Es ist ein alarmierender Trend, den die Mitarbeiter des Medizinischen Labors Ostsachsen in Görlitz in den vergangenen vier Wochen festgestellt haben: Immer mehr Abstrich-Proben, die sie zur Untersuchung auf das Corona-Virus bekommen, bestätigen sich als positiv.
In dem Görlitzer Labor wurden allein vorige Woche 5.800 Proben von Menschen aus dem Landkreis Görlitz getestet. Mit dem Ergebnis: Der Anteil der positiven Proben ist sehr hoch und liegt inzwischen deutlich über 20 Prozent. "Wir beobachten diese hohe Positiv-Rate seit ungefähr vier Wochen", sagt Mitarbeiter Dr. Roger Hillert, Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie.
Worauf die hohe Rate zurückzuführen sei, darüber könne man nur spekulieren, so Hillert. Der Arzt führt als mögliche Ursachen beispielsweise die Grenznähe an, die relativ hohe Altersstruktur, große Familienstrukturen, Corona-Leugner, die sich nicht an die Maßnahmen halten, aber auch die Tatsache, dass die erste Corona-Welle in der Region relativ leicht verlaufen sei. Das könnten seiner Meinung nach alles Faktoren sein, die die Positiv-Rate beeinflussen.
Der Görlitzer Landrat Bernd Lange (CDU) sieht neben den genannten Gründen für die hohen Fallzahlen außerdem die Tatsache, dass "wir bundesweit eine der höchsten Dichte an Pflegeheimen haben - vornehmlich im
Altkreis Löbau-Zittau." Nach Auskunft aus dem Landratsamt sind derzeit 20 Pflegeeinrichtungen im gesamten Landkreis betroffen. 524 Bewohner und Pflegekräfte befinden sich in Quarantäne, darunter allein 233 in der Stadt Görlitz.
In einer Frage sind sich die Mitarbeiter des Testlabors deshalb einig: "Wir sehen seit drei Wochen, dass der gemäßigte Lockdown keinen Erfolg bringt", stellt die Görlitzer Standortleiterin Dr. Claudia Friedrichs ganz nüchtern fest - und plädiert für ein komplettes Herunterfahren des öffentlichen Lebens. Aktuell sind im Kreis Görlitz mehr als 3.000 Menschen mit dem Corona-Virus infiziert, 228 vor allem ältere Männer und Frauen liegen im Krankenhaus. 176 Menschen sind am oder mit dem Virus gestorben, darunter 62 Pflegeheimbewohner.
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