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Das „Blaue Wunder“ von Rammenau

Blaudruck spielt auf den Leinentagen in diesem Jahr eine besondere Rolle. Eine Dresdner Designerin macht daraus tolle Mode.

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© Thomas Kretschel

Von Ingolf Reinsch

Bischofswerda. Da ist nichts von der Stange: Die von Katja Fietz entworfene Mode ist individuell. Die in Dresden lebende Designerin verbindet das alte Handwerk des Blaudruckes mit modernen Formen und Schnitten, die auch junge und jüngere Leute ansprechen. In ihrer Kollektion „Indigo“ bietet sie Mode für Frauen und Männer: Kleider, Röcke, Blusen, Hosen, Hemden, Schals … Mit dieser Kollektion kommt sie am Wochenende nach Rammenau zu den 23. Internationalen Oberlausitzer Leinentagen. Katja Fietz präsentiert ihre Mode dort nicht nur auf dem zweitägigen Markt in der Landbarockanlage, zu dem fast 200 Designer und Kunsthandwerker aus allen Teilen Deutschlands und weiteren europäischen Ländern erwartet werden. Sie darf sich zur offiziellen Eröffnung am Sonnabend, 13 Uhr, auch mit einer Modenschau präsentieren. Schloss-Mitarbeiterin Mareen Tschoppe: „Die Leinentage stehen in diesem Jahr ganz im Zeichen des „Blauen Wunders“ – dem Blaudruck. In Ihrer Kollektion „Indigo“ hat Katja Fietz zusammen mit der Blaudruckwerkstatt von Cordula Reppe in Pulsnitz zusammengearbeitet, der ältesten, noch in Betrieb befindlichen Blaudruckerei in Deutschland.“

Alte Technik, modernes Design

„Indigo“ ist die Abschlusskollektion, die Katja Fietz am Ende ihres Modedesignstudiums an der Fachhochschule Dresden ergänzend zu ihrer Bachelorarbeit angefertigt hat. Sie beschäftigte sich dabei mit der Musterung von Stoffen in der traditionellen Blaudrucktechnik. „Dabei haben mich sowohl der reiche europäische wie auch der unvergleichliche japanische Muster- und Formenschatz inspiriert. Ich habe die jahrhundertealten Muster in ein modernes Gewand gebracht und gezeigt, wie zeitlos diese wundervolle Technik ist“, schreibt Katja Fietz auf ihrer Internetseite. Entstanden ist eine blaue Kollektion mit sieben Damen- und vier Herrenoutfits. Einige Outfits sind von Blaudruck-Mustern dominiert, andere streifen sie nur als Inspiration. Sämtliche Stoffe druckte die Dresdnerin in der Pulsnitzer Blaudruckwerkstatt selbst, auf zum Teil weit über 100 Jahre alten Modeln, die ihr Cordula Reppe zur Verfügung stellte. Noch jetzt druckt Katja Fietz nach Bedarf die Stoffe, die sie verarbeitet, in der Pulsnitzer Werkstatt.

Schon als Kind war die jetzt 40-Jährige gern kreativ tätig. Sie strickte, häkelte, stickte, knüpfte Kissen und Teppiche. Aus Papier, Pappmaché, Leder, Gips, Ton und Speckstein entstanden Figuren und Skulpturen, dreidimensionale Papierskulpturen, selbstgebundene und mit Leder bezogene Büchlein und vieles mehr. „Die größte Faszination ging für mich aber von Textilien aus. Nachdem ich schon verschiedene Handarbeitstechniken erlernt hatte, brachte ich mir selbst das Nähen bei und gestaltete aus abgelegten Kleidungsstücken Taschen, einfache Shirts und Röcke, von denen ich einige mehrere Jahre selbst trug“, sagt Katja Fietz.

Eine prominente Kundin

Später kam das Hobby des Reenactment, dem authentischen Nachgestalten historischer Epochen, hinzu. „Mich begeisterte der Ursprung der Textilkunst, und ich begann Kleidung so authentisch wie möglich nachzugestalten.“ Dem gingen oft lange Recherchen in Fachliteratur voraus, um das Ergebnis möglichst nah am Original anzusiedeln. Dazu beschäftigte sie sich mit traditionellen Textiltechniken wie dem Spinnen, Weben und Färben von Stoff, dem Weben von Brettchenborte und Nadelbinden – einem Vorläufer des Strickens. Längst macht sie das perfekt und hat eine prominente Kundin: Mehrere historische Kleider, die Bestsellerautorin Sabine Ebert (unter anderem der Hebammen-Romane) bei Lesungen und weiteren Veranstaltungen trägt, stammen aus ihrem Atelier.

Mode zu entwerfen, ist für Katja Fietz das zweite Standbein – und soll es auch bleiben. Ihr anderes Standbein ist ihr Beruf im Gesundheitswesen. Sie ist ausgebildete Rettungsassistentin und arbeitet jetzt als Krankenschwester auf der Intensivstation der Dresdner Uni-Klinik. Sie möchte weder den einen noch den anderen Beruf missen. „Ich bin gern Krankenschwester, arbeite aber auch gern als Designerin.“ Ihr Modedesignstudium absolvierte sie von 2013 bis 2017 neben ihrer Arbeit an der Klinik. „Ich konnte meine Arbeitszeit zurückfahren und Schichten so legen, dass ich studieren konnte“, sagt sie.

Zum zweiten Mal in Rammenau

Zu den Leinentagen nach Rammenau kommt Katja Fietz zum zweiten Mal. Schon vor einem Jahr traf sie mit ihrer Mode den Nerv vieler Besucher. „Das Interesse war groß, das Publikum sehr aufgeschlossen“, sagt sie. Und die Leinentage wirkten nach: Noch später meldeten sich Leute bei ihr, die auf der Veranstaltung in Rammenau auf die Dresdner Designerin und ihre Kreationen aufmerksam geworden sind. Das dürfte auch in diesem Jahr so sein. Die Internationalen Oberlausitzer Leinentage sind nicht nur kulturell ein Highlight für die Region. Sie tragen immer auch Messecharakter für ein breites Publikum . Mehrere Tausend Besucher werden am Sonnabend und Sonntag im Barockschloss Rammenau erwartet.

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