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„Darts-Spieler haben noch Ecken und Kanten“

Die Darts Open kommt zurück nach Riesa. Die SZ sprach mit dem Veranstalter über den Reiz des Sports.

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© Sebastian Schultz

Riesa. Im September messen sich die besten Dartspieler in Riesa. Die SZ sprach mit Timo Gans von der Professional Darts Corporation Europe über die Veranstaltung und die Professionalisierung des Sports.

Timo Gans ist zuständig für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit bei der PDC Europe, die die Darts Open veranstaltet.
Timo Gans ist zuständig für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit bei der PDC Europe, die die Darts Open veranstaltet. © S. Straßenburg

Herr Gans, seit 2015 findet die Darts Open nicht mehr in Leipzig statt, sondern in Riesa. Ganz ehrlich: Ist die Sachsenarena eine Verlegenheitslösung?

Überhaupt nicht! Dass wir nach Riesa gekommen sind, liegt an den speziellen Anforderungen, die wir an die Hallen haben. Wir benötigen einen großen Innenraum und viele Räume im Backstage-Bereich, die Größe der Tribüne ist dagegen nicht so wichtig. Von diesen Hallen gibt es in Deutschland nur wenige in der von uns angestrebten Größe. Die Sachsenarena ist für uns perfekt!

Wie lief die Riesa-Premiere 2015?

Wir sind sehr zufrieden gewesen. Insgesamt zählten wir über die drei Tage zirka 10 000 Zuschauer. In diesem Jahr hoffen wir, dass es 15 000 werden.

Wer schaut sich denn die Darts Open überhaupt an?

Da unterscheidet sich Riesa nicht so sehr von anderen Turnieren. Die meisten kommen aus einem Umkreis von 50 Kilometern. Gut 80 Prozent der Zuschauer sind männlich. Und es ist ein sehr junges Publikum, die Hälfte der Besucher ist zwischen 18 und 35 Jahre alt.

Spielt denn jeder von denen aktiv?

Es gibt einige wenige, die auch selbst spielen. Die beobachten dann sehr genau die Tricks der Profis, schauen sich die Wege und die Zielrichtung an. Das ist aber eine Minderheit. Die meisten kennen Darts aus dem Fernsehen und wollen es einmal live erleben. Viele davon werden zu Wiederholungstätern.

Und die Sportler? Ich finde es schwer vorstellbar, dass jemand seinen Lebensunterhalt damit verdient, Pfeile auf eine Scheibe zu werfen...

Man kann sehr gut davon leben! Weltmeister Michael van Geerven bekommt im Jahr etwa eine Million Euro an Siegprämien. Und die Preisgelder sind in den letzten Jahren stetig gewachsen. Die Top 50 in der Weltrangliste sind nahezu allesamt Spieler, die von ihrem Sport leben können.

Was für Leute sind das denn, die mit Dartspielen ihr Geld verdienen?

Leute wie Du und Ich, meist aus einfachen Verhältnissen. Die sehen auch nicht aus wie Topathleten. Das macht auch einen Teil des Reizes aus: Die Identifikation fällt leichter. Es gibt im Darts keine aalglatten Spieler ohne Ecken und Kanten.

Worauf kommt es denn an, wenn man in dieser Sportart erfolgreich oben mitspielen will?

Wie in fast allen Sportarten auf eine Mischung aus Talent und Training. Inzwischen schafft es kaum noch einer in den Profibereich, der nicht im Teenager-Alter angefangen hat zu werfen. Die Profis trainieren heute drei bis vier Stunden pro Tag, vor wichtigen Wettkämpfen noch mehr. Es ist wirklich ein professioneller Sport geworden.

Was wird denn beispielsweise trainiert?

Zum Beispiel die Checkout-Wege. Ziel ist es ja, die 501 Punkte exakt auf Null herunterzuschießen. Diese Wege zu beherrschen, ist eine entscheidende Komponente. Ein Profi kann Ihnen im Schlaf herunterbeten, wie er 121 Punkte mit drei Pfeilen auf Null wirft.

Bei aller Entwicklung zum Profisport: Anderswo ist man doch schon deutlich weiter, oder? Ich denke da an England...

Dort herrscht auch eine Pub-Kultur, die wir so bei uns nicht haben. Die sind in der Breite weiter, das stimmt. Aber wir beobachten einen Anstieg, sowohl was die Mitgliederzahlen in Vereinen angeht, als auch den Verkauf von Pfeilen und Scheiben für deutsche Hobbykeller.

Und wann könnte der erste Deutsche bei einem Turnier oben mitmischen?

Wenn man das so genau wüsste... Mit Max Hopp haben wir einen, der gute Voraussetzungen hat. Der ist 19 und Juniorenweltmeister. Allerdings kann man so etwas nicht planen. Da braucht es neben Talent viel Ehrgeiz und die richtige Einstellung. Max hat all das. Hoffen wir, dass er es packt.

Das Gespräch führte Stefan Lehmann.