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Meißens Bürgerstiftung soll die Jahnhalle ausbauen dürfen – mit hohen Auflagen.

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© Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Meißen. Es dürfte die letzte Chance für das marode Denkmal sein. Meißens Stadtrat diskutiert am Mittwoch, ab 16 Uhr, öffentlich auch über die Zukunft der Jahnhalle. Nach langem Hin und Her im Vorfeld hat sich offenbar eine Mehrzahl der Stadträte dazu entschlossen, das traditionsreiche Haus in die Hände der Bürgerstiftung Meißen zu geben. Wie der entsprechenden Vorlage zu entnehmen ist, sollen ein Grundstück von knapp 9 500 Quadratmetern, die Halle sowie Nebengebäude für den symbolischen Preis von einem Euro verkauft werden.

Die Bürgerstiftung Meißen wurde am 28. Oktober vergangenen Jahres von 30 Stiftern mit einer Einlage von 20 000 Euro unter dem Dach der Bürgerstiftung Dresden gegründet. Der Erhalt der Jahnhalle ist aktuell ihr größtes Vorhaben. Mit verschiedenen Angeboten im Inneren und unter freiem Himmel möchten die Stifter Meißen in Bewegung versetzen. Ein Platz für alle Bürger – gleich welchen Alters und welcher sozialen Schicht – zum Sporttreiben, Spielen, Toben soll entstehen. Eine Kletterwand könnte anregen, sich hoch hinaus zu wagen, ein Niedrigseilgarten ganze Familien zum Balanceakt einladen.

Bis diese Vision Wirklichkeit wird, steht der Bürgerstiftung jede Menge Arbeit ins Haus. Der im Internet einsehbare Beschlussvorschlag sieht hohe Auflagen vor. So sollen die Käufer verpflichtet werden, die Jahnhalle bis 2022 grundhaft zu sanieren, den Hausschwamm zu beseitigen und das Gebäude nachhaltig zu sichern. Hierfür sei zu dokumentieren, dass bis Ende 2022 von den geplanten 1,9 Millionen Euro Investitionen mindestens 1,425 Millionen Euro tatsächlich erreicht werden. Wird dieses Ziel verfehlt, erhält die Stadt ihren Besitz zurück. Zudem sollen eine sogenannte Mehrertragsklausel und ein Vorkaufsrecht im Vertrag stehen für den Fall, dass die Halle weiter veräußert wird.

Die Vorsorge kommt nicht von ungefähr. Meißens Stadträte sind gebrannte Kinder. Offenbar möchten sie jetzt nachholen, was in der Vergangenheit wiederholt versäumt wurde. So ging die Jahnhalle 2009 schon einmal für einen Euro an einen Verein. Der Dynamo-Fußballclub Meißen scheiterte jedoch mit seinem ehrgeizigen Konzept für ein Trainingszentrum an der Finanzierung. Insgesamt fünf Millionen Euro wären nötig gewesen. Immer wieder hieß es aus dem Verein, dass Fördergelder in Sicht seien. Letztlich ging jedoch Jahr um Jahr ins Land, ohne dass sich an der Immobilie etwas Positives tat. Im Gegenteil: Der Verfall schritt voran.

Während jetzt erneut über die Jahnhalle entschieden werden kann, funktioniert das beim Kornhaus auf dem Burgberg nicht. Dieses entwickelt sich dank privater Vorstöße zwar immer mehr zu einem Veranstaltungsort, die Pläne der italienischen Besitzer für ein Fünf-Sterne-Hotel bleiben jedoch nebulös. In verschiedenen Immobilienportalen wird das Denkmal aktuell für über drei Millionen Euro angeboten. Der Preis liegt weit über dem, was die Meißner Stadtentwicklungsgesellschaft Seeg vor mehr als zehn Jahren verlangte. Damals sprachen Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) und Vertreter der Seeg von einer halben Million Euro. Trotz der Bedeutung der Immobilie für die Stadtentwicklung sah der Vertrag keine Rückkaufklausel vor.

Bei der Bürgerstiftung selbst möchten die Verantwortlichen sich derzeit nicht ausführlich zu den Verkaufskonditionen äußern, sondern zunächst den Stadtrat am Mittwoch abwarten. In einem knappen Kommentar sagt Ina Heß vom Stiftungsrat, die Unterstützer des Vorhabens seien sich durchaus bewusst, dass die Sanierung der Jahnhalle sehr viel Geld kosten werde. Kritisch weist Walter Hannot vom Kulturverein darauf hin, dass es solche harten Klauseln – wie jetzt bei der Jahnhalle – kaum in einem Verkaufsvertrag der Stadt in den letzten Jahren gegeben haben dürfte.

Vom Tisch sind unterdessen die ursprünglichen Pläne, den zweiten Teil des Jahnhallengrundstücks an einen privaten Bauherren zu verkaufen. Die Ausschreibung dazu wurde formal bereits aufgehoben, teilte das Rathaus auf SZ-Nachfrage mit. Derzeit gebe es Überlegungen, wie das Gebiet durch die Stadt selbst entwickelt werden könnte.