Coswig/Landkreis. Gekonnt hantiert Justin Mager an der Schleifmaschine. Konzentriert, umsichtig, offensichtlich mit Freude. Er und sein Mitstreiter Nicolas Kern – beide angehende Verfahrensmechaniker, zweites Lehrjahr – zählen zu den derzeit sieben Auszubildenden in der TMD Friction GmbH auf der Industriestraße – so manchem noch als Cosid-Kautasit bekannt.

Heute gehört das Werk zur japanischen Nisshinbo-Gruppe. TMD Friction wirbt auf seiner Webseite mit über 135 Jahren Erfahrung in der Bremsbelagbranche. Und damit, als einer der weltweit größten Hersteller von Bremsbelägen für Pkw und Nutzfahrzeuge das Vertrauen der umsatzstärksten Marken im Automobil- und Industriesektor zu genießen. Unter den Standorten in 13 Ländern weltweit ist auch Coswig mit derzeit 154 Mitarbeitern.

Der Betrieb sucht, wie inzwischen fast alle Arbeitgeber, Fachkräfte, sagt Werkleiter Frank Gümpel. Die TMD Friction GmbH produziert Bremsbeläge für Lkws und für die Industrie, so für die Bremsen von Windkrafträdern. Für Scheibenbremsen beispielsweise werden um die drei Millionen Teile pro Jahr gefertigt. Aus welchen Zutaten genau die Beläge entstehen, ist Betriebsgeheimnis. 

Nur so viel verrät Frank Gümpel: 20 bis 25 Rohstoffe kommen in eine Mischung. Auch Füllstoffe fürs Volumen, Harz als Bindemittel, Metalle, chemische Elemente, die den Reibwert verändern. Weil es eben ein Unterschied ist, ob ein 40-Tonner abgebremst werden soll oder ein Pkw-Hänger, sagt Ausbildungsleiter Thomas Hahndorf. Da werden gute Spezialisten gebraucht.

TMD Friction bildet bedarfsgerecht aus, erklärt Thomas Hahndorf. Je nachdem, ob Mitarbeiter in Rente gehen, wie sich das Produktportfolio in den kommenden Jahren verändert. Natürlich will der Betrieb die, die hier lernen, gern übernehmen. Das hat in den vergangenen Jahren bei 90 Prozent der Absolventen geklappt. Zur Freude von Werk- und Ausbildungsleiter.

Dass die Coswiger als reines Chemieunternehmen den Chemietarif zahlen, mag ein Pluspunkt sein. Ein weiterer: Die eigene Lehrwerkstatt für die Grundausbildung in Metall- und Kunststoffbearbeitung. Interessenten für den Job als Verfahrensmechaniker mit dreijähriger Ausbildung sind ebenso willkommen wie als Elektroniker für Betriebstechnik.

Die Coswiger warten aber nicht nur darauf, dass sich jemand im Werk meldet. Sie gehen auf Ausbildungsmessen, zu Elternabenden in Schulen, bieten Praktika an. Nehmen seit drei Jahren an der sachsenweiten Schau-rein-Aktion für Schüler teil. Auch dieses Jahr, wenn Unternehmen vom 11. bis 16. März ihre Türen öffnen, um sich vorzustellen.

Organisiert von der Wirtschaftsförderung Region Meißen haben sich Arbeitsagentur und Landratsamt mit Kommunen zusammengetan, mit Unternehmen und Schulen gesprochen. Aktuell sind Angebote von 176 Unternehmen eingestellt – von Gesundheits- und Pflegeberufen über Tierwirte, Druckereiberufe bis zu Tätigkeiten in Holz-, Glas- oder keramischer Verarbeitung.

Schüler ab 7. Klasse von Oberschulen, Gymnasien und Förderschulen können so testen, ob der Wunschberuf ihren Vorstellungen entspricht. Können sich informieren, ob für einen bestimmten Job eine duale Ausbildung nötig ist oder ein Studium. Können sich in einem Produktionsbetrieb auch mal ganz praktisch ausprobieren.

621 Angebote gibt es, 129 sind bereits ausgebucht, sagt Torsten Zichner von der Wirtschaftsförderung. Die Anmeldung läuft seit 15. Januar. Über die Internetseite www.sachsen-schau-rein.de ist eine Buchung möglich. Die Schüler werden für den Termin freigestellt und erhalten eine kostenlose Schau-rein-Fahrkarte für die öffentlichen Verkehrsmittel.

Auch das Team von TMD Friction Coswig hofft, dass in der zweiten Märzwoche so mancher Neugierige den Weg auf die Industriestraße findet – und Interesse an der Bremsbelagproduktion.