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Corona hat die zweite Eishockeyliga erreicht

Ein Sachsenderby der Füchse ist abgesagt, das Sonntagsspiel wackelt. Derweil tauschen die Lausitzer einen Ausländer.

Von Frank Thümmler
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Stürmer Arttu Rämö (links) muss nach einer für einen Kontingentspieler zu dürftigen Bilanz von elf Scorerpunkten in 15 Spielen gehen.
Stürmer Arttu Rämö (links) muss nach einer für einen Kontingentspieler zu dürftigen Bilanz von elf Scorerpunkten in 15 Spielen gehen. © Archiv: Gunnar Schulze

Weißwasser. Die Corona-Einschläge rücken auch für den Eishockey-Zweitligisten Lausitzer Füchse immer näher. Das Team ist bis zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels zwar coronafrei und auch bis auf eine Ausnahme inklusive Trainer und Betreuer vollständig geimpft. Aber das scheint nicht bei allen Konkurrenten so.

Nach dem wegen Coronafällen abgesagten Spiel gegen die Selber Wölfe am vergangenen Sonntag hat es nun auch das Sachsenderby in Crimmitschau erwischt. Bei den Eispiraten hatten sich 16 Personen (ungeimpfte und geimpfte) mit dem Coronavirus infiziert, die inzwischen zwar vor der Rückkehr stehen. Aber die Partie heute Abend käme zu zeitig. Am Wochenende steht nun also nur das Heimspiel gegen Kaufbeuren an, aber auch das wackelt ein wenig. Bei den Gästen wurden am Mittwoch zwei Spieler positiv getestet. „Man muss abwarten, was die Tage bis Sonntag noch bringen“, sagt Füchse-Trainer Chris Straube. Die Kaufbeurer hätten auch ohne weitere Corona-Fälle schon große Probleme: Neben den beiden „positiven“ Spielern fehlen derzeit sechs Akteure (Koziol, Thiel, Pavlu, Baader, Bidoul und Lillich), ein weiterer ist fraglich.

Die Lausitzer Füchse haben dagegen nur geringe Personalprobleme: Einzig Stürmer Toni Ritter steht nach seiner Handverletzung noch nicht zur Verfügung, aber auch da könnte es in einer Woche wieder reichen. Corona konnten die Füchse bislang aus dem Team halten, obwohl das angesichts der hohen Infiziertenzahlen auch im Raum Weißwasser sehr schwierig ist. „Wir setzen darauf, dass die Impfung, die wir alle haben, gut schützt und appellieren an alle, Kontakte auch im privaten Bereich so weit als möglich zu vermeiden“, sagt Straube. Ein Restrisiko bleibt, wenn zum Beispiel die Partnerin Kontakte auf Arbeit nicht vermeiden kann oder Kinder Schule oder Kita besuchen. Dann hilft nur testen.

„Wir versuchen, damit vernünftig umzugehen, testen dann, wenn es aus unserer Sicht ein leicht erhöhtes Infektionsrisiko gibt“, erklärt Straube. Das sei nach der Länderspielpause der Fall gewesen, oder wenn Spieler eventuell Kontakt zu einem Corona-Infizierten auch nur kurz gehabt haben könnten. Vor einer langen Busreise (wie am 5. Dezember nach Freiburg) sei ein Test ebenfalls sinnvoll.

Neuzugang nach Tragödie

Wenn am Sonntag gespielt werden kann, werden die (ausgesperrten) Fans im Sprade-Livestream einen neuen Spieler zu Gesicht bekommen: Die Füchse haben den 35-jährigen Kanadier Brett Carson verpflichtet. Der Verteidiger wechselt von den Bratislava Capitals (Slowakei) in die Lausitz.

Sein Transfer hat einen schockierenden Hintergrund. Carson hat in Bratislava eine Tragödie hautnah miterlebt: Ein 24-jähriger Mitspieler war Anfang November mit einem Herzstillstand in einem Liga-Spiel zusammengebrochen und später im Krankenhaus gestorben. Nur zwei Tage danach nahm sich der 36-jährige Geschäftsführer der Bratislava Capitals das Leben, übernahm in einem Abschiedsbrief die Verantwortung für den Tod des Spielers. Jener hatte schon zu Saisonbeginn über gesundheitliche Probleme geklagt, der Geschäftsführer aber keine Konsequenz gezogen.

Für Rämö kommt der Recke Brett Carson aus Bratislava, um die Abwehr zu stabilisieren.
Für Rämö kommt der Recke Brett Carson aus Bratislava, um die Abwehr zu stabilisieren. © Lausitzer Füchse

Nach den beiden tragischen Todesfällen hatte sich der slowakische Klub aus der ICE-Eishockeyliga zurückgezogen und alle Spieler freigegeben. Alle Bratislava-Profis haben inzwischen neue Verträge bei anderen Teams unterschrieben. Am Montag fand mit sechs Spielern das letzte Training statt. Brett Carson hat als Letzter Bratislava verlassen.

„Als wir von der Tragödie in Bratislava und dem Rückzug der Mannschaft gehört hatten, haben wir uns sofort alle Verteidiger angeschaut, ob einer davon in unser Profil passen würde“, erklärt Chris Straube. Auf Brett Carson trifft das zu. Der Kanadier spielt seit 2013 in Europa und war unter anderem in Schweden und Finnland wie auch in der benachbarten EBEL in Wien und Bratislava tätig. Mit einer Körpergröße von 1,93 Metern und 103 Kilogramm Gewicht bringt er perfekte Maße für einen Verteidiger sowie eine Menge Erfahrung aus der WHL, AHL und der NHL mit. Hier absolvierte der 35-jährige Rechtsschütze für die Carolina Hurricans 72 und für die Calgary Flames 18 Spiele.

Füchse-Coach Chris Straube: „Uns hat auch geholfen, dass Peter Quenneville schon mit ihm zusammengespielt hat und uns sagen konnte, wie er zum Beispiel in der Kabine ist. Was seine Fähigkeiten auf dem Eis betrifft, hoffen wir, dass er uns sofort helfen kann, die Abwehr zu stabilisieren. Brett ist groß und hat einen sehr guten ersten Pass. Er spielt sehr konstant in der defensiven Zone. Offensiv hat er einen sehr starken Schuss und eine gute Passqualität.“

Weichen musste als nun überzähliger Ausländer Arttu Rämö. Der Vertrag mit dem Finnen wurde vorzeitig aufgelöst. Er wechselt zurück nach Finnland. „Wir mussten uns zwischen Arttu und Roope Mäkitalo entscheiden, und da hatte Roope leichte Vorteile“, sagt Chris Straube. Am Sonntag soll sich der Wechsel im Kader erstmals auszahlen – wenn gespielt wird.