Dresden. Mehr als 100.000 weitere Impfdosen sollen Sachsen in dieser Woche erreichen. Auch Jüngere dürfen sich nun impfen lassen, darunter Lehrer und Erzieher. Aber wie weit sind die Impfungen bei den Hochbetagten vorangekommen? Entspannt sich die Lage in den Pflegeheimen? Und wie viele Dresdner Lehrer wollen sich überhaupt impfen lassen?
Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten zum Stand der Impfungen in der Landeshauptstadt.
Wie viele Menschen haben ihre Corona-Schutzimpfung schon bekommen?
Die mobilen Impfteams und die Mediziner im Dresdner Impfzentrum haben bis einschließlich Montag 24.634 Menschen die erste Corona-Schutzimpfung verabreicht. Etwa die Hälfte - 12.545 - hat auch die zweite Impfung erhalten und gilt damit als vollständig immunisiert, teilt das sächsische Gesundheitsministerium mit.
Inzwischen müssten alle impfwilligen Bewohner der Dresdner Altenheime ihre erste Impfung erhalten haben, viele bereits die zweite. Somit konzentrieren sich die Impfungen nun auf die über 80-jährigen Nicht-Heimbewohner, die ebenfalls der höchsten Impfgruppe angehören.
Darüber hinaus haben mittlerweile mehr als 3.500 Ärzte und Pfleger in den Dresdner Krankenhäusern sowohl ihre Erst- als auch ihre Zweitimpfung erhalten.
Gibt es bereits weniger hochbetagte Infizierte?
Dresden hat tragische Monate hinter sich. Ausgerechnet die gefährdetsten Dresdner traf die zweite Corona-Welle am schlimmsten. So kamen im Dezember zeitweise fast 1.000 Infektionen auf 100.000 Senioren im Alter von über 80 Jahren, wie aus einer Abfrage beim Robert-Koch-Institut (RKI) hervorgeht.
Diese Zeiten sind jedoch erst einmal vorbei. Den ersten starken Rückgang bei den Neuinfektionen gab es in der dritten Januarwoche. Sie fällt mit dem Zeitraum zusammen, in dem die ersten Alten- und Pflegeheimbewohner ihre Zweitimpfung erhielten, die für einen größtmöglichen Schutz nötig ist.
Laut RKI sank die Inzidenz in der Gruppe der Hochbetagten in jener Woche auf 231 Infektionen pro 100.000 Einwohner. Den zweiten starken Rückgang gab es dann Mitte Februar auf etwa 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner.
Welchen Anteil die Impfungen an dieser Entwicklung haben, lässt sich aus diesen Zahlen nicht zweifelsfrei ablesen. Schließlich sank auch in anderen Altersgruppen, in denen noch keine Impfungen möglich waren, die Zahl der Infektionen, könnte man argumentieren.
Der Lockdown-Effekt und der Einsatz von Schnelltests in Heimen werden sicherlich ebenfalls zu der positiven Entwicklung beigetragen haben. Allerdings ist festzustellen, dass die Inzidenz bei den über 80-Jährigen weiter sinkt, während sie für ganz Dresden - also alle Altersgruppen zusammengezählt - wieder steigt.
"Obwohl es immer noch viele Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen und auch Krankenhäusern gibt, nehmen die Fallzahlen bei den über 80-Jährigen weiter ab. Das ist wahrscheinlich schon ein Effekt der Impfungen", schätzt RKI-Chef Lothar Wieler die Lage in Deutschland ein.
Ein Blick in die Dresdner Pflegeheime bestätigt den Trend: Ende Januar meldete das Gesundheitsamt noch 170 Quarantäne-Anordnungen für 16 Alten- und Pflegeheime, da es dort zu Infektionen gekommen war. Ende vergangener Woche waren nur noch 57 Bewohner und Mitarbeiter in neun Heimen betroffen, an diesem Mittwoch zwölf Personen in sechs Heimen.
Wie sieht es bei den Todesfällen aus?
Nach wie vor vergeht kaum ein Tag, an dem das Gesundheitsamt keine neuen Todesfälle meldet. Betroffen sind vor allem ältere Dresdner, die sich mit dem neuartigen Coronavirus infizierten.
Dennoch: Während Mitte Dezember innerhalb einer Woche noch 93 über 80-jährige Dresdner gemeldet wurden, die ihr Leben wegen Corona verloren, so waren es in der vergangenen Woche nur noch zwei. Auch hier schätzt Wieler ein, dass die Impfungen wirkten und schwere Covid-19-Verläufe verhinderten.
Nun ist die nächste Impfgruppe ausgerufen worden. Wie viele Dresdner betrifft das?
