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"Yoga ist meine Herzenssache"

Sybille Rentsch leitet in Pirna ein Yoga-Studio. Trotz Corona und Lockdown gibt sie nicht auf. Sie erhält viel Unterstützung von ihren Kursteilnehmern.

Von Mareike Huisinga
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Sybille Rentsch macht Übungen in ihrem Yoga-Studio in Pirna.
Sybille Rentsch macht Übungen in ihrem Yoga-Studio in Pirna. © Daniel Schäfer

Frau Rentsch, Yoga im Lockdown - Wie geht das?

Yoga kann man in jeder Lebenslage ausüben, auch im Lockdown. Seit mehr als 20 Jahren unterrichte ich Yoga und immer noch mit wachsender Begeisterung. Bis vor Kurzem haben noch circa 100 Teilnehmer wöchentlich die Kurse besucht und daraus ihren Mehrwert gezogen. Im November 2020 musste ich das Yoga-Studio schließen und in den zweiten Lockdown gehen. Seitdem haben wir viel über Corona gelernt und gehofft, jeden Monat wieder öffnen zu können. Leider vergeblich. Seit Januar 2021 unterrichte ich nun Yoga digital. Viele Teilnehmer nehmen diese Form an und sind sehr dankbar dafür. Andere sind den ganzen Tag am Computer und haben abends dann keine Lust auf nochmals PC. Den Lockdown nutze ich selber auch für Weiterbildung und zur Entwicklung neuer Konzepte.

Was meinen Sie konkret ?

Die Menschen brauchen Halt, Motivation und die Gesundheit. Ganz wichtig ist die Stärkung unseres Immunsystems. Atemübungen, das sogenannte Pranayama, geben uns hier ein wichtiges Werkzeug in die Hand. Sie sehen also, wie wichtig Yoga ist, gerade jetzt im Lockdown. Yoga wird in der Coronaschutzverordnung als Individualsport eingestuft und ist zur Zeit allein zu zweit oder mit Angehörigen des eigenen Haushalts erlaubt.

Fehlt die Gemeinschaft, die gemeinsame Teerunde nach dem Kurs?

Sicher fehlt den Teilnehmern die Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die Pflege von Freundschaften und der Austausch. Einige Yoga-Gruppen gibt es schon sehr lange, und die Teilnehmer haben bereits größere Lebensabschnitte zusammen zurückgelegt. Diese Kontakte beschränken sich nun auf Digitalität. Der Lockdown ist mehr als ein Marathon und niemand weiß wie lange noch, ohne einen Perspektivplan. Ich merke, es macht sich eine immer größere Benommenheit bemerkbar.

Bleiben Ihnen Ihre Kursteilnehmer treu? Macht man Ihnen Mut?

Ja und dafür bin ich auch sehr dankbar. Viele Kursteilnehmer signalisieren mir ihre Verbundenheit, fordern mich zum Durchhalten auf. Rund 30 Prozent yogieren digital mit mir. Mut macht mir auch unser Verband, der Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland e.V., der uns immer mit den aktuellsten Infos versorgt und sich für unsere Belange einsetzt. Meine Familie unterstützt mich auch sehr, besonders meine Kinder. Ohne deren Hilfe wären keine Videos und keine digitalen Kurse entstanden. Auch die Website ist immer aktuell.

Apropos Unterstützung: Wie fließt die staatliche Hilfe? Reicht das aus?

Das Yoga-Studio ist meine Freizeitbeschäftigung. Somit habe ich kaum Möglichkeiten, Unterstützungen zu erhalten. Die Kosten laufen aber in der Tat weiter, zum Beispiel die Miete. Noch versuche ich, das Studio aufrecht zu erhalten. Ob es mir gelingt, ist natürlich davon abhängig, inwieweit sich die Inzidenzen entwickeln und die Impfungen vorankommen, ob eventuellen Modellprojekten Raum gewährt wird oder ob Präsenzunterricht überhaupt wieder möglich sein wird.

Das hört sich nicht richtig gut an ...

Ich möchte jetzt auf keinen Fall falsch verstanden werden. Ich stecke den Kopf nicht in den Sand. Ich brenne für Yoga. Es ist meine Herzenssache und mein Lebenselixier, für das ich mich weiterhin engagieren werde.

Haben Sie als Unternehmerin Verständnis für die Corona-Einschränkungen?

Gerade als Unternehmerin habe ich Verständnis für die derzeitigen Einschränkungen. Mir ist die Lage durchaus bewusst. Ich kenne einige schwere Erkrankungen. Aber, es muss weitergehen. Wir müssen mit dieser Erkrankung leben lernen. Mithilfe von Abstandsregelungen, Masken, Hygieneregeln und Konzepten.

Was könnte/sollte aus Ihrer Sicht beim Corona-Management besser gemacht werden?

Ganz konkret: Die Größe meines Yogaraums beträgt 160 Quadratmeter und hat 14 Fenstern zum Lüften. Das Studio hat eine Gesamtfläche von mehr als 270 Quadratmetern. Mit einer geringeren Anzahl von Teilnehmern sollte Yoga-Unterricht, aus meiner Sicht, möglich sein.

Yoga ist innere Ruhe und Balance. Schöpfen Sie vielleicht sogar Kraft aus der Krise?

Ja, Yoga ist innere Ruhe, Frieden und Balance. Om Shanti. Ich habe auch die vielen neuen freien Momente in der Natur sehr genossen, habe mit dem Laufen wieder begonnen, Weiterbildungen angeschoben, Bücher und Literatur zur Hand genommen, die schon verstaubten, und natürlich mir Zeit für meine große Familie genommen. Sicher, ich schöpfe auch Kraft aus dieser Krise und versuche, die Krise mal aus einem anderen Sichtwinkel betrachten. Neu ist für mich die Beschäftigung mit der Digitalität. Es ist wichtig, nicht stehen zu bleiben. Lassen Sie mich mit den Worten von Reinhold Niebuhr schließen: Gib mir die Gelassenheit, die Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann, den Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

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