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Wie Testcenter die Stadtfeste retten

Zeltbau, Veranstaltungen, Gastronomie – Corona brachte alles zum Erliegen. Wie der Döbelner Event-Unternehmer Michael Köhler trotzdem alle Jobs sicherte.

Von Elke Görlitz
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Eventmanager Michael Köhler organisiert Veranstaltungen wie das Frühlingsfest Döbeln komplett. Mit Mut hat er sein Unternehmen durch die Krise gebracht.
Eventmanager Michael Köhler organisiert Veranstaltungen wie das Frühlingsfest Döbeln komplett. Mit Mut hat er sein Unternehmen durch die Krise gebracht. © Dietmar Thomas

Döbeln. Endlich wieder Frühlingsfest in Döbeln. Selbst das nasskalte Wetter am Sonntag hält die Besucher nicht davon ab, über den Festplatz am Edeka zu schlendern. Riesenrad, Autoscooter und Kinderkarussells locken kleine und große Gäste, auch wenn der Rummel nicht ganz so groß ausfällt wie gewohnt.

„Nicht alle Schausteller-Betriebe haben es durch die Corona-Krise geschafft“, erklärt Michael Köhler. Der 50-Jährige ist Gastronom, Zeltbauer und Eventmanager.

Mit welcher Strategie durch die Krise?

86 Großveranstaltungen vom Stadtfest bis zum Weihnachtsmarkt hat er als Veranstalter im Jahr 2019 gestemmt. Dann kamen Corona und der harte Lockdown und für Michael Köhler und seine Mitarbeiter die große Ungewissheit. Die zwölf festangestellten Mitarbeiter musste der Döbelner Unternehmer in Kurzarbeit schicken. „Die Förderung half und ich habe mich verschuldet, bei der Sächsischen Aufbaubank und der Kreditanstalt für Wiederaufbau Kredite aufnehmen müssen“, sagt er.

Michael Köhler sei aber auch bewusst gewesen: „Wir brauchen eine Strategie, mit der wir durch die Krise kommen.“ Die Lösung fand er mit Containern wie dem, der gleich neben dem Rummel bei Edeka steht, und mit Bussen. Der 50-Jährige setzte auf Corona-Testcenter.

Bis zu 13 Teststationen und 60 Mitarbeiter

Ab dem zeitigen Frühjahr 2021 betrieb der Döbelner bis zu 13 solcher Teststationen in der Region Döbeln, im Elbland und sogar in Zwickau. Jetzt sind es noch acht solcher Stationen und sie werden immer noch gebraucht. „Schichtarbeiter kommen beispielsweise, weil sie eng nebeneinander arbeiten und die Firma keine eigene Testmöglichkeit anbietet. Oder Menschen, die ins Pflegeheim oder Krankenhaus möchten, um Angehörige zu besuchen“, sagt Michael Köhler.

Als Testcenter habe er bewusst Container und Busse, wie in Leisnig und Roßwein, genutzt: „Ich wollte mobile Lösungen, einen einfachen Zugang für die Menschen und nicht erst großen Aufwand wegen Hygienekonzepten betreiben. Das hat sich bewährt.“ Als die Nachfrage nach den sogenannten kostenlosen Bürgertests besonders hoch gewesen sei, habe er zusätzlich zu seinen zwölf festangestellten Mitarbeitern bis zu 60 Personen in Voll- und Teilzeit beschäftigt. Auch Mitarbeiter von Schaustellerbetrieben.

Wieder voller Terminkalender

Wie Michael Köhler sind viele von ihnen jetzt wieder von Festplatz zu Festplatz unterwegs. Der Döbelner Unternehmer hat einen vollen Kalender: eine ganze Festwoche in Markleeberg, der Tanz in den Mai auf dem Lorenzhof Delmschütz, das Hexenfeuer in Hartha und das Feuerwehrfest in Ostrau gehören zu den nächsten Terminen.

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„Anfragen haben wir auch aus Herzberg und Dessau. Aber die müssen wir ablehnen, da bliebe zu viel Zeit auf der Straße“, sagt der 50-Jährige.Und er verdeutlicht: „Bei Großveranstaltungen wie dem Altstadtfest Mittweida, wo wir von der Bühne über das Zelt und die Bestuhlung, von der Technik bis zur Toilettenanlage alles Equipment mitbringen, sind das bis zu zehn Lkw-Ladungen.“ Zum Komplettpaket gehören auch die Kultur, die Gema-Anmeldung und sogar Stromaggregate, die so viel Energie liefern, dass auch große Fahrgeschäfte „dranhängen“ können.

Mut, Flexibilität und Risikobereitschaft

Michael Köhler, der 1992 mit einem Getränkegroßhandel begann, richtet seit 1997 das Döbelner Stadtfest aus. „Anfangs noch mit beschränkter Technik“, erzählt er. Dass er das Komplettpaket anbieten kann, würden die Vertragspartner sehr schätzen. „Die müssen sich dann nur noch um das lokale Kolorit kümmern“, sagt der Döbelner. So habe es beispielsweise in Leisnig ein paar Startschwierigkeiten gegeben, weil mitwirkende Vereine wie die Privilegierten Schützen vergessen wurden. Doch das sei längst Geschichte.

Und was nimmt Michael Köhler aus der Corona-Krise mit? „Man muss flexibel sein, den Mut haben, Neues zu wagen. Ohne Risikobereitschaft hätten wir es nicht geschafft.“