Von Hans-Jörg Schmidt, Prag
Aufatmen in Tschechien: Das nach dem Auslaufen des Notstands in der Nacht zum Montag befürchtete Corona-Chaos bleibt wohl aus. Die Chefs der Verwaltungsbezirke einigten sich am Sonntag darauf, die Regierung um einer Verlängerung des Ausnahmezustands um 14 Tage zu bitten. Das meldete der Hörfunk des Landes unter Berufung auf mehrere der Teilnehmer einer entsprechenden Tagung. Der Chef des mährisch-schlesischen Bezirks, Ivo Vondrák, sagte dem Sender: "Dies ist der einzig gangbare Weg".
Innenminister Jan Hamáček, der den nationalen Krisenstab anführt, bestätigte die Information und bedankte sich bei den Chefs der Bezirke für die "korrekte und sachliche Verhandlung". "Wir haben uns auf ein gemeinsame Vorgehen geeinigt, das aus epidemiologischer Sicht sehr kompliziert ist." Priorität habe jetzt, die Kinder wieder in den Schulen zu unterrichten.
Mit ihrer Entscheidung umgehen die Bezirkschefs die Entscheidung des Abgeordnetenhauses vom Donnerstag. Die Abgeordneten hatten dort einer von der Regierung beantragten verlängerung des Ausnahmezustands mehrheitlich eine Absage erteilt.
Geschäfte hatten sich schon auf Öffnungen vorbereitet
Damit bestand die Gefahr, dass die Regeln zum Corona-Schutz auch ihre Wirkung verlieren. Geschäfte hatten sich bereits auf die neuerliche Öffnung am Montag eingerichtet. Regierungspolitiker hatten ein solches Vorgehen als verantwortungslos bezeichnet und davor gewarnt, dass Tschechien ins Chaos verfalle, das sich das Land angesichts der europaweit beängstigenden Infiziertenzahlen unter keinen Umständen leisten könne.
Mehrere der Bezirkschefs hatten nach der Parlamentssitzung die Befürchtung geäußert, die schwierige Lage nicht allein bewältigen zu können. Bei einer Sitzung am Samstag mit Premier Andrej Babiš war aber von einer möglichen Einigung noch keine Rede gewesen.
Die Bezirkschefs setzten am Sonntag durch, dass die Kinder ab dem 1. März wieder in die Schulen geschickt werden. Sie müssten dafür alle getestet werden. Außerdem soll auch in den Firmen des Landes mit umfangreichen Tests auf Kosten des Staates begonnen werden. Unklar ist noch, wie mit der nächtlichen Ausgangssperre verfahren werden soll.
Der gesundheitspolitische Berater des Premiers, Roman Prymula, sagte am Sonntag in einer Fernsehsendung, dass die bloße Fortsetzung des Notstands eigentlich nicht ausreiche. Es müsste in vielen Bereichen nachgeschärft werden.