abwerfen. „Das ist bei uns glücklicherweise noch nicht in Größenordnungen passiert“, so der Roßweiner.
Meteorologe bestätigt Sonnenmangel
Dass das Defizit von Licht und Sonne keine Einbildung ist, bestätigt Jens Oehmichen. Er ist Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst und schaut sich auf Nachfrage einmal die Daten der nächstgelegenen Wetterstation an. Die befindet sich in Oschatz am ehemaligen Fliegerhorst.
Und tatsächlich hat sich die Sonne in der Region Döbeln im Januar überaus rar gemacht. Nur 28,2 Sonnenstunden haben die Messanlagen erfasst. „Das sind gerade einmal 48,7 Prozent des langjährigen Mittels und damit eindeutig zu wenig“, so der Meteorologe. An den ersten Februartagen hat es nicht besser ausgesehen. Schönster Tag sei der vergangene Samstag mit hier und da vier Sonnenstunden gewesen.
Im Januar könnte die anhaltende Inversionswetterlage der Grund dafür gewesen sein, dass es die Sonne höchst selten durch die Nebelwolkendecke geschafft hat. Jetzt schiebt es Jens Oehmichen darauf, dass sich eine Wolkenfront nach der anderen übers Land schiebt. Daran wird sich die nächsten Tage erst einmal nichts ändern, prognostiziert der Experte. Für Sonnabend und Sonntag allerdings stellt er für die Region Döbeln die eine oder andere Sonnenstunde in Aussicht.
Ein Lichtblick fürs Eröffnungswochenende
Diese Vorausschau des Mannes vom Deutschen Wetterdienst dürfte den Heimatfreunden sehr gelegen kommen. Zum einen, weil mehr Licht den Pflanzen guttut. Und zum anderen, weil ein paar wärmende Sonnenstrahlen den Ehrenamtlichen und Gästen den Aufenthalt im ungeheizten Gewächshaus ein wenig angenehmer machen dürften.
Martina Thiele räumt ein, dass sich die Besucher gegebenenfalls auf ein paar Minuten Wartezeit einstellen müssen, da nur eine kleine Zahl von Neugierigen ins Kamelienhaus gelassen werden dürfen. Weil das Virus seinen Schrecken nicht verloren hat, müssen die Heimatfreunde wie andere Veranstalter weiterhin Schutzvorkehrungen einhalten. Welche das sind, regelt der Freistaat.
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So haben diejenigen, die sich die Kamelienblüten anschauen wollen, die 2G-Regel zu beachten. Sie müssen eine Schutzmaske tragen. Damit sich keine Gruppen etwa beim Lesen und Anschauen von Info-Tafeln bilden, hat der Verein von vornherein auf Sonderausstellungen am Rande der Blütenschau verzichtet. Auch Führungen können nicht angeboten werden.
Saisoneröffnung im Kamelienhaus am 12. Februar, 11 Uhr. Danach bis Ende März an den Wochenenden von jeweils 11 bis 16 Uhr geöffnet.
Anfahrttipp: Parkplätze gibt es an der Kreisstraße Roßwein-Gleisberg (vor der Eisenbahnbrücke) sowie am Freibad Wolfstal. Von dort aus führt ein Wanderweg zum Kamelienhaus. Dort gibt es nur einen Stellplatz für Inhaber eines Behindertenausweises.