Tausende Euro Bußgeld nach Olympia-Partys in Pirna

Nach zwei Olympia-Partys Mitte Februar im Pirnaer Restaurant Bootshaus hat das Landratsamt Pirna jetzt rund 30.000 Euro Bußgelder gegen Teilnehmer und den vermeintlichen Veranstalter verhängt. Bei dieser Summe handelt es sich um eine Hochrechnung der SZ.
Den Betroffenen wird vorgeworfen, entgegen den damals geltenden Corona-Schutzmaßnahmen und selbst nach einer Absage des Gesundheitsamtes zum Hygiene-Konzept an der Party teilgenommen oder diese veranstaltet zu haben. An den Zehner-Tischen herrschte am Abend des 15. Februar ausgelassene Stimmung, es wurde mitgefiebert und mitgejubelt. In einem TV-Beitrag war unter anderem zu sehen, dass sich Kreissportbund-Geschäftsführer Dietmar Wagner und Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke (parteilos) nach dem Sieg des Pirnaers Francesco Friedrich umarmen. Auch zwei andere Gäste fielen sich um den Hals, als der Pirnaer Top-Athlet im Zweierbob den Sieg holte.
Laut SZ-Informationen nahmen an diesem Event rund 50 Gäste teil, vier Tage später folgte schon das nächste Rudelgucken. Erneut errang Francesco Friedrich mit seinem Team, diesmal im Viererbob, Gold - und im Bootshaus wurde gefeiert, wieder einmal so zahlreich. Der Hochrechnung zu den Bußgeldern liegt die Annahme zugrunde, dass die Behörde alle Teilnehmer ermitteln konnte. Das teilt aber das Landratsamt nicht mit.
Bootshaus in Pirna öffnete unter 2G-Regel
Nach dem Bekanntwerden der Feier vom 15. Februar und nach einer Anfrage des AfD-Landtagsabgeordneten Ivo Teichmann leitete Landrat Michael Geisler (CDU) ein Ermittlungsverfahren ein. In dessen Zuge konnten sich die Teilnehmer und der vermeintliche Veranstalter zu den Vorwürfen Stellung nehmen. Unter den Gästen befand sich auch der einstige CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus Brähmig. KSB-Präsident Roland Matthes sagte dagegen zur SZ, er sei nicht dabei gewesen und wunderte sich über zwei Zeugen, die ihn angeblich gesehen haben. Angedacht hatte der Kreissportbund Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, zum Event die Vertreter der Sponsoren-Allianz Bobteam Friedrich - knapp 70 an der Zahl - einzuladen.
Das Gesundheitsamt machte aber seinerzeit klar, dass diese Veranstaltung mit Blick auf die geltenden Corona-Schutzmaßnahmen nicht stattfinden könne. Daraufhin verschickte der KSB nach eigenen Angaben keine Einladungen und zog sich darauf zurück, dass eine Gaststätte ganz regulär unter 2G öffnen dürfe. Laut Landrat Geisler haben KSB-Vertreter nicht die Wahrheit gesagt. "Es wurden Einladungen verschickt mit Antwortschein, von denen einige zurückgekommen sein dürften", so der Landrat am Montagabend im Kreistag. Ob das Landratsamt nun den KSB oder eine Einzelperson als Veranstalter belangt, blieb zunächst unklar.
- Sie haben Hinweise, Kritik oder Lob? Dann schreiben Sie uns per E-Mail an [email protected]ächsische.de oder [email protected]ächsische.de
Überhaupt folgte die Behörde dem Argument von einem regulären Gaststättenbetrieb bei eingeschaltetem Fernseher nicht. Der Kreissportbund selbst liefert indes seinerseits einen Beleg, dass es sich um eine richtige Veranstaltung handelte. Das geht nebenbei aus dem Bericht einer Dresdner Anwaltskanzlei hervor, die zu anderen Themen beauftragt wurde. Die Kanzlei sollte auf Geheiß des KSB-Vorstandes anonyme Vorwürfe um die KSB-Chefs prüfen. Einer dieser Vorwürfe lautete eben, dass mit dem Event der Bootshaus-Wirt - Sohn des KSB-Geschäftsführers - (unzulässigerweise) subventioniert worden wäre.
KSB zahlte 2.000 Euro "für beide Veranstaltungen"
In der Expertise der Juristen heißt es dazu: "Das Bootshaus stellte die Räumlichkeiten und die Gastronomie zur Verfügung. Der KSB hat die tatsächlich verbrauchten Speisen und Getränke aus den Mitteln der Kostenstelle Boballianz Friedrich in Höhe von 2.068,90 für beide Veranstaltungen gezahlt." Eine Subventionierung konnten die Anwälte allerdings nicht feststellen, eine vertragliche Beziehung zwischen KSB und Bootshaus habe nicht bestanden.
- Noch mehr Nachrichten aus Pirna, Freital, Dippoldiswalde und Sebnitz.
Konsequenzen hat die Sache trotzdem: Der Veranstalter muss 3.000 Euro und jeder Teilnehmer 250 Euro zahlen. Steffen Klemt, Amtsleiter für Sicherheit und Ordnung im Landratsamt, sagte auf SZ-Anfrage: "Die erforderlichen Vorverfahren sind alle abgeschlossen. Erste Bußgeldbescheide wurden erlassen und versandt." Sind die Betroffenen mit dem Bußgeldbescheid nicht einverstanden, können sie innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung Einspruch einlegen, hieß es weiter. Besonders tief muss in die Tasche greifen, der zweimal mit dabei war. Dafür gibt es, so das Landratsamt, auch das doppelte Bußgeld.