Pirna/Berlin. Trotz des mehr als einen Monat geltenden Teil-Lockdowns geben die Infektionszahlen in Sachsen Grund zur Sorge. Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge kletterte die 7-Tage-Inzidenz nach Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) über die Marke von 500 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner.
Das habe es seit Ausbruch der Pandemie in Sachsen nicht gegeben, bestätigte am Sonntag das Gesundheitsministerium in Dresden. Das Land weist am Wochenende keine aktuellen Infektionszahlen aus. Das RKI gab den Wert am Sonntagmorgen mit 534,6 an.
Auch im Landkreis Bautzen liegt der Wert seit Sonntag über der 500-Marke. Konkret wurden nach Angaben des Landratsamts am Sonntag 155 neue Coronavirus-Infektionen festgestellt, die 7-Tage-Inzidenz stieg auf 500,66 ja 100.000 Einwohnern. Im Landkreis Görlitz liegt der Wert noch knapp unter der 500-Marke, im Landkreis Meißen knapp unter 400.
Das Landratsamt in Pirna kündigte am Sonntag weitere Schritte an, um die Pandemie einzudämmen. So seien flächendeckende Tests in allen Senioren- und Pflegeheimen - den Angaben nach Schwerpunkte des Infektionsgeschehens - geplant. Dabei sollen alle Bewohner und Beschäftigten auf das Corona-Virus getestet werden, sagte eine Behördensprecherin. Zudem soll der Zutritt nur noch nach einem negativen Test möglich sein. Diese Regeln würden voraussichtlich Mitte der Woche in Kraft treten, hieß es. Außerdem dringe man mit anderen Landkreisen beim Kultusministerium auf Wechselunterricht an allen Schulen.
Sachsen negativer Spitzenreiter in Deutschland
Denn nicht nur die Zahl der positiven Testergebnisse steigt, sondern auch die der schwer Erkrankten. Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wurden am Sonntag 93 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen behandelt, 39 davon mussten invasiv beatmet werden. Auch das ist ein neuer Höchststand. Diese Zahlen veröffentlichte die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) in ihrem täglichen Intensivregister.
Seit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr sind in Sachsen tausende Verstöße gegen die vom Freistaat verordneten Schutzmaßnahmen geahndet worden. Nach Angaben des Innenministeriums summierte sich ihre Zahl bis Ende November auf 6.925. Der Großteil resultierte noch aus der ersten Welle im Frühjahr.
Im bundesweiten Vergleich bleibt Sachsen negativer Spitzenreiter unter den Bundesländern. Der Inzidenzwert des Freistaates ist zuletzt laut RKI knapp über die Marke von 300 geklettert - das ist mehr als doppelt so hoch wie der Wert bundesweit (142). Der Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gehört zu den Regionen, in denen die Pandemie den Zahlen nach derzeit am heftigsten grassiert. Höher liegt die Inzidenz einzig im bayerischen Landkreis Regen.
Polizei meldet Verstöße
Trotz der hohen Infektionszahlen gibt es in Sachsen immer wieder Verstöße gegen die aktuellen Verhaltensregeln, mit denen die Pandemie eingedämmt werden soll. So berichtete die Polizeidirektion Chemnitz am Sonntag von fast 100 gemeldeten Verstößen am Freitag und Samstag. Demnach mussten Polizisten etwa in Chemnitz bei Feiern eingreifen, bei denen sich Personen aus mehr als zwei Haushalten getroffen hatten. Auch am Fichtelberg in Oberwiesenthal wurden etliche Autofahrer erwischt, die gegen die Ausgangsbeschränkungen verstießen.
Dagegen haben die Kontrollen rund um das Spielzeugdorf Seiffen offensichtlich Wirkung gezeigt. "Hier ist heute fast gar nichts los", sagte Bürgermeister Martin Wittig am Sonntag. Am 1. Advent hatten sich noch Besucherscharen in dem zur Vorweihnachtszeit beliebten Ausflugsort getummelt, so dass etwa vorgeschriebene Abstände nicht eingehalten werden konnten. Seit Tagen kontrollieren nun Polizisten an den Zufahrtsstraßen und mit Fußstreifen im Ort die Einhaltung der Ausgangsbeschränkungen und Abstände. (dpa/SZ)