Bautzen
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Dafür gibt's jetzt Geld vom Kulturraum

Zoos und Bühnen freuen sich über Zuwendungen. Frust gibt es beim Musikunterricht.

Von Irmela Hennig
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Die Tierparks und Zoos der Oberlausitz in Bischofswerda, Weißwasser, Zittau und Görlitz (von oben links nach unten rechts) sowie Hoyerswerda (Mitte) erhalten 2020 vom Kulturraum zusammen über eine Million Euro.
Die Tierparks und Zoos der Oberlausitz in Bischofswerda, Weißwasser, Zittau und Görlitz (von oben links nach unten rechts) sowie Hoyerswerda (Mitte) erhalten 2020 vom Kulturraum zusammen über eine Million Euro. © Fotos und Montage: Wolfgang Wittchen

Bautzen/Görlitz. Pfefferkuchen und Sekt – damit feierte der Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien in Görlitz seinen 25. Geburtstag. Er eröffnete damit die 115. Sitzung. Auf der wurden finanzielle Entscheidungen für 2020 getroffen. Die SZ fasst zusammen.

Förderung: Das meiste Geld gibt es für die Theater

Über 16 Millionen Euro gibt der Kulturraum kommendes Jahr für die sogenannte institutionelle Förderung aus. Das Geld können Einrichtungen für ihren Haushalt verwenden; es ist nicht für spezielle Projekte gedacht. Keine Überraschung – das meiste Geld fließt wie jedes Jahr an die drei Bühnen der Region. 6,83 Millionen Euro gibt es für das Gerhart-Hauptmann-Theater Zittau-Görlitz, 2,306 Millionen Euro gehen ans Deutsch-Sorbische Volkstheater Bautzen und 260.000 Euro an das Sorbische National-Ensemble.

Ungekürzt: Keine Einrichtung muss Abstriche hinnehmen

Egal, ob Zoos und Tierparks, Museen, Bibliotheken, Musikschulen, Soziokultur oder Bühnenkunst – gekürzt wird 2020 bei keiner der 47 geförderten Einrichtungen. Allerdings taucht das Heimat- und Humboldtmuseum nicht mehr auf in der Liste. Die Gemeinde Kottmar hatte dafür keinen Antrag gestellt. Für Museen fließen über 2,2 Millionen Euro, für Tierparks in Bischofswerda, Hoyerswerda, Zittau, Görlitz und Weißwasser 1,01 Millionen Euro.

Strukturen: Görlitzer Bühne will Konzept für mehr Theaterkooperation

Gemäß dem Sächsischen Kulturraumgesetz können kulturelle Einrichtungen Geld vom Freistaat bekommen, um Strukturen grundlegend zu verändern. Dabei geht es zum Beispiel darum, das ein Museum, Theater oder eine andere Institution sich neuen Aufgaben widmet, die Organisation umgestaltet oder auch personell neue Wege geht. Sachsen hält dafür derzeit jährlich mindestens 1,5 Millionen Euro bereit. Laut dem Kulturkonvent will das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau Geld beantragen, um ein Kooperationskonzept der Oberlausitzer Bühnen zu erstellen, um „die Theater stärker zusammenwachsen zu lassen“, wie Birgit Weber, Beigeordnete des Bautzener Landrats Michael Harig und Leiterin der Konventsitzung, formulierte. Erste Vorbereitungen dazu seien schon gelaufen.

Kulturbus: Mehr Geld für Fahrten zu Museen, Theatern und Co

Viele Kilometer bis zum nächsten Museum, der Bibliothek oder zum Theater sollen Kinder und Jugendliche nicht daran hindern, solche Einrichtungen zu besuchen. Deswegen läuft im Kulturraum das Angebot KuBiMobil. Darüber gibt es für Schul- und Kitagruppen Fahrtkosten-Zuschüsse. Der Bedarf ist groß. Ursprünglich hatte Sachsens Kunstministerium 98.600 Euro dafür an Förderung bewilligt. Weil es aber so viel Interesse gibt, erhält der Kulturraum dafür nun 111.700 Euro. Für 2020 beantragt der Kulturraum nun Förderung in Höhe von 105.000 Euro beim Ministerium. Unter dem Namen „Kultur trifft Fläche“ gibt es ein ähnliches Projekt für Menschen, die 55 Jahre und älter sind, für Personen mit Handicap sowie für Geflüchtete.

Bildung: Geld für den „Schatz“ des Erzählens beantragt

Über 148.000 Euro will der Kulturraum kommendes Jahr in kulturelle Bildung stecken. Beim Freistaat wurden 75.000 Euro beantragt. Mit dem Geld wollen die Konventmitglieder unter anderem das Modellprojekt „Erzählen – Ein Schatz für die Zukunft“ weiterfinanzieren. Dabei kommen professionelle Erzähler in Kitas und vermitteln Kindern mehrsprachig Geschichten – auf Deutsch, Sorbisch und Tschechisch.

Künstlersuche: 2.500 Kita-Kinder haben schon einen gefunden

Im Landkreis Görlitz waren es bislang 1.115, im Kreis Bautzen 1.385 Kindergartenkinder. Sie haben über das Kulturraum-Projekt „Kita sucht Künstler“ ein Kunstprojekt umgesetzt. Dafür gab es eine Zusammenarbeit mit Malern, Bildhauern, Schauspielern, Puppenspielern, Fotografen oder anderen Kulturschaffenden. So inszenierte die Pulsnitzer Puppenspielerin Uta Davids beispielsweise in einer Pulsnitzer Kita eine Aufführung über einen Regenbogenfisch. „Kita sucht Künstler“ gibt es seit 2015 und soll nun dauerhaft finanziert werden. Der Kulturkonvent wird vermutlich auf seiner Sitzung am 12. Dezember 2019 entscheiden, ob er aus dem Topf der Kulturraum-Netzwerkstelle für kulturelle Bildung 50.000 Euro dafür freigibt. Damit könnten flexibel kleine Projekte umgesetzt werden.

Kritik: Kultusministerium zieht sich bei Musikunterricht aus der Verantwortung

Nein, sagten die Konventsmitglieder zu einem anderen Vorhaben. Es geht darum, Singeklassen in Schulen mit 500 Euro pro mitmachender Schule zu unterstützen. Görlitz‘ Kulturbürgermeister Michael Wieler übte Kritik. Er sieht bei solchen Vorhaben das Kultusministerium in der Pflicht. „Das zieht sich aber seit Jahren aus der Verantwortung. Das finde ich unerhört.“ Die Stundentafel für musische Bildung werde gekürzt, weil Lehrer fehlen. Laut Birgit Weber befürworte der Kulturraum zwar Singeklassen und wolle sie organisatorisch unterstützen. „Aber wir können nicht die Defizite in Schulen auffangen.web