Novavax-Impfung in Sachsen für alle verfügbar: Was Sie wissen sollten

Nach den Corona-Impfstoffen von Biontech/Pfizer, Astrazeneca, Moderna und Johnson & Johnson können sich Impfwillige in Sachsen nun auch mit Nuvaxovid des US-Herstellers Novavax gegen das Virus schützen.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Corona-Impfung mit dem Vakzin des Herstellers Novavax für Menschen ab 18.
Der Novavax-Impfstoff solle neben den bisherigen Covid-19-Impfstoffen zur Grundimmunisierung mit zwei Dosen im Abstand von mindestens drei Wochen bei volljährigen Menschen eingesetzt werden. Für Schwangere und Stillende werde der Impfstoff aktuell jedoch nicht empfohlen. Auch als Booster-Impfung ist der Wirkstoff noch nicht zugelassen.
Petra Köpping hofft mit dem Novavax-Impfstoff Skeptiker doch noch für eine Impfung gegen Corona zu gewinnen.
Das Wichtigste im Kürze
- Impfungen jetzt für alle möglich.
- Der Impfstoff schützt zwar vor symptomatischen Infektionen. Ob das bei Delta und Omikron noch der Fall ist, muss sich erst zeigen.
- Mögliche sehr seltene Nebenwirkungen sind bei Novavax, aufgrund der wenigen Menschen, die bisher damit geimpft worden sind, noch nicht bekannt.
Ab wann kann ich mich impfen lassen?
Impfungen mit dem Impfstoff des US-Herstellers Novavax können ab sofort von allen Bürgerinnen und Bürgern in Anspruch genommen werden.
Impfungen mit Novavax sind in 13 ausgewählten Impfzentren möglich. Ab sofort können Termine über das Buchungsportal des DRK unter https://sachsen.impfterminvergabe.de/ gebucht werden. Eine vorherige Terminbuchung ist allerdings nicht zwingend notwendig
Diese Impfzentren bieten Impfungen mit Novavax an.
- Dresden: Impfzentrum Messe Dresden
- Leipzig: Impfzentrum Alte Messe
- Chemnitz: Impfstelle Wilhelm-Rabe-Straße 6
- Landkreis Bautzen: Impfstelle Kamenz, Volkshochschule
- Landkreis Erzgebirge: Impfzentrum Aue, Lindenstr. 46c
- Landkreis Görlitz: Impfstelle Löbau, Blumenhalle
- Landkreis Leipzig: Impfstelle Geithain, Jugendtreff R 9
- Landkreis Meißen: Impfstelle Neumarkt Arkaden Meißen
- Landkreis Mittelsachsen: Impfstelle Freiberg, Meißner Gasse 19
- Landkreis Nordsachsen: Impfstelle Bürgerhaus Eilenburg
- Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge: Impfstelle Jugendherberge Pirna-Copitz
- Landkreis Vogtland: Impfzentrum Eich
- Landkreis Zwickau: Impfstelle Zwickau, Autohaus Lueg
Wie funktioniert der Novavax-Impfstoff?
Nuvaxovid besteht laut Paul-Ehrlich-Institut (PEI) aus virusähnlichen Partikeln, die das Spike-Protein des Coronavirus enthalten. Das Mittel enthält laut EMA zudem einen Wirkverstärker. Die Proteine werden vom Körper als fremd erkannt und das Immunsystem wird hochgefahren - spezifische Antikörper und T-Zellen werden gebildet. Die mRNA-Präparate von Biontech/Pfizer und Moderna funktionieren anders: Hier werden Körperzellen mithilfe von Erbgutsschnipseln angeregt, selbst das Spike-Protein herzustellen, um eine Immunantwort auszulösen.
Wie gut wirkt der neue Impfstoff von Novavax?
Die EMA begutachtete zwei klinische Studien mit insgesamt 45.000 Probanden, von denen ein Teil den Impfstoff, ein Teil ein Placebo erhielt. Zusammengenommen ergab sich laut Behörde eine Wirksamkeit von etwa 90 Prozent bezogen auf symptomatische Infektionen. Das bedeutet: Unter Probanden der geimpften Gruppe traten 90 Prozent weniger Erkrankungen auf als in der Kontrollgruppe. Es wurden zwei Dosen im Abstand von drei Wochen verabreicht. In den Studien zeigten sich laut EMA meist milde bis moderate Impfreaktionen wie Müdigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen, die nach einigen Tagen nachließen.