Die Landesregierung hat in der vergangenen Woche den Kreis derjenigen erweitert, die ab sofort geimpft werden dürfen. Dazu zählen alle Angehörigen der zweiten Impfgruppe, sofern sie jünger als 65 Jahre sind. Sie sollen vorwiegend den Astrazeneca-Impfstoff erhalten.
Wer gehört konkret dazu? Zum einen dürfen sich Dresdner mit bestimmten Vorerkrankungen impfen lassen, die das Risiko eines schweren Covid-19-Verlaufs stark erhöhen. Fettleibigkeit mit einem Body-Mass-Index (BMI) von mehr als 40 gehört zum Beispiel dazu. Dazu muss eine 1,80 Meter große Person mehr als 130 Kilogramm wiegen.
Auch wer an einem schweren Diabetes leidet, darf sich immunisieren lassen. Schwer heißt, dass der Langzeitzuckerwert (HbA1c) größer als 57 mmol/mol (7,5 Prozent) sein muss. Auch Leberzirrhose, chronische Nierenerkrankungen, Krebs sowie die Lungenkrankheiten COPD und Mukoviszidose stehen auf der Liste.
Die Krankenkasse mit den meisten Versicherten in Sachsen, die AOK Plus, hat einmal ausgerechnet, wie viele Diabetiker in Dresden leben. Sie kommt für den Typ 2 auf einen Anteil von 9,2 Prozent. Das sind rund 52.000 Einwohner. Wie viele davon aber das Kriterium des hohen Langzeitblutzuckers erfüllen, ist unklar.
Die Zahl der COPD-Patienten gibt die AOK für das sächsische Elbtal zwischen Schöna und Torgau mit rund 36.300 an. Bei COPD, das steht für chronisch-obstruktive Lungenkrankheit, flackern in den Bronchien immer wieder Entzündungen auf, die schließlich das Lungengewebe zerstören. Die Krankheit äußert sich durch Husten und Atemnot. Sie ist nicht heilbar.
Für Fettleibigkeit, auch Adipositas genannt, liefert das Statistische Landesamt Zahlen, allerdings nur für ganz Sachsen. Demnach galten 2017 knapp 18 Prozent der Sachsen als adipös, mit einem BMI von 30 und mehr.
Warum sind Erzieher und Lehrer vorgezogen worden?
Auch bestimmte Berufsgruppen fallen in die zweite Kategorie, darunter Polizisten, die etwa bei Demonstrationen eingesetzt werden, neuerdings aber auch Erzieher sowie Grundschul- und Förderlehrer. Sie sollten eigentlich erst später drankommen, sind aufgrund ihres Infektionsrisikos aber vorgezogen worden.
Kein abstraktes Risiko, wie die Lage in Dresden zeigt. Am Mittwoch meldete das Gesundheitsamt Corona-Fälle an 16 Kitas, acht Schulen und vier Horten. Mehr als 700 Kinder, Erzieher und Lehrer stehen deshalb unter Quarantäne.
Einer Auswertung der AOK zufolge erkrankten sächsische Erzieher im Berufsgruppenvergleich zwischen März und Oktober 2020 am häufigsten an Covid-19 und mussten deshalb krankgeschrieben werden. Auf den Plätzen zwei und drei folgten Krankenpfleger. Lehrer standen auf dem elften Platz.
Wie viele Lehrer und Erzieher könnten geimpft werden und wie viele wollen das?
An den staatlichen Schulen in Dresden gibt es laut Landesamt für Schule und Bildung (Lasub) aktuell 4.662 Lehrer, davon befinden sich 335 in Mutterschutz und Elternzeit. Weitere rund 800 Lehrer arbeiten an freien Schulen. "Von den Lehrkräften der staatlichen Schulen in Dresden, die sich an der Abfrage zur Impfbereitschaft rückgemeldet haben, sind 92,3 zur Impfung bereit", erklärt Lasub-Sprecherin Petra Nikolov.
In den Dresdner Kitas und Horten arbeiten rund 7.600 pädagogische Fachkräfte, davon rund 3.800 in Einrichtungen freier Träger. Wie viele Erzieher schon die Chance genutzt und sich haben impfen lassen, kann die zuständige Stadtverwaltung auf Anfrage nicht sagen. "Die Corona-Impfungen dürfen arbeitgeberseitig nicht erhoben werden, da sie nicht betriebsmedizinisch veranlasst sind", heißt es aus dem Rathaus.
Es handle sich um private Schutzimpfungen, die in den DRK-Impfzentren stattfinden würden. Im Klartext: Konkrete Zahlen liegen nicht vor und dürfen auch nicht erhoben werden. Im Kita-Eigenbetrieb der Landeshauptstadt nehme man aber eine hohe Impfnachfrage wahr, so die Verwaltung.
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