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Scholz beruft Dresdner Kindermediziner in Expertenrat

Bundeskanzler Scholz will sich in der Coronakrise unabhängig beraten lassen. Nun hat er einem Bericht zufolge ein 19-köpfiges Expertengremium aufgestellt.

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Reinhard Berner, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Uniklinik Dresden
Reinhard Berner, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Uniklinik Dresden © Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa

Berlin. Mit einem neuen Expertengremium will die Bundesregierung ihre Beratung in der Corona-Pandemie breiter aufstellen. Wie die „Welt am Sonntag“ berichtet, hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) einen Corona-Expertenrat benannt. Demnach sei die Aufstellung des 19-köpfigen Gremiums am Freitag abgeschlossen worden. Dazu gehört dem Bericht zufolge auch der Direktor der Kinderklinik an der Uniklinik Dresden, Reinhard Berner.

Außerdem werden dem Gremium die Virologen Christian Drosten, Hendrik Streeck und Melanie Brinkmann angehören. Weiterhin werden Thomas Mertens, Chef der Ständigen Impfkommission sowie Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts genannt. Der Expertenrat soll die Ampel-Koalition bei der Bekämpfung der Coronakrise beraten und am Dienstag erstmalig zusammentreten. Das Gremium soll voraussichtlich einmal pro Woche tagen.

"Wir wollen als Bundesregierung die Pandemiebekämpfung stärker auf wissenschaftliche Expertise stützen", sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) dazu am Samstag. Es sei wichtig, sich von einem möglichst breiten Expertengremium beraten zu lassen. "Wir werden bereits Dienstag zusammenkommen und das weitere Vorgehen beraten. Für mich wird die enge Zusammenarbeit mit diesen Wissenschaftlern Grundlage meiner Politik sein. Wir kennen uns schon lange", so Lauterbach weiter.

Die Zusammensetzung des Gremiums ist auch insofern spannend, als Drosten, Chefvirologe der Berliner Charité, und Streeck, Leiter des Virologischen Instituts der Uniklinik Bonn, sich in der Vergangenheit teils sehr unterschiedlich zu den nötigen Maßnahmen in der Corona-Pandemie geäußert hatten.

Der auf Infektionskrankheiten spezialisierte Dresdner Kinder- und Jugendmediziner Reinhard Berner war wiederholt auch im CoronaCast von Sächsische.de zu Gast. Hier geht es zur letzten Folge mit ihm, in der es unter anderem um die Infektionsgefahr von Kindern und Jugendlichen in Schulen ging.

Dresdner Kindermediziner: Zu früh für flächendeckende Impfung

Zuletzt hatte sich Berner unter anderem in der Frage nach einer Impfempfehlung für Kinder geäußert. Er betonte, er sehe keine dringende Notwendigkeit für eine schnelle Impfempfehlung für gesunde Fünf- bis Zwölfjähriger in Deutschland. Kinder mit Vorerkrankungen und besonderem Risiko für Ansteckung und schweren Verlauf, in besonderen Lebensumständen oder bei gefährdeten Familienmitgliedern sollten den zugelassenen Impfstoff bekommen, so der Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des Dresdner Universitätsklinikums. "Darüber hinaus soll sie natürlich sehr großzügig jeder haben, der sich individuell entscheidet, dass er diesen Schutz für sein Kind möchte."

Für eine flächendeckende Impfempfehlung sei es laut Berner jedoch noch zu früh und diese auch angesichts der sehr geringen Gefahr eines schweren Verlaufs bei gesunden Kindern auch nicht dringend.

Am Donnerstag war bekannt geworden, dass die Ständige Impfkommission (Stiko) die Corona-Impfung Kindern von fünf bis elf Jahren mit Vorerkrankungen und Kontakt zu Risikopatienten empfehlen wolle. Auch gesunde Kinder sollen auf Wunsch und nach ärztlicher Aufklärung geimpft werden können, wie das Expertengremium zu einem Beschlussentwurf mitteilte. Eine finale Entscheidung steht noch aus. (SZ/hej/mit dpa)