Allerdings beziehen sich die Ergebnisse hauptsächlich auf frühere Corona-Varianten, die in Deutschland so gut wie vollständig von Delta und Omikron verdrängt wurden. Es gebe bisher begrenzte Daten zur Effektivität gegen andere als besorgniserregend eingestufte Varianten, teilte die EMA mit. "Auch dieser Impfstoff wird an Omikron angepasst werden müssen", schrieb Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, mit Blick auf Novavax auf Twitter.
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Welche Hoffnungen ruhen auf Novavax?
Global gesehen: Dass das Vakzin bis zu sechs Monate bei Kühlschranktemperatur gelagert werden kann, macht es zum Beispiel auch für ärmere Länder interessant. Für Deutschland: Immer noch sind Millionen Menschen ungeimpft. Das wird teils auch auf Misstrauen oder Unsicherheiten in Bezug auf mRNA-Impfstoffe zurückgeführt, die gegen Corona erstmals zugelassen wurden. Impfstoffe, die ähnlich wie Novavax funktionieren, sind hingegen schon länger verfügbar, etwa gegen Hepatitis A und B oder Grippe. Manche hoffen daher, dass mit einer klassischen Impfstofftechnologie mehr Menschen zum Impfen bewegt werden könnten.
Der Deutsche Hausärzteverband sieht die Hoffnung auf einen Impf-Boom durch das neue Vakzin des US-Herstellers Novavax aber skeptisch. "In den Praxen gibt es bislang nur vereinzelte Nachfragen von Patientinnen und Patienten zu dem Novavax-Impfstoff", sagte der Vorsitzende Ulrich Weigeldt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Nach aktuellem Stand ist es zumindest fraglich, ob der neue Impfstoff zu einer signifikanten Steigerung der Impfquoten führt."
Hausarztpraxen erreichten aktuell nur sehr wenige Terminwünsche für eine Impfung. "Wer sich bisher nicht hat impfen lassen, ist natürlich auch nur schwer zu überzeugen", erklärte der Verbandschef. "Es ist offensichtlich, dass es für diese Menschen eine andere Art der Ansprache braucht." Die aktuelle Kommunikationskampagne mit den bekannten Slogans erreiche sie nicht.
Was steckt hinter dem Begriff "Totimpfstoff"?
Novavax wurde in der Vergangenheit öfter als "Totimpfstoff" bezeichnet. "Totimpfstoffe" enthalten laut Bundesforschungsministerium abgetötete, also nicht mehr vermehrungsfähige Krankheitserreger. Sie können auch nur Bestandteile oder einzelne Moleküle dieser Erreger enthalten. Der Körper kann dabei den Totimpfstoff nicht vom Erreger unterscheiden und fährt eine gezielte Immunabwehr hoch. Für manche Menschen, die bislang eine Impfung ablehnen, klingt dieser Ansatz "natürlicher" als etwa der von mRNA-Impfstoffen.
Allerdings lassen sich Totimpfstoffe eigentlich gar nicht klar von anderen Präparaten abgrenzen. Der Begriff wird nicht einheitlich verwendet. Wenn die Definition lautet, dass das echte Virus oder zumindest Teile davon im Impfstoff enthalten sein müssen, wäre zum Beispiel Novavax im engeren Sinne gar kein Totimpfstoff. Denn der entscheidende Bestandteil, der die Immunantwort auslösen soll, wurde nicht einem echten Virus entnommen, sondern ist ein gentechnisch hergestelltes Virus-Protein.
Andererseits könnte man auch sagen, alle Impfstoffe ohne lebende - also vermehrungsfähige - Erreger sind Totimpfstoffe. "Der Name ist falsch", sagt Watzl. "Alle bisher zugelassenen Covid-19-Impfstoffe sind Totimpfstoffe." Was viele mit "Totimpfstoff" meinten, seien "Impfstoffe, die auf Prinzipien beruhten, die man auch bei anderen Impfungen anwendet".
Es gibt aber auch Lebendimpfstoffe zum Beispiel gegen Mumps, Masern und Röteln. Sie enthalten echte Erreger, die sich zwar noch vermehren können, deren krankmachenden Eigenschaften aber abgezüchtet wurden. (soa/SZ/mit dpa)