Als Vicky Leuschke Ende vergangenen Jahres Weihnachtsgeld bekam, stand fest, dass der Obolus nicht für alltägliche Dinge aufgebraucht werden soll. Sie wollte sich von dem Geld etwas Besonderes gönnen, vielleicht ein neues Kleid, vielleicht ein gemeinsames Frühstück mit ihrem Mann in einem Pirnaer Café. Es war auch ihr Wunsch, dass das Geld auf alle Fälle in Pirna bleibt, sie bestellt nur ungern etwas im Internet.
Das Problem war allerdings: Wegen des zweiten Corona-Lockdowns sind nahezu alle Geschäfte und Gaststätten in der Stadt geschlossen. Sie wählte daher einen anderen Weg, und so findet sie sich quasi als Jubilarin in einem großen Projekt wieder. Vicky Leuschke hat den insgesamt 900. Pirna-Gutschein gekauft. "Es ist mir sehr wichtig, etwas für die ortsansässigen Händler zu tun", sagt sie.
900 Gutscheine sind bislang verkauft
Weil der zweite coronabedingte Lockdown mitten in die Weihnachtszeit - eine der umsatzstärksten Zeiten für den Einzelhandel - platzte, initiierte der Verein "Citymanagement Pirna" kurzerhand eine neue Aktion, die am 16. Dezember startete.
Unter dem Motto "Lokal denken - Vielfalt schenken" können Einkaufsgutscheine erworben werden. "Angesichts der Ladenschließungen wollen wir auf diese Weise Kaufkraft in Pirna binden", sagt Dina Stiebing vom Citymanagement, die das Gutschein-Projekt leitet. In jedem Fall trügen die Käufer dazu bei, dass die Ladenvielfalt in der Innenstadt erhalten bleibe.
Das Modell hat sich bislang als Erfolg erwiesen. 900 Gutscheine sind inzwischen verkauft. "Der Umsatz aus der Gutschein-Aktion beläuft sich derzeit auf rund 43.000 Euro", sagt Robert Böhme, Projektleiter Stadtmarketing bei der Stadtentwicklungsgesellschaft Pirna (SEP).
Allerdings profitieren die Händler zurzeit noch nicht von dem Geld, es kann erst in ihre Kassen fließen, wenn alle wieder öffnen dürfen. Gleichwohl sei die große Zahl der verkauften Gutscheine laut Böhme jetzt schon ein starkes Signal an die Gewerbetreibenden mit der Botschaft, dass die Menschen an die Händler glauben und den lokalen Handel stärken wollen.
Gutschein-Betrag lässt sich individuell festlegen
Der Gutschein kommt im Format einer EC-Karte daher, er ist speziell für Pirna entworfen worden, es gibt sie auch mit einer passenden Geschenkkarte, falls der Käufer jemanden anderen damit bedenken will.
Die Karte lässt sich individuell mit jeder beliebigen Summe aufladen. Inhaber der Karte müssen das Guthaben nicht auf einmal und nicht nur in einem Geschäft aufbrauchen. Kaufen sie etwas und bleibt noch ein Restguthaben, kann dies auch in einem oder mehreren anderen Läden, Gaststätten oder Kulturstätten eingelöst werden.
Erhältlich sind die Gutscheine online über die Internetseite www.kaufinpirna.de, dort sind auch weitere Infos sowie die teilnehmenden Gewerbler aufgelistet. Der Gutschein lässt sich aber auch - abhängig von den möglichen Öffnungszeiten - im Touristservice am Markt, im Treffpunkt der Sächsischen Zeitung auf der Schössergasse, im "Kauf in Pirna"-Lädchen auf der Dohnaischen Straße oder bei der Volksbank auf der Gartenstraße erwerben.
Bonus-Gutscheine mit geschenktem Guthaben
Begleitet wird die Gutschein-Aktion von einem besonderen Projekt. Es gibt eine auf 400 Stück limitierte Anzahl von Bonus-Gutscheinen. Ein solcher Gutschein kostet 75 Euro, hat aber einen Wert von 100 Euro, 25 Euro sind somit geschenkt. Diese von Sponsoren bezuschussten Gutscheine sind ausschließlich online erhältlich. Dieses Kontingent ist noch nicht restlos verkauft, wer aber eine solche Bonuskarte haben möchte, sollte sich sputen.
Ursprünglich war geplant, dass der Bonus von 25 Euro - nicht der restliche Wert der Karte - ab 1. Juni 2021 verfällt. Dieses Verfallsdatum soll aber laut Böhme zeitlich nach hinten verschoben werden, da derzeit noch unklar ist, wann Geschäfte und Gaststätten wieder öffnen dürfen. Auf alle Fälle soll genügend Zeit bleiben, um die Guthaben einzulösen.
Gutschein-Aktion ist bislang einmalig
Mit der Gutschein-Aktion betritt Pirna zumindest im Osten Deutschlands Neuland. Zwar gab es im Frühjahr 2020 bereits Gutscheine - aber immer nur für ein bestimmtes Geschäft. "Aber ein allgemeiner Gutschein für die ganze Stadt, das ist bislang ziemlich einmalig", sagt Dina Stiebing.
Um das Gutschein-Projekt technisch umzusetzen, fiel die Wahl des Citymanagements auf das Pulsnitzer Unternehmen "secupay AG". "Für uns ist die Aktion ein Pilotprojekt, in einem solchen Umfang haben wie so etwas noch nie gemacht", sagt Vorstand Hans-Peter Weber. Inzwischen wollen andere Städte, beispielsweise Bischofswerda, dieses Modell adaptieren.
Extra-Gutscheine für Unternehmen
Und noch etwas hat das Citymanagement vorbereitet - eine spezielle Pirna-Card, die sich an Unternehmen richtet. Firmen können die Karte mit maximal 44 Euro im Monat aufladen und Beschäftigen so einen sogenannten steuerfreien Sachbezug zukommen lassen. Diese Karte kann ebenfalls bei allen teilnehmenden Läden, Lokalen und Gaststätten eingelöst werden. Das Interesse der Unternehmen an dieser Karte, sagt Dina Stiebing, sei groß.
Vicky Leuschke hat sich inzwischen grob überlegt, wo sie ihren Gutschein einlösen könnte. "Vielleicht kaufe ich mir etwas Schönes im Funky Town auf der Schuhgasse", sagt sie, "dort finde ich eigentlich immer etwas."
Was Pirnas Einzelhändler über den Lockdown denken
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