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Das Blütenfest ist die volle Pracht

Zum Jubiläum überboten sich die Veranstalter selbst und trotzten dem Wetter. Auch zwei Hoheiten wurden gewählt.

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© Daniel Förster

Von Alexander Müller

Die Birne hat sich schließlich durchgesetzt. Natürlich wäre es unter normalen Umständen eine Beleidigung für die 26-jährige Cathrin Petermann aus Ostrau, so bezeichnet zu werden. Doch bei der Wahl zur Blütenkönigin auf dem Borthener Blütenfest präsentierte sie eben die Birne. Neben ihrem Fachwissen und der eigenen Anmut überzeugte sie die Jury auch mit Birnenschnaps. Sie darf sich nun für ein Jahr Cathrin I. nennen. Mit ihr hatten sich noch Vertreterinnen der Äpfel, der Kirschen und der Erdbeere um die Blütenkrone beworben. Die 29-jährige Kathleen Goldammer aus Chemnitz – die „Erdbeere“ – darf sich jetzt immerhin noch Blütenprinzessin nennen. Da auf die Königin selbst in den kommenden zwölf Monaten ein straffes Programm wartet, soll die Prinzessin eine würdige Vertretung sein.

Würdig war auch alles andere, was auf dem Borthener Blütenfest geboten wurde. Immerhin war es bereits die 40. Veranstaltung dieser Art. Zum Jubiläum überboten sich die Macher, der Blütenfestverein Borthen Röhrsdorf, selbst. Als es 1975 zum ersten Mal stattfand, konnte wohl noch niemand ahnen, welche Zugkraft über die Region hinaus es einmal entwickeln würde. Ein buntes Programm gab es allerdings schon immer. So berichtet der Heimatverein Röhrsdorf in seinen Blättern zur Heimatgeschichte von Gulaschkanonen, einer Technikschau und einem kulturellen Beitrag. Inzwischen gibt es einiges mehr, um es zurückhaltend auszudrücken. Vier Tage lang konnten die Besucher aus den reichhaltigen Angeboten wählen. Ob jung, jugendlich, reiferen Alters oder zusammen mit der ganzen Familie, für alle gab es mehr als nur eine Attraktion.

Rasante Hochseilshow

Das bestätigt auch Cora Hentschel, die zusammen mit ihrer Schwiegermutter, ihrem Mann und natürlich ihrer fünfjährigen Tochter aus Dresden angereist war. „Ich würde mir ja gerne länger die tollen Verkaufsstände anschauen, aber meine Kleine zieht mich zur Kinderwelt und die Oma zur Festbühne“, erzählt sie. „Nur mein Mann hat am Bierstand seinen festen Platz gefunden“, ergänzt sie lachend. Ob ihr da schon klar war, dass es auf dem Festgelände nicht nur einen Getränkestützpunkt gab und auch das Speiseangebot echte Kerle überzeugen konnte?

Ein absoluter Publikumsmagnet, und zwar für alle Altersklassen, war definitiv der Sächsische Bergsteigerchor „Kurt Schlosser“ aus Dresden. Mit seinen 80 Männerstimmen und Liedern über die Berge ließ er keinen ungerührt und bei manchen sogar die Wahl zur Blütenkönigin zur Nebensache werden. „Wann kommt endlich der Chor“, fragt Pia Schreiber aus Löbau. Da hielt gerade die spätere Siegerin ihre Bewerbungsrede. Es sollte noch über eine Stunde dauern, bis die Besucherin endlich ihren so ersehnten Gesangsdarbietungen folgen konnte. Langweilig hätte ihr während dieser Zeit freilich nicht werden müssen, selbst wenn sie die Wahl der Königin nicht interessierte.

Dafür reichte zum Beispiel schlicht ein Blick in die Höhe. Da gab es zum einen ein Riesenrad, was seinen Namen auch verdiente. Doch das war in diesen himmlischen Sphären auf dem Borthener Blütenfest nicht einmal die Hauptattraktion. Das war ohne Zweifel die Hochseilakrobatenfamilie „Geschwister Weisheit“ aus Gotha. Mit diversen waghalsigen Hochseil-, Hochmast- und Motorradshows brachten die Artisten die Gäste zum Staunen und zum bangen Mitfiebern. Schließlich wurden sogar Blütenkönigin und -prinzessin in zwölf Metern Höhe übers Seil getragen.

Angst um die Künstler brauchte man aber nicht zu haben, schließlich besteht ihre Tradition schon länger als die des Blütenfestes. Und so berichtete Hochseillegende Rudi Weisheit von seinem bewegten Leben. Der 71-Jährige steht inzwischen aber nicht mehr auf dem Seil. Er hatte 2011 vor Tausenden Zuschauern in Monte Carlo seinen Abschied gegeben. Auf dem Blütenfest war er selbstverständlich nicht zum ersten Mal. Auch wenn Monaco vielleicht mehr Glamour bietet, so fühlte sich Rudi Weisheit in Borthen auch immer wohl. „Es ist unglaublich, was ihr im Laufe der Jahre auf die Beine gestellt habt, meine Glückwünsche zum 40!“, sagte Rudi Weisheit.

Treffen mit der Kanzlerin

Und es gibt hier sogar eine Königin, in Monaco „nur“ eine Fürstin. Welche Aufgaben jetzt auf Cathrin I. zukommen, darüber berichtete ihre Vorgängerin, Theresa Friedrich. Sie hatte sich für die Nachwuchsförderung stark gemacht. Als einen der Höhepunkte in ihrer Amtszeit bezeichnete sie jedoch ein Treffen mit der Bundeskanzlerin, der sie einen Apfel überreichte.

Auch die beiden neuen Hoheiten werden nun den sächsischen und sogar den sächsisch-anhaltischen Obstbau auf Messen, Ausstellungen oder zum Tag des offenen Obsthofes repräsentieren. Um diese Mammutaufgabe ein wenig zu versüßen, bekam die Blütenkönigin ein Preisgeld von 500 Euro und die Prinzessin von 100 Euro. Der Scheck kam von der Volksbank Pirna. Und Cathrin I. nahm ihn gern, auch wenn sie Angestellte der Sparkasse ist.