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Kuriose Mittel gegen Corona

Der Kampf gegen das Coronavirus führt weltweit zu teils abstrusen Ideen. Einige Menschen setzen auf fragwürdige Praktiken. Ein Überblick.

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Ein Mann trinkt ein Gläschen Kamillentee, nachdem er durch eine Dampfkabine zur Vorbeugung von Atemwegserkrankungen gegangen ist. Die Kabine wurde in Bolivien vom Ministerium für Traditionelle Medizin aufgestellt.
Ein Mann trinkt ein Gläschen Kamillentee, nachdem er durch eine Dampfkabine zur Vorbeugung von Atemwegserkrankungen gegangen ist. Die Kabine wurde in Bolivien vom Ministerium für Traditionelle Medizin aufgestellt. © dpa

Von Gioia Forster, Ralf Krüger und Anne-Sophie Galli

Antananarivo/Neu Delhi. Im Kampf gegen das Coronavirus sind gute Ideen gefragt. Doch weltweit beschreiten einige Menschen dabei unkonventionelle Wege: von alternativen und skurrilen bis zu absurden oder gar gefährlichen Heilmitteln.

Pflanzliche Heilmittel sind in vielen Kulturen tief verankert. Der Präsident der Afrika vorgelagerten Gewürzinsel MADAGASKAR etwa stellte jüngst einen "Covid Organics" genannten Gesundheitsdrink vor. Das auf Basis der heimischen Artemis-Pflanze hergestellte Getränk soll nach seinen Worten Immunität stärken, vor zahlreichen Viren und Fieber schützten - vor allem vor Lungenkrankheiten. 

Der Trank wurde an Schülerinnen und Schüler im Land verteilt, inzwischen haben auch andere afrikanische Länder Lieferungen bestellt. Allerdings warnte unter anderem der Leiter der medizinischen Akademie der Insel, der wissenschaftliche Erfolg des Trunks sei nicht nachgewiesen.

Madagaskar, Antananarivo: Schüler halten je eine Flasche mit "Covid Organics", die in ihrem Gymnasium in der Hauptstadt Madagaskars verteilt worden waren.
Madagaskar, Antananarivo: Schüler halten je eine Flasche mit "Covid Organics", die in ihrem Gymnasium in der Hauptstadt Madagaskars verteilt worden waren. © dpa

In INDIEN verkündete das Ayurveda-Ministerium bereits kurz nach dem Bekanntwerden der ersten Corona-Fälle, dass traditionelle Medizin gegen Covid-19 helfen könnte. Doch nach Kritik sagte die Regierung lediglich, dass Alternativmedizin das Immunsystem gegen das neuartige Coronavirus stärken könne, aber keine Heilung sei. Das Ministerium behauptete zunächst auch, dass Prinz Charles durch eine Ayurveda-Behandlung von Covid-19 geheilt worden sei - dies wies Charles Büro aber zurück.

In VENEZUELA gab es einen ähnlichen Vorschlag von Nicolás Maduro: Der Präsident empfahl zunächst auf Twitter eine Kräutermischung als Heilmittel gegen das Coronavirus. Der Post wurde inzwischen aber wieder gelöscht. 

Und CHINAS Präsident Xi Jinping sagte, 90 Prozent der wieder genesenen Corona-Patienten hätten auch traditionelle chinesische Medizin erhalten.

In etlichen Ländern wird in der Corona-Krise auf traditionelle Medizin gesetzt. Etwa in BOLIVIEN, wo es einen großen Anteil an Indigenen in der Bevölkerung und einen Minister für Traditionelle Medizin gibt. "In Bolivien haben wir Pflanzen, die helfen können", meinte jüngst der stellvertretende Minister für traditionelle Medizin, Felipe Quilla Muni. Beliebt ist ein Dampf aus Eukalyptus und Kamille. Die Leute atmen diesen ein; etwa in Dampfkabinen, die in der Nähe einiger Krankenhäuser und Banken aufgestellt wurden.

Bolivien, El Alto: Eine Mitarbeiterin des Ministeriums für Traditionelle Medizin steht in Schutzanzug neben einer Dampfkabine, die während der Corona-Pandemie zur Vorbeugung von Erkrankungen der Atemwege an einer Ecke aufgestellt wurde.
Bolivien, El Alto: Eine Mitarbeiterin des Ministeriums für Traditionelle Medizin steht in Schutzanzug neben einer Dampfkabine, die während der Corona-Pandemie zur Vorbeugung von Erkrankungen der Atemwege an einer Ecke aufgestellt wurde. © dpa

In INDONESIEN ist seit Beginn der Covid-Krise die Nachfrage nach rotem Ingwer gestiegen, der das Immunsystem besonders stärken soll. Dadurch schossen die Preise in die Höhe. 

Ähnlich war das auf SRI LANKA bei Kurkuma-Pulver. Daraufhin setzte die Regierung dort eine Preisobergrenze fest.

Doch bei all dem Hype um pflanzliche Medikamente gegen Covid-19 mahnte jüngst die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Vorsicht. Auch bei traditioneller Medizin und Praktiken müsse "die Wirksamkeit und Sicherheit durch rigorose klinische Studien" getestet werden.

In Sri Lanka stieg die Nachfrage nach Kurkuma.
In Sri Lanka stieg die Nachfrage nach Kurkuma. © dpa-tmn

Manche lehnen sich bei Vorschlägen zu Do-it-yourself-Heilmitteln ziemlich weit aus dem Fenster. In NEPAL etwa empfahl der Premierminister Khadga Prasad Sharma Oli, dass man sich vor einer Coronavirus-Ansteckung schützen könne, indem man heißes Wasser trinke und Dampf-Therapie mache. 

Auch Donald Trump ließ die Öffentlichkeit an einigen ungewöhnlichen Ideen teilhaben: Der Präsident der USA ermunterte bei einer Pressekonferenz Forscher dazu, Möglichkeiten zu prüfen, Menschen Desinfektionsmittel zu spritzen. Außerdem sinnierte er über Optionen, starkes Licht "in den Körper" zu bringen, um Corona-Infektionen zu behandeln. Später betonte er, dies sei nur "Sarkasmus" gewesen.

Beten als letzter Ausweg

Wenn all das nicht gegen Covid-19 wirkt, hilft aus Sicht des Präsidenten TANSANIAS vor allem eins: beten. Im Vergleich zu den meisten anderen afrikanischen Staaten hat John Magufuli in dem ostafrikanischen Land wenig strenge Maßnahmen verhängt. "Es macht keinen Sinn, Kirchen oder Moscheen zu schließen, denn das sind die einzigen Orte, an denen wir Gott um Vergebung bitten können. Wir sollten weiterhin beten, damit Gott uns vor diesem Unheil bewahren kann", sagte Magufuli jüngst. 

Auch andere Länder wie KENIA riefen wegen der Corona-Krise einen nationalen Tag des Betens aus; die Bürger wurden aber gebeten, diesen zu Hause zu begehen.

Im besonders stark von der Lungenkrankheit betroffenen ITALIEN werden inzwischen die Corona-Maßnahmen langsam gelockert. Da drehen sich Ideen nicht um Covid-19 selbst, sondern wie die Strandsaison 2020 gerettet werden könnte. Sonnenbaden in Corona-Zeiten? Kein Problem: etwa mit transparenten Plastikbarrieren und eingebauten Desinfektionsmittel-Spendern oder Plexiglas-Boxen um Sonnenliegen. (dpa)

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