Merken

Das Ampel-Mysterium von Zehren

Seit Monaten stauen sich auf der B6 nahe Meißen die Autos. Kurios: Die Schiffe auf der Elbe sind daran nicht unschuldig.

Teilen
Folgen
© Andreas Weihs

Von Christoph Scharf

Autofahrer lernen auf der B6 zwischen Meißen und Riesa zwangsläufig Geduld. Seit März stehen in Höhe von Zehren gleich drei Bauampeln hintereinander. Mehrfach dehnten sich dort die Rotphasen ins Unendliche aus. Gelegenheit genug für Autofahrer, Bagger und Bauarbeiter zu beobachten – und sich zu wundern, dass gar kein Auto mehr entgegen kommt. Dafür tuckert gemächlich unterhalb der Elbwiesen ein Dampfer vorbei. Die Warteschlange wird währenddessen immer länger – bis es jemandem an der roten Ampel zu bunt wird und er die Polizei ruft.

Die Beamten müssen zeitweise den Verkehr per Hand an der Baustellenampel vorbeiwinken. Und in Dippoldiswalde wundert sich Gerold Kleber, warum die Baustelle seiner Firma schon wieder mit einer Stauwarnung im Verkehrsfunk auftaucht. „Das war für uns völlig unerklärlich“, sagt der Chef der Baufirma Kleber-Heisserer, die seit März an der B6 im Elbtal baut. Im Auftrag des Freistaats sind dort insgesamt elf Durchlässe zu erneuern, die das bei Unwettern von den Hängen herabschießende Wasser sicher unter der Fahrbahn durchleiten sollen. Wie wichtig so etwas sein kann, zeigte sich in der vergangenen Woche: Da verwüsteten Schlammfluten das Meißner Triebischtal und weite Teile der Gemeinde Klipphausen.

Die Bauleute selbst hätten sich am liebsten eine Vollsperrung gewünscht, um schneller fertig zu werden. Aber das ist nicht so einfach: Täglich nutzen im Schnitt 8.500 Fahrzeuge die Strecke.

So entschied man sich an der B6 in Zehren für einen Kompromiss – und drei separat mit Ampeln abgesperrte Baustellen, in denen jeweils drei bis vier Durchlässe gleichzeitig gemacht werden. Und hier kommt das Problem mit den langen Rotphasen ins Spiel. Bei Überprüfungen allerdings funktionierte die Technik tadellos. Es dauerte eine ganze Weile, bis man der Ursache auf die Spur kam: Der CB-Funk der vorbeituckernden Elbdampfer stört die per Funk aufeinander abgestimmten Ampeln. „Wenn eine Ampel ihren Zwilling nicht mehr finden kann, schaltet sie automatisch auf Rot“, sagt Bauleiter Rocco Höhne. Mittlerweile sind die Anlagen mit Kabeln miteinander verbunden – und idealerweise rollt der Verkehr per grüner Welle durch die drei Baustellen.

Geblieben ist allerdings der Frust mancher Autofahrer, die sich über verwaiste Baustellen beschweren. Würde man täglich bis 20 Uhr durcharbeiten, ginge alles viel schneller, meinen sie. Dem widerspricht Firmenchef Gerold Kleber. „Nur weil die Autofahrer mal eine Zeit lang keinen Arbeiter sehen, heißt das noch lange nicht, dass niemand arbeitet.“ So seien unterhalb der Fahrbahn schalende, betonierende, montierende Arbeiter von oben nicht wahrzunehmen. Außerdem gäbe es Zwangspausen, weil Beton aushärten oder man auf den Einsatz von Spezialtechnik von Fremdfirmen warten müsse – etwa von Straßenfräsen. Dazu kommen Beschädigungen durch Autos an Behelfsbrücken und Absperrungen, die erst repariert werden müssten. Die Firma habe doch selber das größte Interesse daran, dass die Arbeiten zügig vorangingen. „Wir werden nach Leistung bezahlt, nicht nach Stunden“, sagt Bauleiter Rocco Höhne. „Und unsere Baustellenfahrzeuge stehen selbst im Stau.“

Einen Tipp für Autofahrer hat er auch noch: Rollt der Verkehr bei grüner Ampel, sollte man keinesfalls schon frühzeitig auf die linke Spur wechseln. Sonst geht der auf die rechte Fahrbahn gerichtete Sensor davon aus, dass niemand mehr kommt – und schaltet schnell wieder auf Rot.